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Wie zaehmt man einen Scheich

Wie zaehmt man einen Scheich

Titel: Wie zaehmt man einen Scheich
Autoren: Trish Morey
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1. KAPITEL
    Sie kamen in der Nacht, während alle im Lager schliefen. Nur das Rascheln der Palmen im kühlen Wüstenwind und das Schnauben der Kamele, die von einstigen Karawanen träumten, waren zu hören.
    Sie verspürte keine Angst, als sie das leise Ritzen des Messers in der Zeltwand vernahm, auch nicht, als der Mann, ganz in Schwarz gekleidet und mit einem Tuch vor dem Gesicht, das die Augen durch schmale Stoffschlitze blitzen ließ, sich in das Zelt stahl. Selbst wenn seine große Gestalt und die Breite seiner Schultern ihr den Atem raubte und ihren Puls ins Stocken brachte.
    Nein, es war Erleichterung, die sie durchflutete und ihr die Tränen in die Augen trieb. Erleichterung, dass die Rettung, um die sie so verzweifelt gefleht hatte, endlich hier war.
    „Ich wusste, man würde mich finden“, flüsterte sie und glitt aus dem Bett, um ihrem Retter entgegenzueilen. Sie war komplett angezogen, und in ihrer Eile, von hier wegzukommen, wäre sie mit ihren feinen Pantoffeln fast gestolpert. Sie unterdrückte das Schluchzen, wusste sie doch, dass sie endlich fliehen konnte. Endlich war sie in Sicherheit. Es gab keinen Grund mehr für Angst.
    Doch als sich eine Hand über ihren Mund legte, um sie zum Schweigen zu bringen, und sie sich mit dem Rücken gegen einen harten, muskulösen Körper gezogen fühlte, zuckte dennoch Angst durch sie hindurch.
    „Kein Wort, Prinzessin“, zischte der Mann an ihrem Ohr. „Oder es könnte Ihr letztes sein.“
    Sie versteifte sich. Ihre Erziehung erlaubte es ihr nicht, sich von Fremden anfassen zu lassen. Nur hatte sie keine andere Wahl, als die Unwürdigkeit der Berührung zu ertragen. Sein Arm lag wie ein eiserner Ring um ihre Taille, seine rechte Hand auf ihrem Leib, die andere noch immer über ihren Lippen. Fast konnte sie den Geschmack seiner warmen Haut schmecken.
    Unnötig nah. Unnötig besitzergreifend.
    Jeder Atemzug, den sie nahm, war angereichert mit seinem Duft, eine Mischung aus Pferdeschweiß und Leder und Wüstenluft, vermengt mit einem männlich herben Aroma, das ihr in der Nase brannte. Die Stellen, wo er sie berührte, flammten heiß auf, bis „unnötig besitzergreifend“ zu „unnötig intim“ wurde und ein ursprünglicher Instinkt sie warnte, dass sie vielleicht doch nicht so sicher war, wie sie zuerst angenommen hatte.
    Etwas in ihr rebellierte. Törichter Mann! Er mochte gekommen sein, um sie zu retten, aber war sie nicht längst vorbereitet gewesen? Glaubte er wirklich, dass sie gebetet und gefleht hatte und jetzt hysterisch losschreien und alles verderben würde?
    Sie war es leid, wie ein Ding behandelt zu werden, erst von Mustafas Schergen und jetzt von den Männern ihres Vaters. Sie war schließlich die Prinzessin von Jemeya. Wie konnte dieser Mann es wagen, sie wie einen Sack Mehl auf dem Basar herumzuschubsen?
    Sie versuchte sich loszumachen, doch sein Griff wurde nur fester, auch wenn er plötzlich reglos verharrte und lauschte. So fest, dass es ihr die Luft aus den Lungen presste. Unwillkürlich rang sie um Atem, ihre Lippen teilten sich, und sie fühlte seinen Finger in ihren Mund dringen.
    Schock wandelte sich in Panik, als sie seine Haut schmeckte. Die Intimität der Geste ließ sie sich fühlen, als würde man ihr Gewalt antun. So machte sie das Einzige, was ihr übrig blieb.
    Sie biss zu.
    Fest.
    Er zuckte zusammen und stieß einen unterdrückten Fluch aus, zog den Finger zurück, ließ sie jedoch nicht los, sondern zog sie noch enger an sich. „Halten Sie still!“
    Sie war überzeugt, dass er aus Stein gemacht sein musste, so hart, wie seine Brust war. Ein warmer Fels, in dessen Zentrum der Herzschlag rhythmisch wie eine Trommel schlug. Dieser Mann war nicht nur einfach ein namenloser Krieger, geschickt von ihrem Vater, sondern ein Mann aus Fleisch und Blut. Ein Mann, der seine Hände an Stellen auf ihrem Körper legte, wo niemandes Hand das Recht hatte zu liegen. Eine Hand, die eine seltsame Hitze in ihrem Leib zusammenfließen ließ …
    Sie war froh, dass sie ihn gebissen hatte. Hoffentlich tat es weh. Das würde sie ihm auch sagen, wenn er nur endlich seine Hand von ihrem Mund nehmen würde.
    Dann hörte sie es – ein dumpfes Grunzen draußen vor dem Zelt. Sie zuckte zusammen, als ein Körper durch den Vorhang zu Boden sackte. Ahmed. Die Wache. Ahmed, der sie mit lüsternen Blicken taxiert hatte, jedes Mal, wenn er ihr Essen brachte. Ahmed, der nur gelacht hatte, wenn sie gebieterisch forderte, zu ihrem Vater zurückgebracht zu
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