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Bullet Catcher: Wade (German Edition)

Bullet Catcher: Wade (German Edition)

Titel: Bullet Catcher: Wade (German Edition)
Autoren: Roxanne St. Claire
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Prolog
    Charleston, South Carolina, 1978
    »Wen haben wir denn da? Ist das nicht die hübscheste Verdächtige von ganz Charleston County?« Das Neonlicht zeichnete ungesunde, gelbliche Flecken auf die Wangen des Mannes, der soeben den Verhörraum betreten hatte.
    Eileen Stafford straffte sich auf ihrem unbequemen Holzstuhl und erwiderte seinen Blick. »Wo ist mein Anwalt?«
    »Der kommt schon noch, Süße. Der kommt. Was dagegen, wenn ich mich setze?« Er riss den zweiten Stuhl unter dem Tisch hervor, drehte ihn herum und schwang sein Bein rittlings über die Sitzfläche. »Sie wissen schon noch, wer ich bin, oder?«
    Als könnte sie den Mann vergessen, der sie mit einer Taschenlampe geblendet, mit Handschellen gefesselt und sie vom Fahrersitz seines Streifenwagens aus niedergebrüllt hatte.
    Sie blieb stumm. Alles, was Sie sagen, kann und wird vor Gericht gegen Sie verwendet werden .
    »Wir haben uns neulich abends auf der Ashley Bridge getroffen.« Er hob seine dichten schwarzen Augenbrauen, bis sich tiefe Falten auf seiner Stirn bildeten, ein Ausdruck freundlichen Interesses.
    Eileen funkelte ihn an. »Ja, Sie waren rein zufällig unterwegs, Ihr Partner und Sie, um nach Leuten Ausschau zu halten, die gerade von einem Tatort wegfahren.«
    »Oh nein, Schätzchen, Sie wissen doch genau, wie das war. Jemand hat Sie weglaufen sehen und die Polizei gerufen. Und während wir Ihnen aus Charleston hinaus folgten, wurde Miss Sloanes Leiche gefunden.« Er hielt die Handflächen hoch, als wollte er sagen, so was passiere einem eben ständig, wenn man ein guter Polizist sei.
    Dabei war er das genaue Gegenteil von einem guten Polizisten. Merkte er denn nicht, dass diese Geschichte fadenscheinig und von vorne bis hinten konstruiert war? Sie hatte den Mord beobachtet. Sie war Zeugin gewesen. Sie wusste, wer der Täter war. Und doch saß sie jetzt hier und schwitzte, weil sie seit Stunden auf einen Verteidiger wartete, der nicht kam. Sobald er da war, würde sie ihm erzählen, wer da geschossen hatte und wer die Pistole auf ihren Beifahrersitz gelegt hatte – die Pistole, die sie nie zuvor gesehen und niemals angerührt hatte.
    Aber würde sie tatsächlich den Mut aufbringen, die Wahrheit zu sagen und sich mit dem mächtigsten Mann des County anzulegen? Der Gedanke verursachte ihr böses Bauchgrimmen.
    »Warum haben Sie es getan, Miss Stafford?«
    Sie biss sich auf die Lippe.
    »›Miss‹ ist doch richtig, oder?« Haselnussbraune Augen senkten sich auf ihre Brüste. »Aber gewiss. Ich habe Sie schon bei Gericht gesehen. Sie sind ganz schön kokett. Immer offen und freundlich zu den Richtern und Anwälten. Sie sind Schreibkraft bei Gericht, nicht wahr? Genau wie die andere … die Verstorbene.«
    »Deshalb bin ich auch klug genug, um zu wissen, dass ich ohne Anwalt kein Wort zu sagen brauche.«
    Er stützte kichernd seine Ellbogen auf die Tischplatte und legte das Kinn in seine gekrümmten Hände. »Und klug genug, um zu wissen, dass das Rechtswesen in South Carolina nicht immer so funktioniert, wie es soll.«
    Sie unterdrückte einen Schauder, versuchte ihre Angst vor ihm zu verbergen. »Ich werde nicht mit Ihnen reden, Officer.«
    »Dann sollten Sie mir wenigstens zuhören … Leenie.«
    Oh Gott – nur ein Mensch auf der Welt nannte sie so. Und das bedeutete ganz klar, dass das, was der Cop gleich sagen würde, eine Botschaft von ihm persönlich war.
    »Gut zuhören, ja?« Bei seinem Blick schlug ihr das Herz wild gegen die Rippen. »Ich habe Ihnen einen Deal vorzuschlagen.«
    »Einen Deal?« Welcher neue Albtraum wartete da auf sie? Der Mann, der ihr Glück zerstört hatte, indem er sie zu einer Entscheidung zwang, die sie bis an ihr Lebensende bereuen würde – dieser Mann war zu allem fähig. Er schreckte vor nichts zurück, nicht vor Lug und Trug, nicht vor Raub und – Grundgütiger! – auch nicht vor Mord.
    »Es ist ganz einfach. Sie erzählen Ihrem Anwalt ganz genau, wie Sie Wanda getötet haben, wie Sie ihr in dieser Gasse aufgelauert haben, der Frau, die Ihnen den Rang als hübscheste Tippse des Gerichts streitig gemacht hat, und – «
    »Ich habe niemandem aufgelauert – «
    »– und dann sorgen wir dafür, dass Sie nicht auf den heißen Stuhl kommen.« Einer seiner dünnlippigen Mundwinkel hob sich leicht. »Sie wissen doch, was ich mit dem heißen Stuhl meine, nicht wahr, Leenie?«
    »Seit neunzehnhundertzweiundsechzig ist in diesem Bundesstaat niemand mehr auf dem elektrischen Stuhl exekutiert
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