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0341 - Keiner kennt die Todesstunde

0341 - Keiner kennt die Todesstunde

Titel: 0341 - Keiner kennt die Todesstunde
Autoren: Keiner kennt die Todesstunde
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geworden.«
    Ich beschrieb Joe Edwards. Bret Marvin hörte aufmerksam zu. Aber er schüttelte schon während meiner Beschreibung den Kopf.
    »Tut mir leid. Den Mann kenne ich nicht.«
    »Können Sie sich erinnern, ob Ihre Schwester den Namen Joe Edwards je erwähnt hat?«
    »Nicht, daß ich wüßte.«
    »Wo arbeitet Ihre Schwester, Mr. Marvin?«
    »Chefsekretärin bei der EE.«
    »EE? Was ist das?«
    »Electronic Equipment Company — Gesellschaft für Elektronische Ausrüstungen. Die beiden Chefs fingen 1946 mit sechzig Dollar Kapital an. Und mit einem kleinen Kredit, den mein Vater damals vermittelte. Inzwischen ist eine große Firma daraus geworden. Kein Wunder, dieser elektronische Kram ist ja unaufhaltsam auf dem Vormarsch.«
    »Jetzt weiß ich endlich, warum mir Ihr Name bekannt vorkam«, warf Phil ein. »Die Firma bekam vor einigen Wochen irgendwelche Regierungsaufträge, und das FBI mußte die wichtigsten Persönlichkeiten des Unternehmens unter die Lupe nehfnen. Dabei wird wohl auch Ihre Schwester mit auf der Liste der zu überprüfenden Personen erschienen sein. Chefsekretärin ist immerhin ein verantwortungsvoller Job.«
    »Bestimmt.« Der junge Marvin nickte stolz. »Dorrit muß wirklich sehr tüchtig sein. Drei Fremdsprachen fließend — das will schon etwas heißen.«
    Ich drückte die Zigarette aus.
    »Mr. Marvin«, sagte ich ernst, »Sie werden sich denken können, daß wir Sie nicht wegen einer harmlosen Unterhaltung am Sonntag früh um 6 Uhr aus dem Bett klingeln. Könnten Sie die Freundin Ihrer Schwester anrufen und sich vergewissern, ob Ihre Schwester dort ist? Es st sehr wichtig für uns.«
    Er zögerte, lachte dann aber.
    »Wenn ich schon wegen Dorrit aufstehen muß, warum soll sie es selbst nicht auch tun? Augenblick, bitte.«
    Er ging in den höher gelegenen Teil des Wohnzimmers und blätterte im Telefonbuch. Anschließend wählte er. Er mußte lange warten, bis sich jemand meldete.
    »Hallo, Sybil!« sagte er. »Entschuldige die frühe Störung, aber es ist wichtig. Kannst du mir Dorrit an den Apparat rufen?… Was? Aber ich… nein, ich… ich rufe dich später noch einmal an, Sybil. Danke.«
    Er ließ den Hörer sinken und kam verwirrt zu uns zurück.
    »Das ist aber mehr als seltsam«, murmelte er. »Sybil hat Dorrit schon seit Mittwoch nicht mehr gesehen. Dabei hatten sie sioh für gestern abend im Theater verabredet. Sybil war natürlich eingeschnappt, weil Dorrit nicht gekommen ist. Merkwürdig ..«
    Ich überlegte einen Augenblick. Dann sagte ich:
    »Mr. Marvin, bitte, beschreiben Sie mir Ihre Schwester.«
    Er runzelte die Stirn und versuchte, sich zu konzentrieren. Wo seine Beschreibung zu ungenau ausfiel, präzisierte ich sie durch Zwischenfragen. Als ich gerfug wußte, bat ich um die Erlaubnis, sein Telefon benutzen zu dürfen. Ich rief LE 5-7700 und wartete.
    »FBI, New York District«, ließ sich eine weibliche Stimme vernehmen.
    »Cotton«, meldete ich mich. Da ich annahm, daß Myrna Sanders Telefondienst hatte, fragte ich. »Sind Sie es, Myrna?«
    »Ja, Jerry. Warum?«
    »Myrna. Sie können doch stenographieren. Ich diktiere Ihnen gleich die Beschreibung eines Mädchens. Rufen Sie im Hauptquartier der Stadtpolizei an und lesen Sie den Leuten die Beschreibung vor. Sie sollen sich in allen Revieren und bei der Kriminalabteilung umhören, ob ein Mädchen dieses Aussehens vielleicht in einen Unfall verwickelt wurde oder ob man sonst irgendwas von ihr weiß. Die Umfrage müßte vom Hauptquartier aus in zehn Minuten abzuwickeln sein. Sobald Sie das Ergebnis hören, rufen Sie mich bitte an, Myrna. Ich bin unter der Nummer…«
    Bret Marvin rief mir die Numer zu, und ich sagte sie durch. Als ich die Beschreibung diktiert und aufgelegt hatte, hielt Bret Marvin es nicht länger aus.
    »Was ist mit meiner Schwester?« fragte .er heiser vor Aufregung. »Was soll das Ganze? Was hat Dorrit mit dem FBI zu tun?«
    »Eigentlich nichts«, wehrte Phil ab. »Beruhigen Sie sich. Einer ihrer Bekannten ist in Schwierigkeiten geraten, und wir möchten mit Ihrer Schwester sprechen, weil sie dem Mann vielleicht helfen kann.«
    Er sah mißtrauisch von Phil zu mir und von mir wieder auf Phil.
    »Das ist alles?«
    »Das ist alles, Mr. Marvin.«
    Er seufzte.
    »Ich fürchtete schon, sie hätte irgendwas angestellt. Bei Frauen weiß man ja nie, was ihnen plötzlich in den Kopf kommt.«
    Wir steckten uns die nächsten Zigaretten an und warteten. Je länger es dauerte, desto unruhiger wurjle der junge
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