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0341 - Keiner kennt die Todesstunde

0341 - Keiner kennt die Todesstunde

Titel: 0341 - Keiner kennt die Todesstunde
Autoren: Keiner kennt die Todesstunde
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nahm es. George Baker blickte mir über die linke Schulter, Phil über die rechte. Das Bild zeigte das Gesicht eines etwa neunzehnjährigen Mädchens. Sie war hübsch. Ich drehte das Foto um und entdeckte eine Widmung auf der Rückseite. Sie war nur mit dem Vornamen »Dorrit« unterschrieben.
    »Wo habt ihr das Bild gefunden?« erkundigte sich Baker.
    »Im Logis. In dem Schrank, der Edwards gehörte.«
    »Vermutlich seine Freundin«, sagte ich. »Mit dem Bild und dem Vornamen werden wir nicht viel anfangen können.«
    »Oh, wir haben noch mehr«, sagte der Kollege zufrieden und hielt mir die Rückseite eines Briefumschlages hin. »Wenn Edwards unterwegs war, schrieb sie ihm fleißig Briefe, und er sammelte sie. Da steht ihr Absender: voller Name und volle Anschrift!«
    »Dorrit Marvin«, murmelte ich halblaut vor mich hin. »Hausnummer 806 in der 222. Straße, in Bronx.«
    »Marvin?« wiederholte Phil. »Marvin?«
    »Ja! Warum? Kennst du den Namen?«
    »Ich habe ihn schon einmal gehört, und es kann noch gar nicht lange her sein. Aber wo war das?«
    Ich steckte das Bild und den Briefumschlag ein und zuckte die Achseln.
    »Keine Ahnung, Phil. Auf jeden Fall werden wir jetzt hinfahren und mit dem Mädchen sprechen. Vielleicht weiß sie etwas.«
    ***
    »Jemand ist hinter mir her«, sagte sie, als sie sich am verabredeten Orte mit Rod Blaine getroffen hatte.
    Blaine musterte sie sehr gründlich.
    »Hinter Ihnen her? Wie soll ich das verstehen?«
    »Ich weiß es selbst nicht genau. Jemand will mich in Panik versetzen oder mich vielleicht sogar töten«, erwiderte sie. »Deshalb habe ich Sie ja angerufen. Finden Sie es heraus! Hier sind dreitausend Dollar Anzahlung. Nach den ersten Resultaten, die Sie mir bringen, erhalten Sie weitere dreitausend. Und wenn Sie Ihre Aufgabe völlig lösen, bekommen Sie die letzten viertausend. Einverstanden?«
    Rod Blaine blickte nachdenklich auf die Scheine und dann auf die Frau. Warum, fragte er sich, warum nimmt sie sich einen Privatdetektiv, der keine Lizenz mehr hat, der seinen Beruf nicht mehr ausüben darf? Warum, zum Teufel?
    ***
    »Sie auch?« fragte Harry Easton und hielt dem Arzt der Mordkommission die Zigarettenschachtel hin.
    William Unlaine schüttelte den Kopf, »Wissen Sie, Bill, mir ist da gleich etwas spanisch vorgekommen«, brummte Easton, nachdem er sich bedient hatte. »Ich war im Hause. Hier vorn hatte sich der Vorhang hinter dem vierten Fenster bewegt. Ich dachte, es gäbe vielleicht eine alte, neugierige Frau in der Wohnung, die den Mörder beobachtet haben könnte, als er die Leiche im Hof ablud. Aber es war keine Frau, sondern ein alter Mann. Ich fragte ihn, ob er etwas gesehen oder gehört hätte. Und da log er mir v.or, daß er von den vielen Polizeisirenen wach geworden wäre.«
    »Das klingt doch nicht nach einer Lüge! So eine gellende Sirene direkt vor den Fenstern würde mich auch aufwecken.«
    »Sicher, mich genauso. Vorausgesetzt, daß die Sirene überhaupt heult.«
    »Was soll das nun wieder heißen?«
    »Unsere Leute sind wegen der frühen Morgenstunde und weil ohnehin schwacher Verkehr war, ohne Sirene gekommen. Nicht ein einziger Wagen hat auch nur eine Sekunde die Sirene in Tätigkeit gehabt. Nun verraten Sie mir, wie jemand von Sirenen aufgeweckt werden kann, die mucksmäuschenstill sind.« .
    »Dann hat Sie der Mann tatsächlich belogen, Harry!«
    »Zweifellos. Und jetzt erhebt sich die interessante Frage: Warum? Will er den Mörder decken? Kennt er ihn gar? Hat er ihn gesehen, wie er das Mädchen auf dem Hof ablud? Ist dieser Fundort womöglich aus einem bestimmten Grunde gewählt worden? Eine ganze Reihe hochinteressanter Fragen…« Easton brach plötzlich ab, wandte sich dem Arzt zu und zischte: »Sehen Sie nicht zu auffällig hin, Bill, aber der Mann, der sich gerade verstohlen aus der Einfahrt herausschlich, ist der Alte, der mir das Märchen von den Polizeisirenen vorschwindelte. Ich möchte nicht, daß er mich erkennt. Beobachten Sie aus den Augenwinkeln, wohin er sich wendet!«
    »Okay, Harry. Er geht die Straße nach Westen hinab. Scheint, als ob er es eilig hätte, aus unserer Nähe wegzukommen. Harry, sollten Sie ihm nicht schnell nachlaufen und ihn sicherheitshalber festnehmen?«
    »Warum?«
    »Na, wenn das nicht nach einer Flucht aussieht!«
    »Glauben Sie? Ich möchte eher annehmen, daß er jemand aufsuchen will. Vielleicht sogar den Mörder, Bill. Und ich werde mich hüten, ihn daran zu hindern. Wenn nur endlich ein bißchen
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