Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
0868 - Diener des Bösen

0868 - Diener des Bösen

Titel: 0868 - Diener des Bösen
Autoren: W.K. Giesa
Vom Netzwerk:
Florida zeigte sich nach diversen zerstörerischen Stürmen wieder von seiner besten Seite und machte seinem Spitznamen »Sunshine State« alle Ehre. Manch einer benannte diese Küstenregion auch mit dem nicht offiziellen Namen »Bikini State«. Das war durchaus zutreffend; viele Girls nicht nur an den Strandboulevards, sondern auch in den Straßen von Miami trugen beim Skaten nicht mehr als knappe Bikinis, Sonnenbrille und Rollerblades. Allenfalls noch eine Baseballkappe mit dem Mützenschirm nach hinten oder wenigstens quer gedreht.
    Professor Zamorra genoss das, wie er sich auch am Anblick seiner Gefährtin Nicole Duval delektierte, die zum Tanga einen fast transparenten Schal trug, den sie um ihre Oberweite gewickelt hatte. Auch die Peters-Zwillinge waren alles andere als in knöchellange Wintermäntel gehüllt und ließen sich die Sonne auf die Haut scheinen.
    Sie begleiteten Nicole beim Shopping.
    In den letzten zwei Stunden hatten sie über zehn Edelfummel-Läden durchforstet, aber nichts gefunden, was Nicole einigermaßen gefallen konnte. Jedes Mal, wenn sie einen Laden wieder verließen, ohne dass Nicole etwas gekauft hatte, atmete Zamorra erleichtert auf. Ihm reichten die Preisaushänge in den Schaufenstern, um ihn hochgradig nervös zu machen.
    An einem Shop ging Nicole einfach vorbei, ohne ihn eines Blickes zu würdigen. Zamorra fiel die in großen, vergoldeten Ziffern dargestellte Hausnummer auf: »666«.
    Nicole hatte beim Passieren des Hauses ihren Schritt beschleunigt. Danach wurde sie wieder langsamer.
    »Leidest du unter Hexakosioi-hexekontahexaphobie, Nici?«, fragte Zamorra schmunzelnd.
    Sie sah ihn an, als habe er gerade eine Warzenkröte hervorgewürgt, die sich jetzt krampfhaft an seiner Zunge festhielt, weil sie nicht zu Boden fallen und zertreten werden wollte. »Wie heißt das Tier? Hexadingsbums…«
    »Hexakosioihexekontahexaphobie«, wiederholte Zamorra den Zungenbrecher. »Das bedeutet ›Furcht vor der Zahl 666‹.«
    »Musst du eigentlich immer mit deiner professoralen Bildung klugscheißen?«, murrte sie. »Warum sagst du sowas nicht gleich so, dass man es versteht? Ansonsten habe ich tatsächlich was gegen die 666, auch als ›die Zahl des Tiers‹ bekannt, und zwar seit der verdammten Sache mit dem verdammten Amun-Re.« [1]
    Zamorra nickte. Es war eine böse Sache gewesen damals. Sehr böse. »Brauchst du eine Therapie?«, fragte er ernst.
    »Nein. Ich brauchte sie in den letzten fast sieben Jahren nicht, und ich werde sie auch künftig nicht brauchen. Alles klar, mein Freund, Geliebter, Chef und Brötchengeber?« Damit spielte sie auf ihr ambivalentes Verhältnis an. Sie war seine Lebensgefährtin, Kampfpartnerin und Sekretärin.
    Er nickte.
    Sie grinste ihn schon wieder munter an und verschwand im nächsten Modeshop, gefolgt von den Zwillingen. Zamorra blieb wieder draußen auf dem Gehsteig und sah drei Skatergirls nach, die bikinibewehrt, an ihm vorbeisausten.
    Auch drüben, auf der anderen Straßenseite, bot sich ihm ein nicht gerade uninteressantes Bild.
    Da gab es hinter einem Parkstreifen für Autos wieder einen Gehweg, dahinter aber keine Häuser, sondern einen breiten Grünstreifen mit Palmen. Aber das war es nicht, was Zamorras Aufmerksamkeit auf sich zog, sondern eines der Autos. Ein ziemlich großes, cremefarbenes Cabrio mit viel Chrom und ein paar weißen Zierstreifen.
    Und darauf…
    »Ja, gibt's den alten Burschen denn immer noch?«, staunte Zamorra.
    ... lag ein mächtiger Alligator längs über Sitze, Fahrzeugkante und Kofferraumdeckel ausgestreckt und schien unverschämt zu grinsen.
    »Old Sam…!«
    ***
    Nicht nur Lucifuge Rofocale hatte seine Informanten, die ihn ständig auf dem Laufenden hielten, was in Höllen-Tiefen und auf der Erde geschah. Stygia ebenfalls, wenn auch nicht in diesem Ausmaß. Sie hatte lieber stets dafür gesorgt, selbst vor Ort zu sein.
    Aber jetzt, beschloss sie, würde sie dieses »Spinnennetz« vergrößern. Man lernt ja aus seinen Fehlern und Versäumnissen.
    Derzeit war es aber etwas problematisch. Denn selbst die niedrigsten Hilfsgeister zeigten sich recht widerwillig. Stygias Niederlage hatte sich blitzschnell gerade bei ihnen herumgesprochen, und es wurde getuschelt und gekichert und gespöttelt. Und auch wenn sie direkten Anweisungen gehorchen mussten, gab es immer unterschiedliche Möglichkeiten, einen Befehl auszuführen.
    Um so überraschter war sie, als ein Schemen bei ihr auftauchte. Freiwillig, ohne gerufen worden zu
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher