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Darkover 04 - Der Untergang von Neskaya

Titel: Darkover 04 - Der Untergang von Neskaya
Autoren: Marion Zimmer Bradley / Deborah J. Ross
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sich Timas, würde das Feuer dem steileren Pfad zu einem geschützten Tal folgen, in dem dicht gedrängt Harzbäume und Feuerzapfenpinien standen. Aber wenn er die Richtung änderte…
    Auf dem anderen Weg, der seichten, bedächtigen Schräge, gab es nichts als Gras. Nackte Felsen trennten die beiden Pfade voneinander.
    Coryns Blick verschwamm, und er konnte die gespenstischen Feuerströme regelrecht spüren. Bilder brandeten auf ihn ein - wie der Wind auffrischte und umschlug. Schmale Flammen züngelten im wogenden Gras auf; es fing Feuer, und das Feuer schoss schneller dahin als ein galoppierendes Pferd. Funken stoben aus winzigen Scheiten, die zerplatzten, und flogen dem eigentlichen Feuer voraus. Er sah, wie sie auf dem kahlen Fels landeten und sogleich erloschen. Das Feuer ließ eine schwarze Kruste zurück, als es die leichte Schräge hinaufzog.
    Coryns Blickfeld weitete sich mit dem Feuer aus. Noch mehr Scheite landeten auf der felsigen Trennlinie. Dahinter, für ihn nicht sichtbar, wurde die Felszunge schmaler, war durch den Wechsel von Sommerhitze und Winterkälte mürbe geworden. In einem Spinnennetz winziger Risse wurzelten Windkraut und andere rasch wachsende Gräser, die im Frühlingsregen sprossen und ebenso schnell wieder in der Hitze verdorrten. Ein Funke sprang über - er spürte, wie das Gras Feuer fing, wie die verdorrten Windkrautranken aufloderten. Einen Herzschlag später brannte das Feuer zu beiden Seiten der Grenze und züngelte auf die Harzbäume zu.
    Wenn die Harzbäume in Flammen aufgehen, verlieren wir die ganze Bergflanke…
    Coryn blinzelte und erkannte, dass viel Zeit vergangen war.
    »… aber es wird noch schlimmer, wenn das Feuer erst nach Süden zieht«, sagte Eddard. »Wir dürfen die Bäume nicht in Gefahr bringen.«
    Der Alte schüttelte den Kopf, schlug die Augen vor dem Erben seines Lords nieder. »Man kann dem Gras nicht vertrauen«, sagte er hartnäckig.
    »Timas hat Recht«, sagte Coryn, ein wenig erstaunt, wie gelassen seine Stimme klang. »Das Feuer - es beginnt beim Gras, doch dabei bleibt es nicht. Da oben bei den kahlen Stellen… « Rasch beschrieb er, was er gesehen hatte. Die anderen verstummten und lauschten ihm.
    »Aye, so ist es gewöhnlich«, sagte der Alte nickend. »Ich habe Funken gesehen, die drei Meter und mehr übersprangen. Über Felsen, Flüsse und Feuerschneisen. Doch Ihr, junger Herr, woher wusstet Ihr das?«
    »Ich - ich habe es gesehen. Es ist genauso geschehen, wie du gesagt hast.«
    »Nein, mein Junge, ich habe nur gesagt, welchen Weg das Feuer einschlagen könnte, Diesen oder jenen, je nach Richtung des Windes.«
    Coryn hob das Kinn und wandte sich seinem älteren Bruder zu.
    »Es wird diesen Weg nehmen. Ich hab’s gesehen.«
    »Du glaubst es gesehen zu haben, Chiyu.« Eddard strich sich das dunkelrote Haar zurück, ohne dass es danach weniger struppig wirkte. »Aber wenn wir uns falsch entscheiden und die Harzbäume ungeschützt lassen… «
    »Lord Eddard!« Einer der Männer, der den halben Weg hinunter auf das Feuer zugegangen war, deutete aufgeregt und rief.
    »Der Wind!«
    »Zandrus Fluch!«, spie Eddard. Der Wind war umgeschlagen und fachte die Flammen zu kleinen Feuersbrünsten an, die sogar noch heißer und rascher loderten als zuvor.
    Auf den grasbedeckten Hang zu.
    »Überlasst ihm ruhig das Gras!«, rief Eddard und schwang sich aufs Pferd. »Hangabwärts, dorthin, wo Coryn gesehen hat, wie es über den Felsen sprang! Mit etwas Glück treffen wir noch rechtzeitig ein!«
     
    Coryn konnte sich nicht erinnern, schon einmal so benommen vor Erschöpfung gewesen zu sein, so ausgelaugt an Leib und Seele, wie in der dritten Nacht des Feuers, als er und der alte Timas in das provisorische Lager taumelten. Sie hatten die ganze Nacht und den nächsten Tag ununterbrochen gearbeitet, neue, breitere Feuerschneisen geschlagen und Gras und Gestrüpp zur Seite geräumt.
    Die Harzbäume hatten sie retten können, nur um zwei weitere Bergflanken und einen Teil des Nussbaum-Wäldchens zu verlieren. Coryn sah die Angst in den Augen der Kleinbauern, die auf das, was ihre Kinder in den Wäldern sammeln konnten, angewiesen waren, um ihre Familien während der schlechten Jahreszeiten durchzubringen. Die nächsten Winter würden hart werden, bis die Nussbäume, die nicht zu stark verbrannt waren, wieder Früchte trugen.
    Lord Leynier war ein großzügiger Mensch. In Zeiten der Not pflegte man auf der Burg Vieh zu schlachten, die älteren und schwächeren Tiere,
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