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Die Gefangenen des Korallenriffs

Die Gefangenen des Korallenriffs

Titel: Die Gefangenen des Korallenriffs
Autoren: Jurij Kusnezow
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in dem Maße zu verwischen und zu verlieren, wie er, vom windgeblähten Segel getrieben, in das Hindernis einzudringen suchte. Der Widerstand wurde so groß, daß sie an Tempo verloren und gleich darauf mit der ganzen Bordseite gegen die unsichtbare Mauer gedrückt wurden. Kau-Ruck zündete das Triebwerk, schaltete zunächst auf den geringsten Schub, dann auf volle Kraft. Doch es half nichts. Außer einem ohrenbetäubenden Getöse, das sämtliche Winkel des Atolls erfüllte und seine wenigen Bewohner, ein paar Vögel und Mäuse, gewaltig erschreckte, zeitigte dieses Manöver keinerlei Erfolg.
    Dieser Schlag traf die Mannschaft völlig unvermutet. Sie versuchten noch einige Male, ihrem Gefängnis zu entrinnen, doch mit jedem Versuch nahmen die Treibstoffvorräte der in den Katamaran eingebauten Rakete beträchtlich ab.
    Schließlich schaltete Kau-Ruck das Triebwerk ab. Unter großen Mühen und mit allen Segeln lavierend, gelang es ihnen, in dem engen Raum zwischen Riff und Barriere zu wenden und zur Lagune zurückzukehren. Nun waren sie also wieder an Land und überlegten in Charlie Blacks Hütte verzweifelt, was weiter zu tun sei. Die unsichtbare Barriere, auf die Kau-Ruck damals in dem Tunnel zwischen Rameria und Erde gestoßen war, hatte seiner Rakete ähnlich heftigen Widerstand entgegengesetzt. Sollten beide Schutzschilde von ein und denselben Leuten errichtet sein, nämlich von den Irenern, so war ein Kampf dagegen aussichtslos. Das wiederum bedeutete aber, daß sie, statt Charlie und Kostja zu retten, nun selber in der Falle saßen.
    Mittlerweile hatte die Südseenacht ihre tiefschwarze Decke über das Atoll gebreitet. Die fünf schlugen erneut ihr Lager in Charlies Hütte auf, und erschöpft, wie sie waren, übermannte schließlich einen nach dem anderen der Schlaf.

DAS WIEDERSEHEN MIT OL

    Nach langem Grübeln kam Kau-Ruck zu dem Schluß, daß es wohl am besten wäre, den gesamten Schutzschild Stück um Stück auf seine Durchlässigkeit hin abzuklopfen – vielleicht fand sich irgendwo eine Stelle, die sie durchbrechen konnten.
    Charlie Black hatte eine andere Idee:
    »Wir sollten versuchen, bis zur Barriere zu schwimmen und unter ihr wegzutauchen. Womöglich ist ihre Schutzwirkung unter Wasser aufgehoben?«
    Kau-Ruck ließ sich Charlies Vorschlag eine Weile durch den Kopf gehen und war schließlich einverstanden:
    »In Ordnung«, sagte er, »wir können es ja probieren. Das heißt, einer genügt für die ersten Erkundungen. Wir rüsten ihn mit einer Sicherheitsleine aus, damit wir ihn notfalls auf sein Signal hin herausziehen können.«
    Er teilte dem alten Seemann auch die eigenen Überlegungen mit, doch Charlie bezweifelte, daß sie den ganzen Schutzschild abklopfen könnten:
    »Dazu müßten wir den Katamaran benutzen, was nochmals Treibstoff kosten würde«, sagte er. »Außerdem wäre die Gefahr, ihn zu beschädigen, sehr groß. Unser Schiff könnte an einer der Riffspitzen hängenbleiben, die unter der Oberfläche lauern, und dann wäre es ganz aus.«
    Kau-Ruck sah das ein, und sie überlegten schon, wer als erster tauchen sollte, als Charlie sich enttäuscht mit der Hand vor die Stirn schlug:
    »Ich Dummkopf! Wie heißt es doch so schön: Auf dem Papier läßt sich’s leicht gehn, da sind die Tücken nicht zu sehn! Und genau das hab ich außer acht gelassen. Der ›Arsak‹ ist doch kein U-Boot. Selbst wenn wir einzeln unter Wasser durchkämen, wir hätten jenseits der Barriere kein Schiff!«
    Aber dieser Einwand zählte bei Kau-Ruck wenig:
    »Wenn der ›Arsak‹ nicht tauchen kann, bringen wir’s ihm bei«, sagte er entschieden. »Eine technische Lösung läßt sich bei diesem Fahrzeug jederzeit finden, mach dir darüber keine Gedanken. Nur ein Durchgang muß her.«
    Am nächsten Morgen war die Mannschaft schon früh auf den Beinen. Charlie und Kau-Ruck teilten den Gefährten ihre Überlegungen mit, und die Trübsal vom Vortag war wie weggeblasen. Alle waren zuversichtlich, den Teufelskreis zu durchbrechen. Man mußte die Sache nur energisch genug anpacken.
    Eine Hauptrolle sollte dabei Sor zufallen. Zwar bot Charlie sich an, den nicht ganz ungefährlichen Schwimmversuch selber zu übernehmen, doch das lehnten die anderen ab. Der junge Polizist aber strahlte vor Freude, daß ihm ein so wichtiger Auftrag anvertraut wurde. Er zog sich im Handumdrehen aus und band sich den Gurt mit der Sicherheitsleine um. Zusätzlich befestigte Charlie Black noch ein kräftiges Tau an dem Gurt, das er mit der
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