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GONE Lügen

GONE Lügen

Titel: GONE Lügen
Autoren: Michael Grant
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Eins
    66 Stunden, 52 Minuten
    Obszöne Graffiti.
    Eingeschlagene Fensterscheiben.
    Human-Crew -Tags und dazu Warnungen an die Freaks, sich vom Acker zu machen.
    Ein Stück die Straße rauf, aber zu weit weg, um ihnen hinterherzulaufen, bemerkte Sam ein paar Kids. Höchstens zehn Jahre alt, möglicherweise sogar jünger. Schwer zu sagen in der Finsternis. Im Mondlicht waren lediglich ihre Konturen auszumachen und wie sie die Flasche herumreichten, einen Schluck nahmen, besoffen schwankten und sich immer weiter von ihm entfernten.
    In den Vorgärten stand das Gras inzwischen hüfthoch. Unkraut sprengte durch die Ritzen im Asphalt und alles war voller Müll: leere Chipstüten und Bierkartons, Plastiktüten vom Supermarkt, Papierfetzen, verdreckte Kleidungsstücke, einzelne Schuhe, kaputtes Spielzeug, zerbrochene Flaschen und zerquetschte Dosen. Alles, was nicht essbar war, lag in bunt zusammengewürfelten Haufen herum und rief traurige Erinnerungen an bessere Zeiten wach.
    Dazu eine so undurchdringliche Finsternis, wie man sie früher nur im tiefsten Wald vorgefunden hätte. Keine Straßenbeleuchtung, nirgends ein Verandalicht. Kein elektrischer Strom. Vielleicht für immer.
    Niemand vergeudete mehr Batterien. Und seit dem Brand, bei dem drei Häuser in Flammen aufgegangen waren und ein Junge so schwere Verbrennungen erlitten hatte, dass die Heilerin Lana einen halben Tag gebraucht hatte, um sein Leben zu retten, zündeten die Leute kaum noch Kerzen an, und offene Feuer waren verboten worden.
    Da in den Hydranten ohne Strom kein Wasserdruck entstand, konnten sie auch nicht mehr löschen. Wenn es also irgendwo brannte, konnten sie nur tatenlos zusehen und sich bestenfalls in Sicherheit bringen.
    Perdido Beach, eine Stadt in Kalifornien.
    Besser gesagt: Früher war sie in Kalifornien gewesen.
    Jetzt lag sie in der FAYZ.
    Sam besaß die Fähigkeit, Licht zu erzeugen. Mit bloßen Händen. Er konnte tödliche Strahlen abfeuern oder Lichtkugeln bilden, die wie Laternen in der Luft hingen und nie ausgingen.
    Sams kleine Lampen wollte aber niemand haben. Seit Zil Sperry, der Anführer der Human Crew , sie seinen Leuten untersagt hatte, befürchteten die anderen, nächtliche Besuche von seinen Schlägern zu bekommen, und die meisten Freaks verzichteten lieber auch darauf, mit dieser Art von Leuchtreklame auf sich und das, was sie waren, aufmerksam zu machen.
    Die Angst hatte sich ausgebreitet wie eine ansteckende Krankheit. Sie saßen im Dunkeln und hatten Angst. Unentwegt Angst.
    Sam war im Osten der Stadt unterwegs, im gefährlichen Teil, den Zil zum Sperrgebiet für Freaks erklärt hatte. Er kam hierher, um Flagge zu zeigen und zum Beweis, dass er immer noch das Sagen hatte. Dass er sich von Zils Parolen und seiner Angstmache nicht einschüchtern ließ.
    Die Leute brauchten das. Sie mussten sich darauf verlassen können, dass es jemanden gab, der sie beschützte. Dieser Jemand war er.
    Obwohl er auf den Job nie scharf gewesen war, hatte er sich mittlerweile nicht nur damit abgefunden, sondern war entschlossen, seine Rolle zu spielen. Denn immer dann, wenn er nachließ, unkonzentriert war oder am liebsten alles hingeschmissen hätte, passierte garantiert etwas, was sie alle in Gefahr brachte.
    Und deshalb strich er um zwei Uhr früh durch die menschenleeren Straßen.
    Sam war zum Meer abgebogen und folgte der Uferpromenade. Es gab keine Brandung mehr, keine Jahreszeiten, nur ein immer gleich bleibendes Wetter und den beklemmend stillen und spiegelglatten Pazifik.
    Er wollte noch bis zum Clifftop Hotel hinauf, wo Lana wohnte. Sie war zwar auch ein Freak, wurde aber von Zil in Frieden gelassen. Nicht einmal er war so blöd, es sich mit der Heilerin zu verscherzen. Beim Hotel hörte Sams Verantwortung auf. Es grenzte unmittelbar an die FAYZ-Wand und bildete den letzten Abschnitt seines Rundgangs.
    Als er weiter oben auf der Straße einen Schatten bemerkte, der ihm entgegenkam, verspannte er sich und rechnete wie immer mit dem Schlimmsten. Zil würde ihn am liebsten tot sehen und in der außerhalb der Stadt gelegenen Coates Academy wartete sein Zwillingsbruder Caine immer noch auf die passende Gelegenheit, um ihn auszuschalten und die Herrschaft in der FAYZ an sich zu reißen. Caine hatte ihnen zwar geholfen, den Gaiaphage zu besiegen und den Psychopathen Drake Merwin zu erledigen, aber Sam machte sich nichts vor. Wenn Caine noch am Leben war, würden sie früher oder später wieder aneinandergeraten.
    Außerdem wusste kein
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