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Verlorene Seelen - Carola Pütz erster Fall (Der neue Roman vom Autor der Oliver-Hell-Reihe)

Verlorene Seelen - Carola Pütz erster Fall (Der neue Roman vom Autor der Oliver-Hell-Reihe)

Titel: Verlorene Seelen - Carola Pütz erster Fall (Der neue Roman vom Autor der Oliver-Hell-Reihe)
Autoren: Michael Wagner
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Prolog
Cheb Winter 2012
     
    Das kleine Örtchen Cheb mit seinen 35.000 Einwohnern lag circa zehn Kilometer hinter der deutschen Grenze. Nur zehn Kilometer trennten Cheb, das ehemalige Eger, vom reichen Deutschland.
    Pittoresk erschien die Altstadt mit seinen herausgeputzten, bonbonfarbenen Renaissance- und Barockhäuschen, den kleinen, schiefen Gässchen, der Burg und dem weitläufigen Marktplatz.
    Es war kalt im Dezember. Kein Schnee, aber ein eisiger Wind wehte. Einige Meter weiter, außerhalb der Sichtweite der normalen Touristen, stand eine junge Frau mit hohen Stiefeln, kurzem Röckchen und dicker Gänsehaut.
    Langsam wurde es dunkel.
    Und kälter.
    Sie wartet e.
    Sie wartet e auf die reichen Deutschen Freier.
    Sie galten hier auch als Touristen.
    Sextouristen.
    Die Nähe zu Deutschland und das bestehende Wohlstandsgefälle hatten die Stadt Cheb zu einem Eldorado für Sextouristen gemacht.
    Geduldet.
    Jede Nacht erlebte der Ort das gleiche Bild. Mit Anbruch der Dunkelheit kamen sie über die Grenze, über die „Straße der Schande“. Deutsche aus Bayern oder Sachsen auf der Suche nach schnellem, billigem Sex.
    An jeder Straßenecke traf man auf Prostituierte. Viele von ihnen wirken sehr jung. Brutal jung. In Tschechien machte sich nur strafbar, wer Sex mit Minderjährigen unter 15 Jahren hatte.
     
    Die junge Frau hieß Tereza. Sie hatte schwarzes Haar und gefühlvolle, dunkle Augen. Tereza war fünfzehn.
    Einige Meter wei ter stand ihr Zwillingsbruder Matej.
     
    Tereza und Matej waren Roma, und deren Lage in Tschechien war prekär. Sie galten als die am stärksten diskriminierte Minderheit in Europa, ihr Leben fand meist in einer Parallelgesellschaft statt.
    Auch die Tschechen interessiert e das Schicksal der Roma nicht. Für sie gab es keinen Grund, sich um die ‚Schwarzen‘ zu kümmern.
     
    Maßnahmen waren dringend notwendig, denn die Anzahl der Betroffenen nahm zu. Ausgebeutet wurden vor allem Mädchen im Alter zwischen 14 und 18 Jahren. Die Altersgrenze verschob sich immer mehr, die Nachfrage nach noch jüngeren Prostituierten stieg. Einer der Gründe: Die Angst der Freier vor AIDS. Der Welttourismusverbund hatte sich verpflichtet, der Kinderprostitution und dem Sextourismus in Reiseländern künftig intensiver entgegenzutreten.
     
    Neben Tereza leuchteten die Bremsen eines schweren BMW mit deutschen Kennzeichen auf. Die Seitenscheibe fuhr herunter. Sie beugte sich herunter.
         *
     
    In einem Badezimmer in einem Vorort von Cheb stand Eliska und schminkte sich die großen, dunklen Augen. Sie benutzte auch den Lippenstift ihrer Mutter. Die hatte es ihr erlaubt.
    Sie zog ihre schmalen Lippen zusammen, betrachtete sich im Spiegel, so wie es ihre Mutter auch tat.
    „Damit Du hübsch aussiehst, darfst Du ihn benutzen“, hatte sie gesagt, „Und nimm auch etwas Rouge.“
    Elis ka nahm die Bürste ihrer Mutter, mit der sie morgens ihr langes Haar kämmte, bevor sie das Haus verließ. Damit kämmte sie langsam ihre Locken. Ein Strich nach dem nächsten. Solange, bis das Haar einen seidigen Glanz bekam.
    Sie trug ein geblümtes Kleid. Rote Blümchen. Mit weißen Rüschen an den Armen. Ihre Mutter hatte es für sie gekauft. Nicht zu kurz sollte es sein, wegen der Kälte. Sie musterte sich im Spiegel. Stellte sich auf die Zehenspitzen. Ihre neuen, roten Schuhe wackelten hin und her. Sie waren ihr ein wenig zu groß.
    War sie hübsch genug?
    Was würde ihre Mutter sagen?
    Elisk a stieg von dem Schemel herunter, denn sonst konnte sie den Spiegel nicht erreichen. Sie war neun Jahre alt.
    Heute sollte sie ihr erstes Mal erleben , hatte ihr ihre Mutter versprochen.
    Ihr erster Freier.
    Was war das eigentlich? Ein Freier?
     
    Eliska hatte Angst.

Kapitel 1
    Dr. Carola Pütz nahm ihren Mantel vom Kleiderbügel und schloss die schwere, alte Holztüre ihrer Eigentumswohnung hinter sich sorgsam ab. Der Haustürschlüssel fiel schwer in ihre rechte Hosentasche. Auf dem Treppensims zog sie den Schal aus dem Ärmel des Mantels und schlang ihn sich locker um den Hals. Dann schlüpfte sie etwas ungelenk in den Mantel. Langsam ging sie Stufe für Stufe die Treppe hinunter. Nach ihrem Krankenhausaufenthalt war sie noch nicht wieder restlos hergestellt. Ihr linker Arm schmerzte noch von der Infusionsnadel, die sie dort mit einem blutverdünnenden Mittel versorgt hatte.
    Gestern war sie nach ihrem Herzinfarkt aus der Bonner Klinik auf dem Venusberg entlassen worden und heim nach Frankfurt gefahren. Besser gesagt, sie
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