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Die Gefangenen des Korallenriffs

Die Gefangenen des Korallenriffs

Titel: Die Gefangenen des Korallenriffs
Autoren: Jurij Kusnezow
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sich vor Freude, Chris. »Ich hab’s doch gewußt, daß wir ihn finden. Bloß ist er nicht allein! Wenn ich nicht ganz sicher wäre, hier an Bord des ›Arsak‹ zu sein, würde ich schwören, daß ich selber, ich und kein anderer, neben ihm stehe. Was hat das zu bedeuten?«
    Kau-Ruck und Sor schauten in die Richtung, in die der Junge wies, und tatsächlich stand linkerhand, etwa vierzig Meter vom Katamaran entfernt, Charlie Black in höchsteigener Person am Ufer. Mit einem Bengel, der wirklich große Ähnlichkeit mit Chris besaß.
    »Stimmt, der Junge dort könnte glatt Chris sein«, bestätigte Sor.
    »Moment«, rief Kau-Ruck, »dieses Bürschchen hab ich doch schon mal gesehen!« Er blickte genauer hin, dachte angestrengt nach, und plötzlich fiel es ihm wie Schuppen von den Augen. »Aber ja, jetzt hab ich’s! Ilsor und ich sind schon einmal auf ihn gestoßen. Wir konnten ihm sogar helfen, als er im Elmenland gefangen war. Allerdings sind wir ihm nicht direkt begegnet. Zwischen ihm und uns gab es eine Art undurchdringlichen Schutzschild. Das war damals, als wir den Tunnel erkundeten, der die Rameria mit der Erde verbindet. Durch Grau haben wir erfahren, daß ein anderer Tunnel hinter dem Schutzschild zum Planeten Irena führt. Das unsichtbare Korallenriff ist vielleicht auch ein Werk der Irener. Doch was sollen wir noch lange herumrätseln, gleich werden wir Genaueres erfahren.«
    Chris staunte immer noch über den anderen Jungen, der sein Doppelgänger sein könnte. Nicht schlecht, dachte er, neben Onkel Charlie noch einen Spielgefährten vorzufinden! Allerdings war er auch ein bißchen eifersüchtig: Ihn, den eigenen Enkel, nahm der alte Käptn nie auf Reisen mit, diesen fremden Jungen dagegen hatte er sogar auf einer unbewohnten Insel bei sich.
    Sor und Kau-Ruck hatten inzwischen ein Segel gesetzt, und ein leises Lüftchen brachte sie nun geradenwegs zu Charlie Black und seinem Begleiter.
    Für den Seemann, obwohl er sich mit allen Meerestücken und in allen Schiffstypen bestens auskannte, war das unverhoffte Auftauchen des Katamarans mehr als eine Überraschung. Was für ein Schiff, das da, gleichsam vom Himmel herab, direkt bei ihm anlegte!
    Er sah die drei Leute an Deck, die beiden Erwachsenen, allem Anschein nach keine Amerikaner, und das Bürschchen.
    »Bei allen Eisbergen der Polarmeere, diesen Schiffsjungen kenne ich doch!« rief Charlie und stürzte auf den Katamaran zu.
    Chris, der es nicht erwarten konnte, bis Sor das Fallreep heruntergelassen hatte, sprang kurzerhand über die Bordwand und in den weißen weichen Sand. Er fing den Aufprall geschickt ab, schnellte hoch wie eine Feder und lag schon im nächsten Moment in den Armen des Onkels.
    »Heiliger Klabautermann, daß ich dich hier wiedersehe, mein Kleiner, hätt ich nicht gedacht!« murmelte Charlie gerührt und klopfte dem Enkel liebevoll den Rücken. »Wie habt ihr um Himmels willen zu uns gefunden?! Wir fühlen uns hier nämlich wie die Igel im Nebel – sehen nur das bißchen Atoll und nichts weiter. Das ist noch viel schlimmer als auf einer unbewohnten Insel, wo man wenigstens das Meer um sich hat und die Chance, eines Tages irgendwo ein Schiff zu sichten, dem man durch ein Rauchfeuer Signal geben kann, damit sie einen abholen.«
    Chris erzählte den beiden in einem Atemzug alles über die Freunde von der Rameria und die Rettungsexpedition, die sie organisiert hatten, vergaß auch nicht, den Löwen Grau zu erwähnen, der als Elm auf der Irena gewesen war und ihnen die Koordinaten des Korallenriffs übermittelt hatte.

    »Aber ja, der Höhlenlöwe – ein unheimlich sympathisches Tierchen! Hat er sich also tatsächlich alles gemerkt und es weitergegeben!« Der alte Käptn war sichtlich beeindruckt.
    Während Onkel und Neffe miteinander schwatzten, standen die anderen taktvoll ein Stück abseits, um nicht zu stören. Doch dann besann sich Charlie Black:
    »Tausend Anker, wir stehn hier rum und wetzen die Zungen, statt uns miteinander bekanntzumachen!«
    Er stieß Chris mit einem leichten Schubs zu dem anderen Jungen hin und sagte:
    »Das ist Kostja Talkin, er stammt aus Sibirien und ist
    gewissermaßen mein Leidensgenosse. Ebenso wie Grau und meine Wenigkeit, war auch er als Elm auf der Irena. Bei mir ist die Sache klar: Ich bin über das verdammte Riff gestolpert und genau hierher zurückgekehrt. Wie aber Kostja an diesen Ort geraten ist, kann höchstens Ol erklären…« Und auf den verständnislosen Blick des Enkels hin: »Ach ja, der
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