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Wie zaehmt man einen Scheich

Wie zaehmt man einen Scheich

Titel: Wie zaehmt man einen Scheich
Autoren: Trish Morey
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ungewöhnlichen Umstände der Thronbesteigung musste Zoltan unzählige Eide ablegen.
    „Schwören Sie feierlich auf dem Heiligen Buch von Al-Jirad, dass Sie mit einer jemeyanischen Prinzessin die Ehe geschlossen haben?“, fragte der Großwesir.
    Aisha sah von Zoltan zu ihrem Vater und wieder zurück. Sie hatte gar nicht gewusst, dass sie in der Zeremonie erwähnt werden würde, die beiden offensichtlich schon. Keiner von ihnen schien überrascht. Jetzt wünschte sie, sie hätte besser zugehört.
    „Ja, ich schwöre“, antwortete Zoltan.
    „Schwören Sie feierlich auf dem Heiligen Buch von Al-Jirad, dass Sie die Ehe mit der jemeyanischen Prinzessin vollzogen und sie mit Ihrem Samen befruchtet haben, damit Al-Jirad und Jemeya in Zukunft gedeihen und wachsen, so wie die königliche Familie gedeiht und wächst?“
    „Ja, ich schwöre.“
    „Dann sind die Voraussetzungen, wie vom Heiligen Buch verlangt, erfüllt. Und somit erkläre ich Sie zum …“
    Aisha hörte nicht mehr zu. Das Blut war ihr zu Eis in den Adern gefroren, das Rauschen in ihren Ohren übertönte alles andere. In ihrem Kopf hallten immer wieder die Worte des Wesirs nach: „… die Ehe mit der jemeyanischen Prinzessin vollzogen und sie mit Ihrem Samen befruchtet haben …“
    Er war verpflichtet gewesen, die Ehe zu vollziehen, um zum König gekrönt werden zu können? Deshalb also die Reise nach Belshazzah. Es hatte nichts damit zu tun gehabt, dass sie sich besser kennenlernen sollten. Es war ihm allein darum gegangen, die Verpflichtung zu erfüllen.
    Er musste gewusst haben, welche Pflichten es zu erfüllen galt. Der Wesir hatte ihn garantiert darüber informiert.
    Zoltan hatte es gewusst.
    Aber er hatte ihr nichts davon gesagt. Er hatte sie glauben lassen, dass es egal sei, wie lange sie brauchte, bis sie bereit war, solange sie nur nach außen hin den Eindruck erweckten. Er hatte sie glauben lassen, sie könne sich alle Zeit der Welt nehmen.
    Sie dachte an die Tage in Belshazzah. Wie geschickt er ihr Raum gegeben hatte, nur um sie dann wieder näher zu ziehen – wie ein Sportangler, der sich eine kurzweilige Schlacht mit dem Fisch lieferte. Die Leine locker ließ, den Fisch glauben machte, ihm wäre die Flucht gelungen, die Leine wieder einholte und wieder losließ. Genau das hatte Zoltan mit ihr gemacht. Hatte sie glauben lassen, sie könne wählen. Dabei hatte sie von Anfang an am Haken gehangen, und er hatte sich sicher sein können, dass er sie nur einholen musste, um sie mit seinem Samen zu befruchten.
    Allein bei dem Ausdruck überkam sie ein Schauder. Gott, wie kalt das klang, wie nüchtern. Es hatte überhaupt nichts mit dem zu tun, was sie in die Sache hineininterpretiert hatte.
    Er hatte sie denken lassen, es hätte eine Bedeutung.
    Wie hatte er zu ihr gesagt? Für mich ist es nie zuvor so gut gewesen. Noch nie. Da hatte sie sich schon gefragt, ob er das wirklich ernst meinte. Ihr Herz hatte es glauben wollen und es doch nicht gewagt.
    Für ihn war es auf jeden Fall wichtig gewesen, dass sie es glaubte. Damit sie ihm die gefügige, leicht zu manipulierende Ehefrau war, die er brauchte.
    Wie sehr sie sich gewünscht hatte, es möge stimmen! Sie würde es wohl nie lernen.
    Ihr wurde schlecht, der Magen zog sich schmerzhaft zusammen. Sie schnappte nach Luft, um die Übelkeit zu unterdrücken. Ihr Vater drehte ihr stumm fragend das Gesicht zu, und sie tat ihr Bestes, um ein Lächeln zustande zu bringen. Es würde sich nicht gut für eine jemeyanische Prinzessin machen, wenn sie sich bei der Krönung ihres Gemahls übergab.
    Irgendwie schaffte Aisha es, die Zeremonie zu überstehen. Sie vermied es, Zoltan anzusehen, als sie ihre Hand auf seine legte und sie zusammen die königliche Gesellschaft aus dem Saal führten. Sie hielt sich auch tadellos gerade, um an seiner Seite auf den Balkon des Palastes zu treten und sich dem Volk zu zeigen. Und sie brachte ein Lächeln zustande, als die Menge dort unten mit lautem Jubel den neuen König und die neue Königin feierte.
    Doch nichts berührte sie wirklich, kaum dass sie die Hochrufe wahrnahm. Das Einzige, was in ihren Ohren hallte, war das „… und sie mit Ihrem Samen befruchtet haben …“
    „Du wirkst verspannt, Aisha.“
    „Tatsächlich?“
    Mit so viel Würde, wie sie aufbringen konnte, hatte sie sich durch den endlosen offiziellen Empfang gequält, hatte sinnlosen Smalltalk gehalten und diplomatische Plattitüden gewechselt. Jetzt wurde ihr in ihrer Suite eine kurze Verschnaufpause
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