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0341 - Keiner kennt die Todesstunde

0341 - Keiner kennt die Todesstunde

Titel: 0341 - Keiner kennt die Todesstunde
Autoren: Keiner kennt die Todesstunde
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und schlug mir seine klobige Linke an den rechten Unterkiefer. Ich meinte, ein endloser Abgrund täte sich plötzlich auf und ich rutschte hilflos hinein.
    ***
    »Die Leiche liegt hinter dem Durchgang im Hof, Sir«, meldete der uniformierte Streifenpolizist mit der Dienstnummer 3256.
    Harry Easton nickte und richtete den Blick seiner blaugrauen Augen auf den Patrolman in der dunkelblauen Uniform. Der Mann war größer als Easton, obgleich Harry Easton wirklich nicht klein war.
    »Wie heißen Sie?« fragte Easton.
    »James Walker, Sir«, erwiderte der Polizist. »28 Jahre alt. Ich bin seit elf Monaten Patrolman in diesem Bezirk.«
    »Sie sind ganz sicher, daß — ich meine, daß der Tod schon eingetreten ist?«
    »Absolut sicher. Sie ist ja schon kalt, Sir.«
    »Okay, dann brauchen wir nichts zu überstürzen. Meine Leute von der vierten Mordkommission werden wohl in ein paar Minuten hier sein.«
    Sie standen vor dem Haus mit der Nummer 93 in der östlichen 99. Straße.
    »Erzählen Sie mir erst einmal, wie Sie sie gefunden haben«, sagte Eastori.
    »Mir fiel der Wagen auf, Sir«, berichtete er. »Ich war dahinten, ungefähr bei der Laterne.«
    Er zeigte mit dem ausgestreckten Arm in Richtung East River. Easton sah den dunklen, zur Straße gebogenen Mast einer Laterne.
    »Aus dieser Entfernung werden Sie das Kennzeichen nicht erkannt haben«, meinte er abschätzend. »Oder doch?«
    »Nein, Sir, leider nicht. Es war ein heller Wagen, und deswegen war er durch den Nebel um so schwieriger zu erkennen. Ich kann mich auf den Typ nicht festlegen. Eigentlich machten mich nur das laute Motorengeräusch und die Schlußlichter aufmerksam. Es war ein Personenwagen. Aber er fuhr viel zu schnell. Er peitschte jeden Gang bis aufs äußerste hoch. Es muß ungefähr fünfzehn Minuten vor vier gewesen sein, Lieutenant. Ich lief ein paar Schritte, weil ich hoffte, ich könnte das Kennzeichen vielleicht doch noch erkennen. Aber das war leider nicht der Fall.«
    »Jedenfalls fiel Ihnen auf, daß der Wagen zu schnell fuhr, gut. Aber was hat das mit der Leiche zu tun?«
    »Der Wagen kam aus dieser Einfahrt, Sir.«
    Walker zeigte auf den gewölbten, hohen Torbogen, hinter dem eine Einfahrt zum Hinterhof führte. Easton ließ seinen Blick über die ab'blätternde Ölfarbe huschen, mit der die Einfahrt angestrichen war. Ungefähr in der Mitte baumelte eine Lampe, die vom Durchzug bewegt wurde. Sie brannte nicht.
    »Okay, und weil er viel zu schnell aus dieser Einfahrt kam, schöpften Sie Verdacht und wollten mal nachsehen.«
    »Ja, so war es, Sir. Ich ging langsam durch den Torweg nach hinten. Der Hof ist nicht sehr groß, und mir fiel der reglose Körper gleich auf, als ich um die Ecke der Einfahrt in den Hof kam.«
    »Bleiben wir noch bei dem Wagen«, beharrte Easton. »Denken Sie mal ein bißchen nach. Sie sagen, er war hell. Das kann weiß, cremefarben, gelb, hellbraun und eine Menge Ähnliches bedeuten. Ist es Ihnen nicht möglich, die Farbe ein bißchen genauer zu beschreiben?«
    »Weiß, gelb oder cremefarben, Sir. Bestimmt nicht rot, blau, grün oder braun. Irgendwas ganz Helles.«
    »Und wie war das mit den Schlußlichtern? Runde, viereckige, breite, schmale — was für welche, Walker?«
    »Das tut mir sehr leid, Sir. Ich kann mich nicht mehr daran erinnern. Ich weiß nur noch, daß ich die glühenden Punkte der Schlußlichter gesehen habe.«
    »Okay. Aber wenn es Ihnen später doch noch einfallen sollte, vergessen Sie nicht, mich anzurufen.«
    »Ja, Lieutenant. Selbstverständlich.«
    »Schade, daß Sie den Wagen nicht genauer erkennen konnten«, murmelte Easton. »Vielleicht saß der Mörder drin… Kommen Sie, ich will mir jetzt die Leiche ansehen. Meine Leute können wohl doch nicht so schnell hier sein, wie ich gedacht hatte. Vermutlich macht auch ihnen der Nebel zu schaffen.«
    Sie gingen in die Einfahrt. Ihre Schritte hallten von den Wänden wider, aber Easton sagte sich, daß es wohl nichts ausmachen würde. Sicher waren die meisten Hausbewohner weggefahren. Es war Weekend, und dies hier war keineswegs eine Gegend, wo Armut und Not zu Hause waren.
    Ein paar Schritte vor dem toten Körper blieben sie stehen. Easton zog einen starken Stabscheinwerfer aus der Tasche seines zerknitterten Wettermantels. Lautlos huschte der Lichtschein über die liegende Gestalt. Zweifellos handelte es sich um eine Frau. Da das Gesicht im angewinkelten, linken Arm lag, konnte man das Alter nicht bestimmen. Ein heller, flauschiger Mantel verdeckte
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