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Die Gefangenen des Korallenriffs

Die Gefangenen des Korallenriffs

Titel: Die Gefangenen des Korallenriffs
Autoren: Jurij Kusnezow
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Koordinaten nicht richtig abgelesen, oder dem Löwen Grau war bei der Übermittlung ein Fehler unterlaufen…
    Selbstverständlich gaben sie nicht so schnell auf. Noch verfügten sie über ausreichend Proviant und Trinkwasser, konnten mit dem »Arsak« weiter den Golf durchpflügen. Auch hatten sie ja das Schreiben des Hafenchefs, mit dem alle Schiffskapitäne aufgefordert wurden, der Besatzung des Katamarans im Notfall Hilfe zu erweisen.
    Kau-Ruck überprüfte ein ums andere Mal seine Berechnungen, Sor aber schaute immer wieder mitleidig zu dem Jungen, dessen Wiedersehen mit dem heißgeliebten Onkel in weite Ferne gerückt schien. Dabei hatte er sich so darauf gefreut.

    Plötzlich sagte Sor ärgerlich:
    »Verflixt, wir sind schon wieder vom Kurs abgewichen! Möchte bloß wissen, was das zu bedeuten hat! Man könnte fast meinen, hier in der Nähe befindet sich ein Magnet, der den Katamaran unmerklich anzieht.«
    »Was murmelst du da?« fragte Kau-Ruck erstaunt. »Du hast dich zur Abwechslung wohl aufs Beschwören verlegt?«
    »Hier geht’s tatsächlich nicht mit rechten Dingen zu«, knurrte Sor gereizt. »Man könnte direkt abergläubisch werden.«
    »Na los, wir überprüfen das gemeinsam.« Kau-Ruck war froh, aus seinen düsteren Gedanken gerissen zu werden.
    Sors Vermutung sollte sich bestätigen: Da war wirklich eine unsichtbare Kraft, die sie magisch anzog und vom Kurs abkommen ließ. Statt geradeaus zu fahren, wie sie es vorhatten, beschrieb der Katamaran immer wieder einen leichten Bogen.
    Der Pilot wollte der Sache auf den Grund gehen. Er drosselte das Tempo noch weiter und schaltete den Motor auf den niedrigsten Gang. Nun konnten sie es ganz genau beobachten: Das Schiff fuhr jetzt nicht einfach mehr im Bogen, sondern regelrecht im Kreis. Dabei stellte sich nach einiger Zeit heraus, daß diese Kreise immer kleiner und enger wurden. Das aber konnte nur bedeuten: Der »Arsak« bewegte sich auf einer Spirale, die in irgendeinem, ihnen noch unbekannten Punkt endete.
    Plötzlich bemerkten die Männer, daß Chris ein furchtbar erschrockenes Gesicht machte, seine Augen waren vor Staunen weit aufgerissen. Offenbar unfähig, auch nur ein einziges Wort herauszubringen, wies er mit der ausgestreckten Hand auf den Bug des Katamarans. Genauer gesagt, auf die Stelle, wo er sich eigentlich hätte befinden müssen. Doch der Bug war nicht mehr da! Es sah aus, als hätte ein riesiger Sägefisch die Nase des »Arsak« einfach abgetrennt. Aber das war noch nicht das schlimmste. Sekunden später bemerkten die drei zu ihrem nicht geringen Entsetzen, daß sie zu trudeln begannen, eingesogen wurden von einem unsichtbaren Strudel.
    Gleich darauf wurde der Katamaran heftig durchgeschüttelt. Er bekam einen Stoß und noch einen Stoß, so als wäre das Schiff auf ein Hindernis geprallt und hätte es durchbrochen. Die drei verloren das Gleichgewicht und fielen, sich ineinander verkeilend, zu Boden.
    Schon im nächsten Moment waren sie wieder auf den Beinen, versuchten Klarheit zu gewinnen. Dabei hielten sie sich jetzt allerdings vorsichtigerweise an der Reling fest.
    Aber nichts geschah mehr. Im Gegenteil, der Katamaran lag nun ganz friedlich da, und zwar, wie sie zu ihrer großen Verblüffung feststellen mußten, inmitten einer grünlichblauen Lagune, die von einem wunderschönen ringförmigen Korallenriff umschlossen wurde.
    Kau-Ruck, Sor und Chris versuchten, jenseits des Riffs irgendetwas zu erkennen, doch vergeblich. Da gab es einfach nichts mehr, weder den Ozean noch den Himmel! Nichts von alledem, was sie in den vergangenen Tagen im Übermaß umgeben hatte.
    Um sie her war nur Stille und Leere.

IN GEFANGENSCHAFT
    »Da hätten wir das Korallenriff, nach dem wir so lange gesucht haben«, sagte Kau-Ruck erstaunlich gelassen. »Wäre Sor nicht so aufmerksam gewesen, hätten wir noch endlos danach Ausschau halten können. Ich möchte bloß wissen, warum das Atoll vom Meer aus nicht zu sehen war, so wenig übrigens, wie man von hier aus das Meer entdeckt.«
    »Was mich betrifft, so verdanke ich diesem Riff fürs erste eine riesengroße Beule am Kopf«, erwiderte Sor nicht weniger gelassen. Und er preßte, um zu verhindern, daß sie weiter anschwoll, ein kupfernes Fernrohr an den Scheitel, das Chris ihm eigens zu diesem Zweck großzügig überlassen hatte. Es war ein Geschenk von Charlie Black und sein größter Schatz. Er hütete ihn wie seinen Augapfel.
    »Aber da ist er ja, da ist Onkel Charlie!« rief in diesem Augenblick, außer
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