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Tango in Tucson

Tango in Tucson

Titel: Tango in Tucson
Autoren: Dawn Atkins
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1. KAPITEL
    "Vorsicht! Da ist das Ding!"
    Cassie Wellington kam aus dem Café gerannt, gerade rechtzeitig, um zu sehen, wie die Pythonschlange aus ihrem Terrarium glitt, sich über das Schild mit der Aufschrift "Das Ding" schob und sich dann geschmeidig über den Fußboden ringelte.
    "Wahnsinn!" Ein Junge hüpfte aufgeregt herum. Er hatte den Deckel des Terrariums in der Hand, den er abgenommen hatte. Seine Mutter stand mit bleichem Gesicht an der Wand. Die Postkarten, die sie in den Händen gehalten hatte, waren heruntergefallen.
    "Er ist vollkommen harmlos", versicherte Cassie der Frau, drückte sich dann aber selbst an die Wand, um die Schlange vorbeizulassen. Monty Python, wie Onkel Jasper ihn nannte, mochte zwar zahm sein, war aber ziemlich groß, und Cassie wollte ihm lieber nicht den Weg versperren.
    Als die Schlange außer Sicht war, fuhr die Frau ihren Sohn an. "Ich habe dir doch gesagt, du sollst nichts anrühren. Es tut mir so Leid", sagte sie dann zu Cassie, bevor sie mit dem Jungen hinauseilte.
    Cassie war enttäuscht, nun keine Postkarten verkaufen zu können, aber sie hatte jetzt andere Sorgen. Sie musste Monty einfangen, bevor er sich irgendwo verkroch, wo sie nicht an ihn herankam. Sie sah sich in dem
    Kuriositätenkabinett um, blickte an der Pyramide aus Tierskeletten, dem riesigen ausgedörrten Dornengestrüpp, der zweiköpfigen Wildkatze und der Tarantel vorbei zu der Wand, wo Kaffeebecher, Löffel, Schlüsselringe und Anhänger mit dem Logo des Kuriositätenkabinetts aufgereiht waren.
    Dann sah sie das perfekte Einfanginstrument - einen Schlangenkopf aus Plastik an einer langen Stange, die in einer Schlinge endete. Außerdem nahm sie sich eine Tasche, in die sie die Python stecken wollte.
    Sie lief ins Café und hielt dabei nach Monty Ausschau. Zum ersten Mal in den zwei Tagen, die sie jetzt hier war, war sie dankbar dafür, dass keine Gäste da waren. So gab es jetzt wenigstens keine Panik wegen der Schlange. Der Junge und seine Mutter waren heute die einzigen Besucher gewesen, die Jaspers Sammlung von seltsamen Dingen aus der Wüste hatten sehen wollen. Cassie hatte gerade Kaffee gekocht, den sie zu Onkel Jaspers Erdbeer-Rhabarber-Kuchen servieren wollte, als der Junge das Terrarium geöffnet hatte.
    Endlich sah Cassie eins der Dreiecke aus Metall glitzern, die an Monty klebten und ihr das Aussehen eines Drachen ohne Beine und Flügel verleihen sollten. Er glitt gerade an der Rückwand einer Nische hoch und schlang sich schließlich um die Neonreklame über der Tür des Cafés. Dort schien er sich nach einem Spalt umzusehen, in dem er verschwinden konnte.
    Na toll. Jetzt musste sie auch noch da hinaufsteigen. Aber sie würde das schaffen. Sie konnte alles schaffen. Immerhin hatte sie darauf bestanden, wie alle anderen Angestellten behandelt zu werden, als sie ihren Bruder Wade überredet hatte, ihr Arbeit in einer der Niederlassungen der Wellington-Restaurantkette zu geben. Wade hatte sie daraufhin in das abgelegenste, unprofitabelste Restaurant geschickt, wo sie ihrem Lieblingsonkel helfen sollte.
    Keine Sonderbehandlung, richtig. Aber das war umso besser. Sie würde ihrem Bruder beweisen, was sie konnte.
    Zwar plante sie lieber Verkaufsstrategien, als Pfannkuchen zu backen oder Schlangen einzufangen, aber sie konnte nicht erwarten, über Nacht eine erfolgreiche Geschäftsführerin zu werden. Und für jemanden, der so entschlossen war wie sie, war eine vier Meter lange Python kein Hindernis. Sie hätte sogar mit Alligatoren gekämpft, wenn das ihre Karriere hätte fördern können.
    Dies war nichts weiter als eine Chance, sich zu beweisen. Sie würde es schaffen.
    Oder bei dem Versuch in Ohnmacht fallen.
    Nun schob sie einen Hocker gegen die schwere Holztür, hielt Tasche und Stange fest und stieg hoch. Montys angeklebte Hörner saßen schief, und er konnte Cassie genauso wenig Angst einjagen wie das gruselige Bild von ihm, das fünf Meilen entfernt am Highway stand. Trotzdem ...
    Cassie atmete tief ein, drückte auf den Hebel, mit dem man das Maul der Plastikschlange öffnete, und schob diese langsam in Montys Nähe.
    Sofort wurde ihr klar, dass das Plastikinstrument bei der schweren Schlange völlig nutzlos war, und sie ließ es fallen. Leider würde sie Monty mit bloßen Händen einfangen müssen. Das versuchte sie gerade, als die Tür gegen ihren Hocker knallte. Mist! Sie hatte vergessen abzuschließen.
    "Einen Moment!" rief sie, aber der Besucher drückte kräftiger gegen die Tür, die
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