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Verlorene Seelen - Carola Pütz erster Fall (Der neue Roman vom Autor der Oliver-Hell-Reihe)

Verlorene Seelen - Carola Pütz erster Fall (Der neue Roman vom Autor der Oliver-Hell-Reihe)

Titel: Verlorene Seelen - Carola Pütz erster Fall (Der neue Roman vom Autor der Oliver-Hell-Reihe)
Autoren: Michael Wagner
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beiden Trollys ausgeladen und schob die Haltebügel zusammen, um sie tragen zu können. Ihr Angebot, ihm einen der beiden Koffer abzunehmen, lehnte er ab. Er hüpfte mit den beiden schweren Koffern die Treppenstufen hinauf, als wären sie leicht wie Federn. Oben angelangt stellte er einen der Koffer ab, um ihr einen Flügel der Türe zu öffnen. Carola Pütz blieb vor der mächtigen, alten Holztüre stehen. Das war sie also, die Kurklinik ‚Sachsenglück‘. Ihr Domizil für die nächsten Wochen. Sie trat ein. Der erste Eindruck war überwältigend. Ihre Augen flogen über die Wände, kletterten die Treppenstufen hinauf, hielten an den geschwungenen Simsen inne. Überall gab es Augenfutter. Sie konnte es aber genießen. Das war der Unterschied. Nicht wie sonst, wenn sie Dinge zählen musste. Zwanghaft. Nein, hier war es eher wie ein inneres Jauchzen. Schau dir das an, schien sie zu sich selbst zu sagen.
    Wie schön.
    War schon der riesige Weihnachtsbaum ihr wie ein Relikt aus einer längst vergessenen dekorativen Vergangenheit vorgekommen, so war diese üppige Jugendstildekoration in der Eingangshalle noch um vieles prachtvoller. Jetzt erst wurde ihr bewusst, dass schon die ganze Zeit jemand mit einem freundlichen Lächeln hinter dem Tresen stand und auf sie wartete. Sicher. Sie musste ja noch einchecken.
    „Entschuldigen Sie“, sagte sie, „Aber so viel Pracht hätte ich nicht erwartet. Ich bin beeindruckt. Carola Pütz ist mein Name.“ Auf dem Messingschild, was auf dem Tresen stand, war der Name Edith Kramke zu lesen.
    „Guten Abend, willkommen in unserem Haus, Frau Doktor Pütz“, sagte Frau Kramke lächelnd, „Freut mich, wenn es Ihnen gefällt. Wir sind eines der Häuser am Ort, die eine durchgängige Jugendstilprägung haben. Darauf sind wir auch sehr stolz.“
    Der Satz fiel ihr aus dem Mund, als würde sie ihn täglich mehrere Male so zitieren. Sie reichte Carola Pütz den Anmeldebogen und einen Kugelschreiber. „Bitte.“
    „Danke.“
    „Sie werden morgen früh ihren Therapieplan erhalten. Falls sie ein Abendessen zu sich nehmen wollen, ab achtzehn Uhr ist der Speisesaal geöffnet. Sie brauchen nur nebenan durch die Türe zu gehen.“
    Sie zeigte auf eine feingliedrig geschwungene Doppeltüre, über der mit Jugendstillettern ‚Speisesaal‘ geschrieben stand.
    „Sehr gerne, Danke.“
    Ihr Blick wanderte bereits wieder durch den Raum. Gut, in einer Woche ist das alles normal für dich. Dann gehst du daran vorbei und nimmst es nicht mehr wahr. Dachte sie.
    Keine Viertelstunde später stand sie in ihrem Zimmer. Es bestand aus einem einzigen Raum von der gefühlten Größe eines halben Fußballplatzes und eines ebenso großzügig bemessenem Badezimmers. Das Zimmer war so groß wie zwei Zimmer in ihrer Frankfurter Wohnung zusammengenommen. Sie fragte sich sofort, ob die Größe des Zimmers etwas mit ihrem Doktortitel zu tun hatte. Sie hätte den Pagen, der ihr die Koffer zum Zimmer gebracht hatte, gerne gefragt, doch der war schon wieder verschwunden.
    Hellrosa und weiß waren die vorherrschenden Farben. Die Tapete hinter dem weißen Bett war hellrosa. Mit einem Wellenmuster in Silber. Modern akzentuiert trat eine vorgesetzte Wand auf doppelter Breite des Bettes hervor. Mit einer dahinter installierten indirekten Beleuchtung tauchte sie das Zimmer in ein gemütliches Dämmerlicht. Das waren aber nicht die einzigen Lichtquellen im Raum. Rechts und links neben der Türe zum Bad hielten zwei possierliche Figürchen jeweils eine kleine Lampe mit einem hauchdünnen Porzellanschirmchen. Über dem ebenfalls weißen Tischchen hing ein verspielter Lüster. Farbliche Akzente setzten einige dunkel gebeizte Möbelstücke, die sich dadurch auszeichneten, dass sie nicht mit Ornamenten überladen waren. Carola Pütz suchte nach einem Kleiderschrank. Die beiden dunklen Kommoden waren dafür eher ungeeignet. Neben der Türe gab es noch eine vogelschwingenartige Wandgarderobe aus gebeiztem Nussbaum mit sechs Doppelhaken. In der Mitte war ein facettierter Spiegel angebracht.
    Ihr Blick suchte weiter. Als er an einem Messinggriff angekommen war, der scheinbar sinnlos in der Mitte der Wand angebracht war, ging sie darauf zu. Erst jetzt sah sie, die feinen Linien auf der Wand, die ihr verreiten, dass hier eine Türe versteckt war. Sie drehte den Schlüssel und es öffnete sich der begehbare Kleiderschrank. Überhaupt nicht stilgerecht waren in der Decke moderne Halogenstrahler angebracht. Acht Stück an der Zahl.
    Sie
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