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Verlorene Seelen - Carola Pütz erster Fall (Der neue Roman vom Autor der Oliver-Hell-Reihe)

Verlorene Seelen - Carola Pütz erster Fall (Der neue Roman vom Autor der Oliver-Hell-Reihe)

Titel: Verlorene Seelen - Carola Pütz erster Fall (Der neue Roman vom Autor der Oliver-Hell-Reihe)
Autoren: Michael Wagner
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der ICE leise in den Bahnhof ein. Drei Minuten später setzte er sich in entgegengesetzter Richtung wieder in Bewegung.
    Carola Pütz hatte ihren reservierten Platz gefunden und es sich bald gemütlich gemacht. Die Reise in ihr neues Leben hatte begonnen.
    *
    An der Rezeption der Kurklinik ‚ Sachsenglück‘ war der Teufel los. Viele der Kurgäste hatten mitbekommen, dass sich die Polizei im Hause aufhielt. Die arme Frau, die an dem Morgen Dienst dort hatte, wurde mit Fragen bombardiert. Man hatte vonseiten der Klinikleitung die Polizei gebeten, so diskret wie möglich zu ermitteln. Doch konnte man Menschen, die den lieben langen Tag nichts anderes zu tun hatten, als andere Menschen zu beobachten, die Anwesenheit der fremden Männer mit den Koffern nicht vorenthalten. Und vernünftig erklären schon mal gar nicht. Die Gerüchteküche lief auf Hochtouren. Die Order der Klinikleitung, Frau Dr. Carla von Hohenstetten, war eindeutig. Die Klinikgäste sollte nichts erfahren, bis die Polizei ein Ermittlungsergebnis vorzuweisen hatte.
    Dabei war eigentlich nichts Gravierendes passiert. Es hatte in der Nacht einen Stromausfall gegeben. Und noch vor dem Frühstück hatte eine der gut betuchten Gäste einen Diebstahl gemeldet. Der Gattin eines Industriellen aus Hannover war ein Brillantring entwendet worden. Man hatte die Frau erst um Stillschweigen gebeten und das Zimmer noch einmal gründlich auf den Kopf gestellt. Schließlich passierte es nicht zu ersten Mal, dass einer der Gäste etwas verschusselt hatte. Manche der Gäste waren hochgradig dement, doch hätte es sich niemand auch nur im Ansatz getraut, das auszusprechen.
    Doch diesmal blieb der Brillantring hartnäckig verschwunden. Auch ein erneutes Suchen in den Räumlichkeiten, wo sie am Vorabend noch ihre Anwendungen hatte, blieb erfolglos. Schließlich blieb Dr. Carla von Hohenstetten nichts anderes übrig als die Polizei zu rufen. Nicht ohne den diensthabenden Beamten auf der Wache mindestens viermal versichern zu lassen, dass sie mit äußerster Diskretion vorgehen würden.
    „Frollein, Se können mir doch reinen Wein einschenken. Dat sin doch alles Polizisten. Dat kann ich riechen, wissen Se“, sagte der Mann aus dem Ruhrgebiet mit seinem breiten Dialekt und legte sich halb auf den Tresen.
    „Achja, meinen Sie, Herr Krawuttke“, sagte die Frau an der Rezeption mit der ihr noch verbliebenen Contenance. Sie versuchte den Mann, der halb auf der Theke lag, als sei es seine Stammkneipe in Gelsenkirchen, zu ignorieren, indem sie sich mit einem Stapel Akten beschäftigte. Doch der Kurgast blieb hartnäckig.
    „Kindchen, mir können Se dat doch sagen. Ich kann schweigen wie ein Grab.“
    Sie schaute in Augen, die wasserblau und unterlaufen waren und zusammen mit einer grobporigen Nase verrieten, dass sie in ihrem Leben mehr als einen Schnaps gesehen hatten.
    Er war so nah an ihrem Gesicht, dass sie seinen Atem riechen konnte.
    „Herr Krawuttke, es gibt nichts, was ich Ihnen sagen könnte.“
    „Se sin aber heute streng mit einem alten Mann“, sagte er und schien aufgeben zu wollen.
    Doch dann startete er einen letzten Versuch und sagte: „Abba wehe ich hör, dat doch wat war!“ Er wuchtete seinen schweren Körper von der Theke und walzte in Richtung Ausgang davon.
    Die Frau an der Rezeption hieß Sindy Partsche. Sie verspürte ein inneres Aufatmen. Frau Doktor, so wie Dr. Clara von Hohenstetten unter den Kollegen genannt wurde, hatte klare Order gegeben, nichts zu erwähnen. Auch wenn es für jeden mittlerweile klar war, dass die Polizei sich an der Zimmertüre der Industriellengattin zu schaffen machte. Gegen ihre Order zu verstoßen traute sich niemand unter den Kollegen. Frau Doktor führte die Klinik mit eisernem Besen. So war es und so blieb es. Zumindest bis zu ihrer Pensionierung. Bis dahin waren es noch drei Jahre.
    Dr. Clara von Hohenstetten war eine Frau mit Prinzipien. Nur mit Pünktlichkeit, Freundlichkeit, Sauberkeit und mit einem Lächeln auf den Lippen konnte man ein so erfolgreiches Klinikum führen. Das war ihre Maxime. Das sagte sie jedem, der sich für einen Job vorstellte, betete es aber auch bei dem kleinsten Fehler eines Angestellten wie eine buddhistische Gebetsmühle immer wieder vor. Fehler gab es nicht, wenn man sich bemühte es gleich richtig zu machen. So sagte sie.
    Daher war es nicht verwunderlich, wenn es bei den Angestellten im Klinikum ‚Sachsenglück‘ einen ständigen Wechsel gab. Sindy Partsche war jetzt im dritten Jahr im
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