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Das verräterische Tonband

Das verräterische Tonband

Titel: Das verräterische Tonband
Autoren: Carter Brown
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ERSTES KAPITEL
     
    E s ist peinlich und schwierig, das Ganze zu erklären, Rick .« Sie lachte nervös. »Ich glaube, was mich im Augenblick am
meisten ängstigt, ist der Gedanke, daß meine ganze Vergangenheit, soweit sie
Sex betrifft, mit all ihren intimen und unmoralischen Geheimnissen zurückkehrt
und mich quält. Das heißt, alle meine bereits gebeichteten Sünden — und glauben
Sie mir, die sind schlimm genug !«
    Sie
wandte sich ab und ging auf das Fenster zu, begleitet von dem schwachen
Rascheln ihres langen Kaminrocks, der um ihre langen Beine schwang. Sie war ein
großes, dünnes Mädchen, gewachsen wie ein Junge, mit einer Brust, die flacher
war als ein von der letzten Woche übriggebliebenes Omelett; und ich verspürte
etwas wie einen schwachen Schock bei dem Gedanken, daß sie überhaupt ein wie
auch immer geartetes Geschlechtsleben gehabt haben sollte, geschweige denn ein
sündiges. Aber immerhin, auch wenn sie für mich nicht anziehend war, so mußte
sie es doch für eine Unmenge anderer Leute sehr wohl sein; sonst hätte ihr
Kassenwert nicht solche Höhen erklommen, wie es tatsächlich der Fall war. Wenn
man, sagen wir einmal, Elizabeth Taylor, Doris Day und Sandra Dee wegließ — so
blieb da als nächste das elfenhafte Wesen Barbara, das einen mit seinen großen,
reizvollen violetten Augen anblickte.
    »Die
bereits gebeichteten Sünden ?« wiederholte ich
unsicher.
    Sie glättete
mit beiden Händen ihr ebenholzschwarzes Haar, das bereits völlig glatt war,
noch glatter als ihre Brust, und von einem Mittelscheitel aus straff nach
hinten gestrichen und im Nacken in einem festen Knoten befestigt war.
    »Nun
ja«, ihr Kopf auf dem langen anmutigen Hals drehte sich langsam, »ich dachte
natürlich, es sei bei ihm so ähnlich wie bei einem Priester oder Arzt. Ich
meine, daß Geständnisse für diese Leute geheiligt sind ?«
    »Ja«,
sagte ich.
    »Nun,
er war Arzt. Ich meine, er war nicht einer dieser Quacksalber, die sich
selber zu Ärzten ernennen, eine Praxis mit einer Couch eröffnen und sich
Psychoanalytiker nennen !« Ihre Stimme klang ebenso
verteidigend wie verlegen. »Ich meine, er hatte das Staatsexamen und alles
Weitere .«
    Langsam
ging mir ein Licht auf. »Sie meinen, er war Psychiater ?«
    »Natürlich«,
sagte sie und nickte. »Und zwar der beste! Wenn er mir nicht geholfen hätte, so
wäre ich nie...« Sie biß sich leicht auf die Unterlippe. »Nun, das ist nicht
wichtig. Aber ich habe ihm alles erzählt, und zwar wirklich alles! Ich habe
nichts zurückgehalten, alle Hemmungen überwunden, alles ausgesprochen und
geschildert. Alles sehr explizite, wenn Sie sich darunter etwas
vorstellen können .«
    »Meine
Phantasie läuft auf Hochtouren !« Ich grinste düster.
»Sie haben ihm also alles erzählt. Was dann?«
    Sie
zuckte hilflos die Schultern. »Er starb .«
    »Das
muß ja eine höllische Schilderung gewesen sein !«
    »Er
starb bei einem Unfall«, sagte sie schroff. »Bitte sparen Sie sich Ihre
witzigen Bemerkungen. Von einem Rick Holman verlange
ich keinen Humor, jedenfalls nicht bei seinen Preisen .«
    »Was
für ein Unfall und wann ?« fragte ich.
    »Vor
vierzehn Tagen.« Sie lächelte, aber es war ein vorwiegend böses Lächeln. »Er
war ein Jagdfan — einer dieser Stubenhockertypen, die
periodisch ihre Männlichkeit beweisen müssen, indem sie in die Wälder gehen und
dort wehrlose Tiere abschlachten .«
    »Wir
wollen nicht über Sportarten diskutieren, bei denen Blut fließt«, sagte ich.
»Wie passierte das Ganze ?«
    »Ein
anderer glaubte, zu sehen, wie sich im Unterholz etwas bewegte und schoß danach .« Sie rümpfte die Nase. »Er hatte recht, nur war es
zufällig der arme alte Doktor Sex und kein kampflüsternes Reh .«
    Ich
spürte, wie sich meine Lider von den Augäpfeln
ablösten und irgendwo in meiner Stirn verschwanden. »Doktor Sex ?« brachte ich mit erstickter Stimme hervor.
    »So
hat ihn alles genannt. Sein wirklicher Name war Reiner, Doktor Herman Reiner.
Er stammte ursprünglich aus Wien .«
    »Daher
scheinen alle Gehirnschlosser zu kommen«, murmelte ich.
    »Alle
Leute gingen zu ihm«, sagte sie scharf. »Jedenfalls alle, die etwas
darstellten.«
    Das
engte das Tätigkeitsfeld des verstorbenen Doktor Sex
auf allenfalls ein rundes Dutzend ein, überlegte ich. Bei Barbara Doones Rang als Star konnte sie nur wenigen Leuten das
Prädikat »etwas darstellen« zugestehen.
    »Sie
meinen, dieser Reiner war eine Art Gruppengehirnschlosser für die
stardurchsetzte
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