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0065 - Schräge Töne - falsche Noten

0065 - Schräge Töne - falsche Noten

Titel: 0065 - Schräge Töne - falsche Noten
Autoren: falsche Noten
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Larry Cough und seine Band waren seit vier Wochen das Tagesgespräch von New York. Bei uns ist immer irgendwer das Tagesgespräch. Die Zeitungen schrieben, Larry sei der beste Jazz-Trompeter seit Louis Armstrong. Sie dichteten ihm eine romantische und musikalische Lebensgeschichte an. Larry war Amateur, kein Berufsmusiker. Er stammte aus einer guten Familie und hatte das Trompeten eigentlich nicht nötig, aber er konnte es einfach nicht lassen, obwohl ihn sein böser und völlig unmusikalischer Vater verstieß und enterbte. Larry pfiff darauf. Er war arm, er hungerte, er versetzte alles, nur nicht seine Trompete. Dann wurde er entdeckt. Bei seinem ersten öffentlichen Konzert fielen die Leute vor Verzückung in Ohnmacht. Larry Cough und seine Band waren da.
    So ungefähr lautete die Zeitungsgeschichte. Sicherlich war sie erlogen, aber wen interessierte das schon. Außerdem wurde sie erst geschrieben, als Cough längst berühmt war. Ich weiß nicht, ob Larry Cough gut Trompete spielte. Jedenfalls verdankte er seine Berühmtheit nicht den Tönen, die er seinem Instrument entlockte, sondern einem Reklametrick, auf den noch keiner seiner Vorgänger aus der Branche gekommen war.
    Der Eintritt zu den Konzerten der Cough Band war frei. Der Bandleader trompetete in den Zeitungen: Hört euch meine Musik an und zahlt erst, wenn sie euch gefällt. Gebt uns zehn Dollar, aber gebt uns nicht einfach einen Schein, sondern schreibt euren Namen und eure Adresse darauf. Meine Leute und ich brauchen fünfhundert Dollar pro Abend. Was darüber ist, schicken wir euch zurück und für jeden Zehndollar-Schein mit Adresse bekommt ihr fünf, sieben oder neun Dollar zurück, je nachdem, was wir eingenommen haben. In jedem Fall fügen wir ein Autogramm bei.
    Wie Cough bei seinen ersten Konzerten mit dieser Methode über die Runden gekommen war, konnte niemand mehr genau feststellen. Schon bald aber kamen die Fans auf den Spaß, der in der Sache lag.
    Zehn Dollar ist für ein Konzert ein außerordentlich hoher Preis, den nur die Berühmten nehmen können. Zwei Dollar hingegen sind für eine solche Veranstaltung außerordentlich wenig. Immer also blieb die spannende Frage, wie viel Cough von jedem Zehndollar-Schein zurücksenden würde. Bald bemächtigte sich auch die Presse der Angelegenheit. Sie rätselte, ob Larry Cough auf jede zehn Dollar auch das entsprechende Wechselgeld gab, oder ob er sich die Masse der zugeworfenen Noten - und es wurden immer mehr - einfach unter den Nagel riss. Stimmen für und wider wurden laut. Kurz und gut, es gab einen riesigen Wirbel um Coughs seltsame Art, sich für seine Trompetentöne bezahlen zu lassen. Richtig rund aber ging die Geschichte erst, als die Cough Band so berühmt wurde, dass die Autogramme der Musiker mit Preisen zwischen zwei und zehn Dollar gehandelt wurden. Coughs Autogramm stieg zeitweise sogar bis an zwanzig Dollar heran. Da bei jeder Rücksendung das Autogramm eines der Musiker beigefügt war, konnte unter Umständen der Besuch eines Cough-Konzertes sogar ein Geschäft bedeuten, und für einen Jazz-Fan von siebzehn oder achtzehn Jahren bedeuten fünf verdiente Dollars durchaus noch ein Geschäft. Natürlich blieben Autogramme von Cough selber rar und unter denen seiner Band-Mitglieder gab es Abstufungen, die wechselten und sich verschoben. Vernünftige Leute waren sich darüber klar, dass Larry Cough oder sein Manager die ganze Sache nach Kräften steuerten und antrieben, um auf der Popularitätswelle zu bleiben, aber den Fans machte es Spaß, New York machte es Spaß und wahrscheinlich machte es sogar der Bank von Larry Cough Spaß. Inzwischen passierte es nicht selten, dass man eine mit einer Anschrift beschriebene Zehndollar-Note in die Finger bekam, die über Cough und seine Bank wieder in den Umlauf geriet. Nicht selten waren die Anschriften außerdem mit Zusätzen der Begeisterung verziert: I love you, Larry! Oder: Meet me, Larry! Oder: My heart for you, Larry ! Es gibt kein Gesetz, das das Beschreiben von Banknoten verbietet. Beschriebene zehn Dollar behielten den Wert von zehn Dollar. Die Teenager betrieben mit Wonne den von Cough inszenierten Sport.
    ***
    Das Konzert, dem auch Phil und ich beigewohnt hatten, war schon seit einiger Zeit beendet, doch noch immer tobten Reste der Jugendlichen im Saal. Die Cops schwitzten bei der harten Arbeit, die Boys und Girls zur Vernunft zu bringen. Einer der Cops streifte uns, die wir uns an die Wand des Seitengangs gedrückt hatten.
    »Go
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