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Die Gefangenen des Korallenriffs

Die Gefangenen des Korallenriffs

Titel: Die Gefangenen des Korallenriffs
Autoren: Jurij Kusnezow
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blättern.
    Chris machte sich vor Schreck ganz klein. Gleich passiert es, dachte er, bestimmt werden sie die beiden abführen, »zur Klärung eines Sachverhalts«, wie sie das immer nennen. Wenn Sor und Kau-Ruck schweigen, wird sich die Untersuchung gewiß endlos hinziehn, sagen sie aber die Wahrheit, daß sie nämlich Außerirdische sind, wird man sie glatt für verrückt halten. Im ersten wie im zweiten Fall wird das unsere Fahrt mächtig verzögern.
    Doch nichts dergleichen geschah. Im Gegenteil, Chris glaubte seinen Augen nicht zu trauen, als der Polizeichef plötzlich die Hand ausstreckte und sich von einem der Beamten einen großen quadratischen Stempel geben ließ. Gleich darauf zierte das Innere beider Pässe ein schöner, fetter Aufdruck. Der Dicke zückte einen Füllfederhalter und setzte schwungvoll seinen schnörkeligen Namenszug mitten hinein. Dann nahm er ein Blatt Papier entgegen, das Kau-Ruck ihm reichte, studierte es flüchtig und schrieb ein paar Sätze. Diesmal wurde die amtliche Handlung mit einem runden Stempel besiegelt. Als auch das getan war, machten die drei Polizisten wortlos kehrt und stiegen das Treppchen hinab zurück in ihr Boot. Kau-Ruck gab ihnen das Geleit und reichte jedem von ihnen zum Abschied die Hand. Er blieb am Fallreep stehen, bis das Polizeiboot abgelegt hatte. Als die Beamten endlich weg waren, drehte er sich zu seinen beiden Gehilfen um, die ihn verständnislos anschauten.
    »Die Sache ist geritzt!« rief Kau-Ruck aufgeräumt und zwinkerte seiner Mannschaft vergnügt zu. »Das hier«, er tippte auf die Pässe, »ist ein Visum für eine ungehinderte Aus- und Wiedereinreise in dieses schöne Land. Und das«, er wies auf das Blatt Papier, »ist eine Bitte an alle Schiffskapitäne, dem ›Arsak‹ und seiner Crew jede nur erdenkliche Hilfe bei der Suche nach Charlie Black zu erweisen. – Hör mal, Sor, du kannst die dumme Miene, die du während der Kontrolle wirklich vorzüglich zur Schau gestellt hast, ruhig wieder ablegen. Wie ich feststellen muß, hat Chris sich schon richtig angesteckt!«
    »Was für Dokumente hast du ihnen um Himmels willen vorgelegt?« fragten der Matrose und der Schiffsjunge wie aus einem Mund. »Wir besitzen doch gar keine gültigen Pässe!«
    »Was heißt, wir besitzen keine?« Kau-Ruck tat erstaunt. »Und was ist das hier?«
    Er hielt den beiden die Ausweise unter die Nase, in denen schwarz auf weiß, allerdings in einer fremden Sprache, geschrieben stand, daß Kau-Ruck oberster Polizeichef und Sor Patrouillenpolizist auf der Rameria waren.
    »Meine Güte, ist das toll«, rief Chris, »du hast sie hypnotisiert!«
    »Nun ja, ich hab nur meine alten Fertigkeiten als Menvit ein bißchen aufgefrischt«, seufzte der Pilot mit scheinbarem Bedauern. Er spielte damit auf die Zeit an, da sein Volk auf der Rameria die freundlichen Arsaken durch Hypnose beherrscht und unterdrückt hatte. Und er fuhr fort: »Wir können den alten Charlie doch nicht bis ans Ende seiner Tage auf diesem fernen Korallenriff schmoren lassen. Doch jetzt heißt es Fersengeld geben, ehe die Obrigkeit es sich anders überlegt.«
    Sie hißten die Segel, und kurze Zeit später lag die Küste hinter ihnen. Der »Arsak« fuhr auf die offene See hinaus.

DER UNSICHTBARE MAGNET

    Nun wurde endlich Wirklichkeit, wovon Chris Tall schon so lange geträumt hatte! Bereits als kleiner Junge hatte er wie gebannt den Worten Onkel Charlies gelauscht, wenn der von seinen unzähligen spannenden Meeresabenteuern erzählte.
    Diesmal aber war Chris sogar vollwertiges Mitglied einer Expedition. Er war Schiffsjunge auf einer der schönsten Jachten der Welt!
    Das Wetter war prächtig. Der Pilot Kau-Ruck, an kosmische Geschwindigkeiten gewöhnt, beschloß erneut die Triebwerke zu zünden. Hier auf dem weiten Meer konnten sie schwerlich jemanden rammen, es sei denn jenen respektlosen Hai, dessen Rückenflosse mal rechts, mal links vom »Arsak« auftauchte. Er umkreiste den Katamaran, hoffte ganz offensichtlich auf eine üppige Mahlzeit und hielt das Schiff nicht im mindesten für einen Gegner, der ihm gefährlich werden könnte. Chris aber, der das große Meerestier zum erstenmal aus so geringer Entfernung zu Gesicht bekam und jedesmal eine Gänsehaut verspürte, sobald die schwarze Flosse des Hais dicht an der Bordwand das Wasser zerschnitt, dachte nichtsdestoweniger bei sich: Ganz schön aggressiv, mein Lieber, es muß sich aber erst noch herausstellen, wer von uns beiden den anderen frißt.
    Sor überprüfte
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