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Die Gefangenen des Korallenriffs

Die Gefangenen des Korallenriffs

Titel: Die Gefangenen des Korallenriffs
Autoren: Jurij Kusnezow
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inzwischen, ob an Deck auch alles richtig vertäut war, denn mit dem Meer ließ sich nicht spaßen.

    Als alles gesichert war, nahm die Mannschaft ihre Plätze auf der Brücke ein, und Kau-Ruck gab das Startsignal zum Zünden der Triebwerke:
    »Volle Kraft voraus! Maximalgeschwindigkeit!«
    Der Katamaran brauste los und sprang über den Wellen dahin wie ein kleiner flacher Stein, von geübter Hand geschleudert. Gleichzeitig erhob sich ein solches Getöse, daß die drei, obwohl sie ganz dicht beieinanderstanden, kein Wort mehr verstehen konnten. Mehr noch, sie mußten sich nun selber kräftig festhalten, damit ihnen die Planken nicht unter den Füßen wegrutschten. Wenn sie nicht gut steuerten, konnte es auch geschehen, daß der Katamaran kopfüber ins Wasser tauchte und unfreiwillig zum Unterseeboot wurde.
    Kau-Ruck, der wenigstens ein mal ausprobieren wollte, was der »Arsak« hergab, drosselte nicht ohne Bedauern das Tempo. Es ist nun mal kein Raumschiff, sagte er sich, und wer zum Schwimmen geboren ist, sollte nicht mit Gewalt fliegen wollen. Doch selbst bei verlangsamter Geschwindigkeit mußten sie in einigen Stunden die Stelle erreichen, an der Charlie Black Schiffbruch erlitten hatte. Kau-Ruck übergab Sor das Steuer und beugte sich wohl zum x-tenmal über die Karte. Wo nur mochte dieses vermaledeite Korallenriff stecken?
    Denn eins verwunderte ihn bei dieser Sache. Der Golf von Mexiko mußte in den Jahrhunderten seiner Seefahrtsgeschichte eigentlich bis ins letzte erforscht sein. Was hatten nicht alles für Schiffe seine Fluten durchpflügt! Vom einfachen Floß bis hin zum modernsten Kreuzer war hier unterwegs gewesen, was sich auf dem Wasser hielt. Und doch hatte bisher niemand das besagte Riff entdeckt. Irgendetwas stimmte da nicht.
    Selbst wenn das Korallenriff gerade erst entstanden und von Charlie entdeckt worden wäre, hätten die Flugzeuge und Schiffe es inzwischen gesichtet. Man hätte es unverzüglich vermessen, numeriert und zur Besichtigung für die Touristen freigegeben, wenn sie nur kräftig dafür zahlten. Den alten Charlie aber hätten sie schnellstens nach Hause geschickt, denn die Rolle eines Wächters und Fremdenführers war bestimmt nicht nach seinem Geschmack.
    Nein, irgendetwas war entschieden faul an der Geschichte! All die Zeit kein Lebenszeichen von Charlie und nicht der kleinste Hinweis auf das Riff. Außerdem fand Kau-Ruck es zwar erfreulich, doch auch höchst verdächtig, daß Charlie Black nicht etwa, wie von ihm vermutet, zu seinen sündigen Freunden in die Hölle geraten war, sondern in eine Antiweit, auf den Planeten Irena. Ob vielleicht die Massaren, die sie im Elmenland gesehen und von denen Grau berichtet hatte, mit im Spiel waren?!
    Während Kau-Ruck diesen Überlegungen nachhing, lungerte Chris ein wenig gelangweilt an Deck herum. Dabei hätte er viel lieber bei dem Kapitän auf der Brücke gestanden, mit einer schwarzen Binde über dem Auge, ein paar Pistolen am Gürtel und einem Enterhaken in Reichweite, durchs Fernrohr schauend, ob nicht endlich ein Beuteschiff am Horizont auftauchte. Es mußte doch mit dem Teufel zugehen, wenn es in diesen Gewässern nicht Unmengen von Piastern, Goldbarren und Brillanten zu holen gäbe! Ein Wunder, daß die Luft nicht von Rauch und Kanonendonner erfüllt war, denn ganz bestimmt hatten Piraten Onkel Charlie gekidnappt, hielten ihn in Erwartung eines reichen Lösegeldes gefangen. Aber daraus wird nichts, dachte Chris, ich bin auf dem Weg zu ihm und werde ihn befreien, bei allen Masten und Segeln der Welt!
    Sor hielt gleichfalls die Augen offen, hoffte als erster jene kleine Insel zu sichten, auf der Charlie sein Robinson-Dasein führte. Doch vorerst war weit und breit nicht das kleinste Eiland zu entdecken.
    Kau-Ruck gab Befehl, das Tempo weiter zu drosseln, denn nun hatten sie den Schnittpunkt jener Koordinaten erreicht, die der alte Charlie genannt hatte, bevor er aus dem Elming verschwand.
    Natürlich gab es ein paar Abweichungen gegenüber den von Charlie angegebenen Längen- und Breitengraden, dennoch mußte sich das gesuchte Korallenriff irgendwo hier befinden.
    Sie machten sich daran, das fragliche Gebiet kreuz und quer zu durchforsten, doch nach einigen Stunden mußten sie einsehen, daß nichts, aber auch gar nichts auf einen Aufenthaltsort von Charlie Black hindeutete. Ihre Zuversicht, den alten Seefahrer aufzuspüren, begann langsam, aber sicher zu schwinden. Wer konnte es wissen, vielleicht hatte Charlie in der Eile seine
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