Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Taran Bd 4 - Der Spiegel von Llunet

Taran Bd 4 - Der Spiegel von Llunet

Titel: Taran Bd 4 - Der Spiegel von Llunet
Autoren: Lloyd Alexander
Vom Netzwerk:
Wer bin ich?
    s war mitten im Frühling, und ein üppiger Sommer kündigte sich an. Der Obstgarten war übersät mit weißen, duftenden Blüten, und die frisch bepflanzten Beete glichen feinen grünen Schleiern. Taran aber hatte an all den Farben und Düften keine Freude. Für ihn war Caer Dallben leer. Zwar half er Coll beim Jäten und Pflanzen, auch versorgte er Hen Wen, das weiße Zauberschwein, so zuverlässig wie immer, doch war er nicht mit dem Herzen bei der Arbeit. Ihn beschäftigte ein einziger Gedanke.
    »Nun, mein Junge«, sagte Coll gutmütig, als sie in der Früh mit dem Melken fertig waren, »seit du von der Insel Mona zurückgekommen bist, bist du unruhig wie ein Wolf, den man an die Kette gelegt hat. Von mir aus kannst du ständig an Prinzessin Eilonwy denken, wenn du willst, aber pass wenigstens auf und stoße nicht den Melkkübel um.« Der mächtige alte Krieger klopfte Taran auf die Schulter. »Komm, hör auf, Trübsal zu blasen. Ich werde dich die geheime Kunst des Rübensteckens und der Kohlzucht lehren – oder alles, was du sonst noch wissen willst.«
    Taran schüttelte den Kopf. »Was ich wissen möchte, kann mir nur Dallben sagen.«
    »Wenn das so ist, kann ich dir nur den einen Rat geben«, sagte Coll, »störe Dallben nicht mit deinen Fragen. Er beschäftigt sich mit wichtigeren Dingen. Du sollst Geduld haben und warten, bis deine Zeit gekommen ist.«
    Taran stand auf. »Ich kann nicht länger warten, bis meine Zeit endlich gekommen ist. Ich will jetzt mit ihm sprechen.«
    »Überleg dir, was du sagst«, warnte Coll, als Taran schon auf das Tor des Gehöfts zuschritt. »Er wird leicht ungeduldig.«
    Taran ging zwischen den Wirtschaftsgebäuden hindurch. In der Hütte saß eine schwarz gekleidete Frau zusammengekauert am Herd und hütete das Feuer. Sie hob nicht den Kopf und sprach nicht. Es war Achren. Früher war sie eine hochmütige Königin gewesen. Doch ihre ehrgeizigen Pläne, die einstige Macht vom verfallenen Schloss der Llyr aus wiederzugewinnen, waren gescheitert, und sie hatte die Zufluchtsstätte angenommen, die ihr Dallben bot. Vor langer Zeit hatte sie über Prydain geherrscht, aber nun übernahm sie freiwillig die Aufgaben, die Eilonwy vor ihrer Abreise nach Mona wahrgenommen hatte, und zog sich des Abends schweigend auf ihr Strohlager zurück.
    Vor Dallbens Stube blieb Taran unschlüssig stehen. Dann pochte er schnell an die Tür. Als er auf Geheiß des Meisters eintrat, sah er Dallben über »Das Buch der Drei« gebeugt, das aufgeschlagen vor ihm auf dem papierübersäten Tisch lag. Taran hätte gern nur einen einzigen Blick auf eine Seite des geheimnisvollen Buches geworfen, blieb aber doch in einiger Entfernung stehen. Als Kind hatte er einst gewagt, den altersfleckigen Ledereinband zu berühren. Seine Finger schmerzten wieder, sooft er daran dachte.
    »Ich kann mich immer nur wundern«, sagte Dallben, schloss das Buch und blickte Taran an, »dass die jungen Leute, die sich doch auf ihre Stärke so viel einbilden, ihre eigenen Probleme als eine Last empfinden, die sie mit den Alten teilen müssen. Während die Alten …« Er machte eine rasche Bewegung mit seiner schmalen, knochigen Hand. »Aber lassen wir das, lassen wir das. Ich hoffe nur, du hast einen triftigen Grund, mich zu unterbrechen. Bevor du jedoch Fragen stellst«, fuhr er fort, »versichere ich dir erstens, dass es Prinzessin Eilonwy gut geht und sie nicht unglücklicher ist als irgendein junger Tollkopf, dem man statt des Schwertes die Nadel in die Hand gegeben hat. Zweitens weißt du selbst, dass Kaw noch nicht zurückgekehrt ist. Ich vermute aber, dass er meinen Zaubertrank bereits in Glews Höhle gebracht hat und dass der Riese, der euch auf der Insel Mona so viel zu schaffen gemacht hat, wider Willen auf seine frühere Größe zusammenschrumpfen wird. Aber du weißt auch, dass dein Rabe ein Schlingel ist und sich überall herumtreibt. Drittens sollte ein Hilfsschweinehirt genügend Pflichten haben, um sich zu beschäftigen. Was also führt dich zu mir?«
    »Nur eine Frage?«, sagte Taran. »Alles, was ich habe, verdanke ich deiner Güte. Du hast mir eine Heimat gegeben und einen Namen. Und du lässt mich wie einen Sohn in deinem Haus leben. Aber wer bin ich wirklich? Wer sind meine Eltern? Du hast mich viel gelehrt, nie aber hast du mir diese Frage beantwortet.«
    »Wenn es immer schon so war«, erwiderte Dallben, »warum sollte dich diese Frage jetzt auf einmal quälen?«
    Als Taran zur Erde sah und
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher