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0341 - Keiner kennt die Todesstunde

0341 - Keiner kennt die Todesstunde

Titel: 0341 - Keiner kennt die Todesstunde
Autoren: Keiner kennt die Todesstunde
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zum Verkauf anstand, war das seltsam. Leise drückte er die Tür wieder hinter sich ins Schloß, nachdem er im trüben Tageslicht des wolkenverhangenen Morgens seine Umgebung gemustert hatte.
    Er schien sich jn einer Art Vorraum zu befinden, yon dem je zwei Türen nach beiden Seiten und eine nach hinten führte. Harry Easton wandte sich aufs Geratewohl nach rechts, tappte mit vorgestreckten, tastenden Händen durch die Dunkelheit, die seit dem Schließen der Tür wieder herrschte, auf den ersten Seitenraum zu und lauschte an der Türritze. Als er eine Minute lang nicht das geringste Geräusch vernommen hatte, huschte er weiter zur nächsten Tür und schließlich weiter bis zu jener, die in einen nach hinten gelegenen Raum führen mußte. Easton konnte hier ein sehr schwaches Stimniengemurmel hören, aber kein Wort verstehen.
    Harry Easton nahm an, daß noch ein Raum zwischen ihm und den Sprechenden liegen mußte. Er drückte also behutsam die Türklinke nieder und zog die Tür auf. Kühle, dumpfe Kellerluft kam ihm entgegen. Er schnüffelte. Kein Zweifel, der Geruch kalten Zigarrenrauches hing in der Luft.
    Hier war es so stockdunkel, daß man nichts sehen konnte. Harry Easton griff in die Manteltasche und holte seinen starken Stabscheinwerfer hervor. Als der Lichtschein durch den engen, feuchten Raum huschte, raschelte irgendwo eine Maus oder eine Ratte. Harry Easton hielt den Atem an, als er plötzlich ziemlich deutlich eine männliche Stimme vernahm:
    »Alles Quatsch! Du bringst uns mit deiner Angst nur noch in Schwierigkeiten, du Idiot!«
    Die Stimme war hinter einer Tür laut geworden, die Easton jetzt im Licht seiner Taschenlampe sah. Das Stimmengemurmel dahinter ging weiter, aber jetzt war es nicht mehr so laut, daß er die Worte verstehen konnte. Rasch leuchtete er den Weg von seinem Standort zu der Tür hin aus, um sicher zu sein, daß er nicht gegen etwas stieß. Dann setzte er sich in Bewegung, knipste die Lampe wieder aus und erreichte fast geräuschlos sein Ziel. Er ließ die Lampe in die Tasche zurückgleiten, weil er beide Hände frei haben wollte, tastete die Umrisse der Tür ab und legte sein Ohr schließlich dicht an den rechten Rand. Nun hörte er zwar die Stimmen ein wenig lauter, aber immer noch nicht deutlich genug. Im nächsten Augenblick ging die Tür, an der er lauschend lehnte, nach innen ruckartig auf. Harry Easton stolperte in das Gewölbe hinein. Er sah gerade noch den trüben Lichtschein einer Petroleumlampe, dann krachte etwas Hartes auf seinen Hinterkopf, sein Hut wurde weggeschleudert, und mit einem grellen Blitz in seinem Hirn versank der Lieutenant in tiefe Bewußtlosigkeit.
    ***
    Ein großer Polizist stand vor der Einfahrt. Er hatte die Nummer 3256 auf seinem Dienstabzeichen.
    »Hallo, Officer«, sagte ich und tippte mit dem Zeigefinger an die Hutkrempe. »Hier ist mein Ausweis: FBI. Holen Sie uns bitte einen der Herren von der Mordkommission?«
    »Ja, Sir.«
    Er grüßte stramm und marschierte in die Einfahrt hinein. Phil, Bret Marvin und ich blieben davor stehen. Marvin hatte die Lippen aufeinandergepreßt, so daß sie nur noch zwei schmale, blutleere Striche in seinem Gesicht waren. Seit ich ihm gesagt hatte, daß er mit dem Schlimmsten rechnen müsse, was seine Schwester anging, hatte er den Mund nicht mehr aufgemacht.
    Durch die Einfahrt hallten die lauten Schritte zweier Männer. Ich wandte den Kopf. Der hünenhafte Cop kam mit einem Zivilisten zurück, der ihm weder an Größe noch an Breite einen Millimeter nachstand. Dicht vor uns blieben die beiden stehen. Der Zivilist sagte:
    »Ich bin Detektiv-Sergeant Edwin Schulz. Sie sind FBI-Leute?«
    »Jerry Cotton«, sagte ich mit einem Kopfnicken. »Mein Kollege Phil Decker. Das ist Mr. Marvin, Bret Marvin.«
    »Freut mich, Sir. Was kann ich für Sie tun?«
    »Sind Sie der Leiter der Kommission?«
    »Nein, Sir. Lieutenant Easton ist für ein paar Minuten weggegangen. Er wird wohl gleich zurückkommen. Wenn Sie mit ihm selbst sprechen wollen, werden Sie sich ein bißdien gedulden müssen.«
    »Wir müssen nicht unbedingt mit dem Lieutenant sprechen«, meinte Phil. »Wir können Ihnen vielleicht helfen, Sergeant. Mr. Marvin hat eine Schwester: zwanzig Jahre alt, 164 cm groß, Gewicht zirka sechzig Kilo, braunes Haar. Ihr Name ist Dorrit Marvin. Sie ist seit Freitag verschwunden.«
    Schulz widmete uns einen aufmerksamen Blick. Er hatte sofort verstanden. Seine mächtigen Kiefer mahlten eine Weile lautlos, dann brummte er mit einem
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