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Darkover 04 - Der Untergang von Neskaya

Titel: Darkover 04 - Der Untergang von Neskaya
Autoren: Marion Zimmer Bradley / Deborah J. Ross
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du?«
    »Jja, das weiß ich«, sagte Coryn, auf einmal schüchtern. »Ich habe auch einen. Bis auf Kristlin, die noch zu jung ist, haben wir alle in unserem zwölften Lebensjahr beim Mittwinterfest einen Sternenstein bekommen.«
    »Darf ich ihn sehen?«
    Coryn wusste nicht, weshalb er sich weigern sollte, und doch zog er den Sternenstein nur widerstrebend aus dem Seidenbeutel um seinen Hals und hielt ihn dem Fremden hin. Zu seiner Erleichterung machte der Laranzu keinerlei Anstalten, ihn zu berühren, sondern beugte sich lediglich über das leicht flackernde Juwel, um es zu betrachten.
    »Ja, du bist darauf geeicht, wenn auch nur grob. Wer hat dir das beigebracht?«
    »Niemand. Vater war zu beschäftigt. Und Eddard.«
    »Eddard!«, schnaubte Dom Rumail, ein Geräusch, das Coryn von seinem Pferd her kannte. »Und die Hülle - warst du das auch?«
    Coryn errötete. Seine älteren Brüder und Schwestern trugen ihre Sternensteine alle auf der bloßen Haut, wenn sie sie überhaupt trugen. Margarida behauptete, ihr Stein verursache ihr einen Ausschlag, und hatte ihn in einen Fetzen Samt aus dem Mittwinter-Gewand der verstorbenen Lady Leynier gewickelt. Coryn war einmal zu seiner Schwester gegangen und hatte sie um Rat gefragt, als er einige Wochen nach seinem Geburtstag aus Albträumen erwacht war. Er hatte geträumt, dass schattenhafte Gestalten seine Brust mit einem Schwert aus geschmolzenem blauem Stahl durchbohrten. Als er es mit dem Samt versuchte, wurden seine Albträume noch schlimmer. Die Ringe unter ihren Augen zeigten, dass es auch ihr nicht geholfen hatte. Es war seine Idee gewesen, es einmal mit Seide zu versuchen, obwohl Margarida die Flicken stibitzt hatte, die vom Hochzeitskleid ihrer Großmutter stammten und eigentlich für eine Steppdecke bestimmt gewesen waren.
    »Deine Stiche verraten dich, mein Junge«, sagte Dom Rumail mit weniger barscher Stimme. »Leg ihn einstweilen zur Seite und sorg dafür, dass niemand ihn berührt. Von nun an dürfen nur du und dein Bewahrer damit hantieren. Ich muss mit deinem Vater sprechen.«
    Erleichtert begab Coryn sich wieder an die Arbeit. Die Gleiter von Tramontana waren verschwunden, nachdem jeder seine Säcke mit Chemikalien abgeladen hatte. Der Rauch hatte schon seine Farbe geändert. Coryn ging zu einigen jüngeren Leuten, darunter seinem Bruder Petro, die sich ein wenig hangaufwärts über dem Lager eingefunden hatten. Von hier aus konnte er sehen, wie rostfarbene Schwaden durch die kohlschwarzen Wolken zogen.
    Es würde noch viel Arbeit geben, zermürbend und lang, wenn sie mühsam die Asche durchsuchten, um sicherzugehen, dass keine glimmenden Scheite mehr übrig waren, die wieder zum Leben erwachen konnten. Aber die eigentliche Schlacht war geschlagen.

2
    Als die Asche endlich durchkämmt und jedes noch glimmende Scheit gelöscht war, als jene, die so hart gegen das Feuer vorgegangen waren, Zeit fanden, sich auszuruhen und ihre Verbrennungen und Prellungen zu versorgen, hielt Lord Beltran Leynier ein Freudenfest ab. Er lud nicht nur seinen Haushalt, sondern jeden Mann und jede Frau auf seinem Grund und Boden ein und jeden Kleinbauern mit seiner Familie, eine ungewöhnliche Geste des Edelmuts.
    An diesem Abend erstrahlte die große Halle der Burg im Kerzenschein. Tessa und Margarida hatten sie mit Gewinden aus Spätsommerlilien und Girlanden in Braun und Blau geschmückt, den Farben der Leyniers. Der Coridom Padraic hatte alle verfügbaren Tische der Burg zu einem »T« mit langem Stamm angeordnet, an dessen Kopfende, wie es sich gehörte, Lord Leynier saß und Rumail zu seiner Linken auf dem Ehrenplatz.
    Coryn saß einige Plätze entfernt, zwischen Eddard und dessen junger Frau einerseits und Margarida andererseits. Das Wasser lief ihm im Mund zusammen, als ihm ein leckeres Gericht nach dem anderen aufgetragen wurde: das unter leichter Flamme geröstete Bullenkalb, der mit Nüssen und Äpfeln gefüllte Truthahn, die frisch gebackenen Brotlaibe, die nach Rosmarin und Knoblauch rochen, und die mit Honig glasierten letzten Winterkürbisse. Er hatte ja nicht gewusst, dass Speisen so gut schmecken konnten. Außer der zermürbenden körperlichen Arbeit der letzten Woche lag auch seine Übelkeit hinter ihm, so dass er jetzt einen Heißhunger hatte.
    Als die Tabletts mit den Fleischgerichten abgeräumt und von den Honigkuchen nur noch Krümel übrig waren, ließ Lord Leynier eine weitere Runde Wein für jeden Gast auftragen, sogar für die Kinder. In der
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