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0341 - Keiner kennt die Todesstunde

0341 - Keiner kennt die Todesstunde

Titel: 0341 - Keiner kennt die Todesstunde
Autoren: Keiner kennt die Todesstunde
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Marvin.
    »Wenn sie einen Unfall gehabt hätte«, sinnierte er, »ich meine, wenn man sie in ein Krankenhaus hätte bringen müssen, dann wäre ich doch verständigt worden, nicht wahr?«
    »Wenn sie ihre Papiere bei sich hatte, gewiß. Aber tat sie das?« fragte Phil. Marvin zuckte die Achseln.
    »Wer weiß?« murmelte er dumpf.
    Dann entstand ein langes Schweigen. Phil stand auf und ging auf und ab. Ich blieb in der Nähe des Telefons. Endlich schrillte es. Ich sagte die Rufnummer. Es war Myrna. Ihre Stimme klang eine Nuance rauher als sonst.
    »Keine gute Nachricht, Jerry. 4. Mordkommission unter Lieutenant Easton, 99. Straße Ost, die Hausnummer wurde nicht angegeben. Aber Sie müßten ja die Wagen der Kommission sehen.«
    Ich fühlte, wie Phil zu mir heraufblickte. Ich spürte den forschenden Blick von Bret Marvin. Einen Herzschlag lang war die Stille schwer und lastend.
    »Danke, Myrna«, sagte ich. »Vielen Dank.«
    Ich ließ den Hörer leise auf die Gabel sinken und zog an der Zigarette. Erst Joe Edwards und jetzt Dorritt Marvin. Langsam stieg ich die Stufen hinab zu der Sitzecke. Bret Marvin starrte mich an wie ein drohendes Unheil. Ganz weit hinten in seinen Augen flackerte Angst.
    ***
    Der frühere Privatdetektiv Rod Blaine betrat eine der Telefonzellen im Grand Central Terminal und schloß die Tür sorgfältig hinter sich. Nachdem er eine Münze eingeworfen hatte, wählte er Plaza 9-3324. Es dauerte ein paar Sekunden, bis sich eine Männerstimme meldete.
    »Office der Mordkommission Manhattan Ost. Was kann ich für Sie tun?«
    »Büro des Staatsanwalts«, schnaufte Blaine barsch. »Wann trudelt endlich eine Meldung über den Einsatz in der Dowtown ein? Oder soll der Staatsanwalt vielleicht jede Meldung bei euch einzeln und persönlich abholen?«
    »Tut mir leid, Sir«, war die verblüffte Anwort. »In der Dowtown hat kein Einsatz stattgefunden. Bei uns ist nur die 4. Mordkommission unterwegs, aber die ist in der 99. Straße.«
    »Möchte wissen, wer sich solche blöden Witze mit uns erlaubt«, knurrte Rod Blaine. »Vielen Dank, Kollege.«
    Er hing auf und rieb sich die Hände. Also in der 99. Straße sind sie, dachte er. Hoffentlich hat Lieutenant Easton heute dienstfrei. Ihm verdanke ich es, daß ich keine Lizenz mehr habe. Ich möchte ihm nur ungern über den Weg laufen…
    ***
    Als der alte Mann stehenblieb, huschte Harry Easton schnell in den nächsten Hauseingang. Er wartete fünfzehn Sekunden, dann schob er vorsichtig den Kopf vor und feilte die Lage. Er sah gerade noch, daß der alte Mann die Treppe zu einem Kellergang hinabstieg. Easton wartete noch eine Viertelminute, bevor er seinen Weg fortsetzte. Nun war er dem Alten vier Häuserblocks weit gefolgt, aber er war sich nicht sicher, ob der Alte diese Verfolgung nicht bemerkt hatte.
    Langsam bummelte Easton auf das Haus zu, in dem der alte Mann verschwunden war. Es handelte sich um eine uralte Bude, die sicher bald durch baupolizeiliche Anordnung abgebrochen werden mußte. Erst als Easton schon fast das Haus erreicht hatte, entdeckte er im Hochpaterre das Schild FOR SALE — zu verkaufen.
    Neben der Treppe, die zur Haustür hinaufführte, gab es ein paar abwärtsgehende Stufen zur Kelleretage’. Die Fenster waren blind von Staub und stellenweise mit Pappe zugenagelt. Der Schmutz war so dick, daß es unmöglich sein mußte, durch ein solches Fenster zu beobachten, was auf der Straße vorging. Harry Easton riskierte es deshalb, stehenzubleiben und die Örtlichkeit genauer zu betrachten.
    Rechts und links an das Haus schlossen moderne Gebäude an, aber links war ein Gang von knapp einem Yard Breite ausgespart. Unrat,- Abfälle und ganze Berge von leeren Konservendosen türmten sich darin.
    Easton stieg vorsichtig über die Weißblechdosen hinweg. Tatsächlich kam er auf die Rückseite des Grundstücks. Hier gab es'keine Treppe zum Kellergeschoß, nur niedrige, knapp fußhohe schmutzverklebte Fenster. Harry kehrte wieder um. Vorn auf der Straße blickte er sich nach allen Seiten um. Der alte Mann war nicht zu sehen, mußte also noch im Hause sein. Harry Easton stieg auf leisen Sohlen die Stufen neben der Eingangstreppe hinab und lauschte an der Tür. Aber so sehr er sich auch anstrengte, er konnte nicht das leiseste Geräusch vernehmen.
    Vorsichtig drückte er auf die Klinke. Zu seiner Überraschung quietschte die Tür nicht einmal. Als sie offen war, sah er an ein paar Öltropfen, daß die Angeln frisch geölt waren. In einem leerstehenden Haus, das
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