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Die Gefangenen des Korallenriffs

Die Gefangenen des Korallenriffs

Titel: Die Gefangenen des Korallenriffs
Autoren: Jurij Kusnezow
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es das Ufer hinter sich gelassen hatte, fuhr es über ausgedehnte Wiesen dahin, bis Kau-Ruck einen breiten Weg fand, der genügend Platz für die beiden Rumpfhälften bot. Die Richtung stimmte, und so glitten sie mit vollen Segeln über Land. Falls nichts Unvorhergesehenes dazwischenkam, konnten sie bei dem kräftigen Rückenwind, der herrschte, in ein bis zwei Stunden am Ziel sein.

    In der Ferne tauchte eine Farm auf, und ein paar Leute schauten herüber. Weil die Sonne blendete, konnte man nichts Genaueres erkennen.
    Der Katamaran hielt weiter Kurs und fuhr in einigem Abstand an der Gruppe vorbei. Dann hatten sie es endlich geschafft: Sie erreichten den Mississippi, den mächtigen, belebten Strom, auf dem Schiffe aller Größen und Formen verkehrten, vom gewaltigen Schlepper bis hin zur kleinsten Nußschale.
    So unterschiedlich das Aussehen all dieser schwimmenden Verkehrsmittel war, so verschieden war auch die Art ihrer Fortbewegung. Die einen wurden von Schaufelrädern getrieben, andere von Rudern oder Paddeln, dritte wiederum von Segeln, die meisten aber natürlich von Motoren. Und auch hier gab es wieder die vielfältigsten Modelle: lautlos dahingleitende Jachten, knatternde und tuckernde Kutter und schließlich Boote, die donnernd oder jaulend vorbeirasten wie Düsenjäger im Tiefflug.
    Nachdem Kau-Ruck dieses Treiben eine Zeitlang beobachtet hatte, kam er zu dem Schluß, daß er das Triebwerk des Katamarans gleichfalls einsetzen könnte, ohne sonderliche Gefahren heraufzubeschwören. Nur mußten sie einen günstigen Moment abwarten, um nicht irgendein unvorsichtiges Schiffchen zu rammen.
    Gedacht – getan. Das Ergebnis übertraf alle Erwartungen. Der Katamaran preschte los wie ein Vollbluthengst, dem man die Zügel gelockert hat. Er jagte dahin, fast ohne die Wasseroberfläche zu berühren.
    Kau-Ruck starrte angespannt auf den Fluß vor sich, bemüht, den Kurs zu halten und niemanden zu überrollen. Auch auf plötzliche Biegungen mußte er achten, um nicht versehentlich aufs Ufer hinauszuschießen. Doch das Heulen des Motors, die irre Geschwindigkeit und der Anblick dieser über dem Wasser dahinfliegenden Jacht veranlaßten die anderen Schiffe, von sich aus das Feld zu räumen. Chris, der dieses Tempo begeistert und mit einem gewissen Stolz verfolgte, hatte allerdings den Eindruck, daß ein, zwei Nußschalen dennoch kenterten, von der Bugwelle des Katamarans schlichtweg umgeworfen. Zum Glück kamen die Leute darin mit dem Schrecken davon, mit einem Bad in den schon recht warmen Fluten. Doch weil auch Schlimmeres hätte passieren können, schaltete Kau-Ruck das Triebwerk wieder ab, und der »Arsak« verwandelte sich erneut in eine brave Segeljacht, die zu einer kleinen Vergnügungsfahrt in See gestochen ist. Schon bald würden sie aufs offene Meer gelangen. Bevor sie den Hafen verließen, mußten sie freilich erst noch die Zollkontrolle hinter sich bringen.
    Die einzige Chance, heil durchzukommen, bestand in den Schiffspapieren, die Farmer John ihnen ausgehändigt hatte. Sollten die Beamten allerdings auch die Pässe der Mannschaft verlangen, wurde die Sache heikel, mehr noch, es konnte das Ende des Unternehmens bedeuten.
    Kurz, die drei hofften auf ihren guten Stern. Doch sie konnten nicht ahnen, daß die Gerüchte über den geheimnisvollen Katamaran, der sich zu Lande wie zu Wasser gleichermaßen gut fortbewegte, bereits bis zum obersten Chef der Hafenpolizei gedrungen waren. Nach allem, was ihm zu Ohren gekommen war, hatte er beschlossen, das Schiff höchstselbst zu überprüfen. Er wollte wissen, was es mit diesem geheimnisvollen Fahrzeug auf sich hatte, dessen Besatzung alle möglichen Gebote verletzte. Wenn jeder anfangen wollte, über Land zu segeln, konnten sie die Hafenpolizei und den Zoll ja gleich abschaffen!
    Deshalb wurde der »Arsak« im Hafen als erstes von einem kleinen Polizeiboot empfangen. Bei der Zielstrebigkeit, mit der es auf sie zuschoß, schwante Kau-Ruck sogleich Böses.
    »Es scheint, sie warten schon sehnsüchtig auf uns«, sagte er besorgt und gab Sor die Anweisung, den Dummen zu spielen:
    »Falls sie dich fragen – du weißt nur eins: Du bist vom Schiffseigner Charlie Black als Matrose angeheuert, um zusammen mit mir den ›Arsak‹ zum angegebenen Zielort zu bringen. Zugleich sollen wir dem alten Seebären wohlbehalten seinen Enkel übergeben, nach dem er schon große Sehnsucht hat. Und du, Chris, vergiß nicht zu erwähnen, wie berühmt der Einbeinige Seemann ist und daß du
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