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Verlorene Seelen - Carola Pütz erster Fall (Der neue Roman vom Autor der Oliver-Hell-Reihe)

Verlorene Seelen - Carola Pütz erster Fall (Der neue Roman vom Autor der Oliver-Hell-Reihe)

Titel: Verlorene Seelen - Carola Pütz erster Fall (Der neue Roman vom Autor der Oliver-Hell-Reihe)
Autoren: Michael Wagner
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Haustür in Frankfurt aufschloss. Marie war ebenso müde, wie sie auch. Verschlafen tapste sie durch die Wohnung und legte sich auf einen kleinen Teppich im Wohnzimmer. Als Pütz ihr eine Schüssel mit Wasser brachte, lag sie bereits lang ausgestreckt auf dem Teppich und schlief. Mit einem zärtlichen Blick sah sie hinunter zu ihrem Hund.
    Mit großer Genugtuung legte sie sich an diesem Abend in ihr eigenes Bett und schlief so lange, bis sie morgens von einer nassen Hundezunge geweckt wurde.
    „Was ja auch nicht wirklich schwer war“, sagte Reto und hielt das Glas mit dem Bordeaux erneut vor ihr Gesicht. Er grinste, so wie es Pütz von ihm bereits gewöhnt war. Ein wenig schief, ein wenig verschmitzt. Er biss sich mit den Zähnen auf die Unterlippe, sein Bärtchen schob sich ein wenig nach oben.
    Die Augen von Carola Pütz antworteten. Reto lehnte sich an das Geländer. „Es ist Weihnachten. Und da gibt es einen schönen, alten Brauch in der Schweiz.“
    Was kam denn jetzt?
    Sie legte neugierig den Kopf schief.
    „Ich gehe immer zusammen mit meinem Bruder in die Mitternachtsmesse. Das haben wir schon mit unseren Eltern selig getan“, sagte er.
    Mitternachtsmessen gibt’s auch bei uns.
    „Du hast einen Bruder?“, fragte Pütz erstaunt, denn das war das eigentlich Neue.
    „Ja, ich habe einen kleinen Bruder, der ist erst sechsundvierzig, noch ein Jungspund“, sagte er und sie nahm es als Anspielung auf ihr Alter.
    „Pass auf, was Du sagst“, meckerte sie und knuffte ihn scherzhaft gegen den Arm, „Wenn dein Bruder nett ist, dann suche ich mir ihn vielleicht aus!“
    „Mein Bruder ist sehr nett, aber er ist schwul. Da hast Du keine Chance!“
    Seine Augen blitzten. Manchmal schien es so schwer, etwas Neues zu beginnen. Beim Blick in diese Augen erschien es Carola Pütz plötzlich leicht.
     
    Sie dachte später gerne an diesen ersten Nachmittag zurück, wo sie völlig verfroren auf dem Balkon den sündhaft teuren Bordeaux getrunken hatten. Den Preis einer Flasche erfuhr sie erst viel später, als Winterhalter eine neue Kiste des edlen Tropfens orderte.
    Auch in der Kirche wurde ihr nicht wirklich warm, auch wenn der Humor von Winterhalters Bruder Ingo ihr das Herz erwärmte. Richtig warm wurde ihr erst, als sie sich spät in der Nacht in das Bett von Reto kuscheln konnte.
         *

Epilog
     
    An dem Morgen, nachdem Pütz aus der Klinik daheim angekommen war, standen drei Dinge auf ihrer To-do-Liste. Sie machte einen Termin bei ihrem Hausarzt, dann suchte sie in den Gelben Seiten nach einem Tierarzt, überprüfte ihre Wahl gleich anhand von Bewertungen auf einer Internetplattform, auf der man Tierärzten eine Bewertung geben konnte. Sie hatte großes Glück und konnte direkt am selben Tag nachmittags noch einen Termin mit Marie wahrnehmen.
    Nachdem der Tierarzt den Welpen untersucht hatte, musterte er ihn und äußerte die Vermutung, dass vielleicht in grauer Vorzeit in der Ahnenlinie Maries mal ein Kampfhund vorbeigeschaut hätte. Doch hier und jetzt würde er sie als Mischlingshündin taxieren und ihr einen Pass als Podenco - Mischling ausstellen, mit dem sie auch bedenkenlos die Schweiz bereisen könne.
    Nach den ersten beiden Anrufen setzte sie sich hin und wählte die Durchwahl des Redakteurs der Zeitung mit den vier roten Buchstaben, die Reto Winterhalter so gering schätzte. Sie brauchte nicht lange, um ihn von dem Thema zu überzeugen. Die Visitenkarte, die sie von Katharina Schuberths Schreibtisch mitgenommen hatte, erlaubte ihr, ihm den direkten Kontakt mit der engagierten Streetworkerin zu garantieren.
    Vierzehn Tage nach Neujahr titelte die Zeitung: ‚ Verlorene Seelen‘ .
    Auf dem Foto konnte man Katharina Schuberth erkennen, im Vordergrund zwei dunkle Haarschöpfe, die ihr zugewandt saßen. Zwei junge Frauen.
    In der Unterschrift las Pütz: ‚ Kinderprostitution vor der Haustüre‘.
    Ganz entgegen der sonstigen Aufmachung der Zeitung waren die Artikel, die in den nächsten Tagen folgten, nicht reißerisch aufgezogen, sondern es stand jedes Mal ein bestimmter Fall im Fokus. Die beiden Redakteure, die an die Grenze gefahren waren, recherchierten sauber und in den Worten, die sie wählten, schwang ihre Anteilnahme mit, ohne zu dick, aufzutragen.
     
    ‚Wir sprachen mit einer Fünfzehnjährigen in Cheb, die drei Tage zuvor entbunden hatte, von ihrem Zuhälter jedoch aus dem Krankenhaus geholt und zurück auf die Straße geschickt wurde.‘
    ‚ Wir erlebten, wie geistig behinderte,
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