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Darkover 04 - Der Untergang von Neskaya

Titel: Darkover 04 - Der Untergang von Neskaya
Autoren: Marion Zimmer Bradley / Deborah J. Ross
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1
    Coryn Leynier erwachte aus einem Traum mit Feuersbrünsten, die von den Höhen herabregten. Der Traum hatte ganz friedlich begonnen, wenn auch mit ungewöhnlicher Lebhaftigkeit, wie so viele seiner Träume, seit sein Körper sich in der Jugend zu verändern begonnen hatte. Anfangs schwebte sein Gleiter unter Darkovers großer Blutiger Sonne dahin, die seidigen Segel weit über zerbrechliche Holzleisten gespannt. Im vergangenen Sommer hatte sein ältester Bruder Eddard, der Erbe der bergigen Verdanta-Ländereien, ihm beigebracht, wie man für kurze Entfernungen auf Luftströmungen reiten konnte. In seinem Traum flog Coryn frei umher. Er verspürte keine Angst vor der Höhe, lediglich Vergnügen an dem grenzenlosen Himmel.
    Ein Sommergewitter blitzte in der Ferne auf, über den Hellers.
    Die Luft knisterte vor Energie. Rauch kräuselte sich von einem Hain mit Harzbäumen himmelwärts. In Coryn wuchs die Spannung. Solange er zurückdenken konnte, hatten seine Brüder und er stets nach Waldbränden Ausschau gehalten und manchmal sogar darin gewetteifert, als Erster Alarm auszulösen.
    In seinem Traum bemühte sich Coryn, den Gleiter zu wenden, um mit den Neuigkeiten nach Burg Verdanta zurückzukehren.
    Doch der Apparat aus Holz und Leder reagierte nicht. Er kämpfte wie ein Lebewesen dagegen an, krümmte und wand sich in seinem Griff.
    Coryn bemerkte den Sternenstein, einen funkelnden Fleck, der in die Querstreben geschlagen war. Er sah aus wie jeder andere Sternenstein auch, den man einem Kind nach alter Familientradition beim Mittwinterfest im Anschluss an seinen zwölften Geburtstag schenkte, doch dieser, so wusste er, war sein eigener. Als er ihn ansah, flammte blaues Licht darin auf, als würde er ihn erkennen. Er hatte gehört, dass ein ausgebildeter Laranzu mit einem solchen Stein einen Gleiter überallhin schicken konnte, wohin er wollte, nicht nur dorthin, wohin die unsteten Winde ihn trugen.
    Diese Vorstellung berührte ihn seltsam, erweckte eine sprachlose Sehnsucht in ihm.
    Dorthin fliegen, wohin man will, nicht dorthin, wohin der Zufall einen trägt…
    Coryn starrte den Sternenstein an und stellte sich vor, wie der Gleiter auf sein Geheiß nach Hause zurückkehrte. Ein blaues Feuer flackerte in der Tiefe. Seine Nerven kribbelten, und sein Magen verkrampfte sich, ebenso rebellisch wie der Gleiter. Doch er hielt den Blick unverwandt auf den Sternenstein gerichtet und versuchte tiefer vorzudringen, immer tiefer.
    Das Feuer änderte seinen Lauf, wogte die Berghänge hinab, setzte über die Feuergräben hinweg, die durch Nachlässigkeit seltsam überwuchert waren. Im Nu hüllte es Sträucher und Dickicht ein, sprang über alles hinweg, was ihm im Weg stand. Gras verglühte zu Rauchwolken. Harzbäume loderten auf. Als die Taschen voll entflammbaren Saftes sich entzündeten, explodierten die Bäume einer nach dem anderen und verstreuten lebendige Asche in alle Richtungen. Rauch, dicht und ätzend, stieg aus dem Wald auf.
    Weit entfernt erklangen Alarmglocken, immer und immer wieder, als jeder Besitz in den Hellers, von Aldaran bis zum Fluss Kadarin, geweckt wurde.
    Beim nächsten Herzschlag saß er aufrecht in seinem Bett in Burg Verdanta und fröstelte, als wäre es tiefster Winter und nicht Hochsommer, während der Alarm in seinen Ohren gellte.
    Coryn stieg in seine Stiefel und stürmte geradewegs die Treppe hinunter. Tessa, seine älteste Schwester, eilte mit einem Tablett voll kalter Fleischklöpse durch den Korridor. Sie trug ein altes graues Kleid, mehrere Zentimeter zu kurz und aus den Fetzen noch älterer Gewänder zusammengeflickt. Sie hatte sich ein weißes Kopftuch um das Haar geschlungen, das sie mehr wie eine Küchenmagd aussehen ließ und nicht wie die älteste Tochter des Lords. Coryn schnappte sich einen Klops und stopfte ihn sich in den Mund, während er sich das Hemd überstreifte. Ausnahmsweise erhob sie keinerlei Einwände.
    Draußen im Hof warf der Morgendämmer schummrige Schatten auf das frisch gerechte Erdreich. Eine jähe Brise trug die ersten Anzeichen der Tageshitze heran.
    Im Hof herrschte rege Betriebsamkeit. Wer alt genug war zum Gehen, hatte sich eingefunden, und alle eilten in unterschiedliche Richtungen, trugen Schaufeln und Mistgabeln, Harken, Säcke und Kübel, zusammengelegte Decken und zerschlissenes Leinen als Verbandszeug. Federvieh gackerte, flatterte und wirbelte noch mehr Staub auf. Einer der Hunde der Burg tollte kläffend vorbei.
    Die Menschen bemühten sich,
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