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Super Nova (German Edition)

Super Nova (German Edition)

Titel: Super Nova (German Edition)
Autoren: Elea Noir
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    Ein Märchen am Valentinstag
     
     
    Es war wieder eine dieser beängstigenden Nächte, als ich mit e i nem stechenden Schmerz im Bauch erwachte. Ich fühlte mich schrecklich, mir tat alles weh. Stöhnend drehte ich mich auf die rechte Seite, um einen Blick auf den kleinen Radiowecker zu erh a schen. Die leuchtend roten Zahlen zeigten bereits 6.18 Uhr an. Ich konnte es kaum glauben. Mir war, als sei ich eben erst ins Bett gegangen. Die Müdigkeit machte mir zu schaffen und ich fühlte mich schwach, richtig abgekämpft, wie nach einem harten Arbeitstag und nicht wie nach einer Nacht voll Schlaf . Mein ganzer Körper schmerzte, vor allem meine Arme und Beine, aber das war nichts im Vergleich zu dem Bauchweh. Was hätte ich in diesem Augenblick für eine Schmerztablette und ein paar weitere Stunden zum Dösen gegeben. Ich mochte gar nicht an mein schönes warmes Bett de n ken, das ich gleich verlassen musste.
    Obwohl … so warm war es eigentlich gar nicht, im Gegenteil!
    Meine nackten Füße ertasteten die pure Kälte auf dem weichen Laken. Ich fröstelte und kuschelte mich tiefer in die dicke Bettdecke. Ein weiterer Blick auf den Radiowecker zeigte mir allerdings die unbarmherzige Wahrheit. Es nützte alles nichts, ich musste aufst e hen, die Schule wartete auf mich.
    Ich schaltete den Wecker aus, knipste meine kleine Nachttisc h lampe an und schlüpfte in die großen Hasenhausschuhe, die vor dem Bett standen. Die Hausschuhe waren ein Geschenk zu Wei h nachten, von Tommy, einem guten Freund von mir; eigentlich mein bester Freund. Jedes Mal, wenn ich die Puschen anzog, musste ich an ihn denken. Die langen Ohren der Hasen, die permanent auf dem Boden schleiften, schenkten mir selbst am grauesten Morgen ein Lächeln, so wie heute. In einer guten halben Stunde würde ich Tommy wiedersehen. Diese Aussicht half mir, mich trotz Schme r zen ins Badezimmer zu quälen. Noch vor dem Zähneputzen nahm ich eine Schmerztablette und ging anschließend unter die Dusche. Die wohlige Wärme des Wassers tat gut. Ich seifte gerade meinen linken Arm ein, als ich blaue Flecken an mir entdeckte; schon wieder! Wie konnte es auch anders sein – die Hämatome waren an beiden Armen, auch an meinen Beinen und am Oberkörper, wie ich gerade sah. Das war bei mir nichts Außergewöhnliches. Ich erwac h te, solange ich denken konnte, und in letzter Zeit immer häufiger, mit Verletzungen. Ich nahm es hin, seufzte und duschte die restliche Seife ab. Die Tablette schien endlich zu wirken, denn meine Bauc h schmerzen verschwanden allmählich .
    Mit der Gewissheit – oder war es Hoffnung? –, dass der Tag nur noch besser werden konnte, zog ich mich an, kämmte meine langen, dunklen Haare und ging in die Küche. Während ich für meine Mutter, die immer noch schlief, den Frühstückstisch deckte, aß ich selbst nur einen Müsliriegel und machte mich so schnell wie möglich auf den Weg zur Schule. Mein kleines Auto parkte draußen vor dem Tor. Zum Glück hatte es nicht wieder geschneit und ich brauchte die Schei ben nicht freizukratzen. Bis zu meiner Schule waren es siebzehn Kilometer. Ich machte seit sechs Monaten eine Ausbildung zur Erzieherin und musste jeden Tag von Bad Liebenstein , wo ich mit meiner Mutter Babette lebte, nach Schwallungen zur Schule fahren – abgesehen von der ersten Woche im Monat, da hatte ich stets Berufspraktikum im heimischen Kindergarten. Das war die schönste Zeit der Ausbildung.
    Ich liebte die Arbeit mit den Kindern. Doch heute war Theorie angesagt.
    Weil ich Tommy mitnehmen konnte, hatte es aber etwas Gutes. Er machte ebenfalls eine Ausbildung zum Erzieher. Wir beide waren in unserem ersten Lehrjahr, obwohl Tommy zwei Jahre jünger ist als ich. Er hatte direkt nach der zehnten Klasse mit der Ausbildung begonnen, während ich im vergangenen Sommer mein Abi gemacht habe. An diesem kalten Februarmorgen fuhr ich wie gewöhnlich zu Tommy nach Schweina , um ihn abzuholen.
    Da er noch keinen Führerschein hatte, nahm ich ihn meistens mit, zumal Schweina auf d em Weg lag. A ls ich bei ihm ankam, stand er schon bibbernd vor dem Tor und hielt ein großes lilafarbenes Herz in der Hand. Er öffnete die Beifahrertür, grinste mich mit seinem Dackelblick an und hielt mir das Herz hin, das sich als Pralinenschachtel entpuppte.
    »Alles Liebe zum Valentinstag, Stella!
    »Äh … wie, was – Valen …? Heute? Tommy! Was soll das denn? Valentinstag ist etwas fü r Verliebte, aber nicht für uns! Trotzdem danke, ist lieb von dir.
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