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... Wie Gespenster in der Nacht

... Wie Gespenster in der Nacht

Titel: ... Wie Gespenster in der Nacht
Autoren: Emilie Richards
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lange gedauert, bevor ich begriffen habe, dass ich stolz auf meinen Körper sein kann. Ich habe ein Feuer überlebt. Jede Narbe, die ich habe, ist ein Wunder. Sie sind vielleicht nicht schön anzusehen, aber ich habe nur ihretwegen überlebt. Und ich bin sehr, sehr glücklich, dass ich überlebt habe.“
    Er zog ihre Hände an seine Brust. „Lass uns nach unten in die Kabine gehen“, sagte er heiser.
    „Nein. Ich möchte, dass du mich hier siehst, hier im Licht.“ Entschlossen trat sie zwei Schritte zurück. Sie stellte gerade erst fest, dass sie ebenso stur wie ihr geliebter Schotte sein konnte.
    Sie hatte sich sorgfältig für diesen Moment angezogen. Sich auszuziehen kostete weder Anstrengung noch Überwindung. Weder beeilte sie sich, noch zögerte sie. Sie entledigte sich ihrer Kleider mit der gleichen simplen Routine, mit der sie sich jeden Abend vor dem Zubettgehen auszog. Als sie fertig damit war, stand sie nackt vor Andrew, ihre Sachen zu ihren Füßen auf dem Boden.
    Sie wusste, was er sah. Und sie erkannte die Liebe, die in seinen Augen zu lesen war. Sie war nicht perfekt. Aber das war er auch nicht.
    „Das bin also ich“, sagte sie schlicht.
    Er zog sie zu sich heran und presste sie an sich. Dann hob er sie auf seine Arme. Fiona protestierte nicht, als er die wenigen Stufen zur Kabine hinunterstieg. Auch hier unten war es noch hell, hell genug, dass sie sich an dem Anblick weiden konnte, als er sich Hemd und Pullover über den Kopf zog und aus seiner Hose stieg, bevor er sich zu ihr auf die schmale Koje legte.
    Dieses Mal gab es weder Angst noch Scham, als er ihren Körper erkundete. Sie bot sich ihm voller Stolz dar, und im Gegenzug nahm sie alles, was er ihr gab, mit dem gleichen brennenden Stolz entgegen. Als sie schließlich verschmolzen, hielt sie ihn ganz fest, erfüllt von dem Bewusstsein, wie sehr er sie begehrte.
    „Ich liebe dich“, flüsterte er. „Das weißt du, oder?“
    „Aye.“
    „Und du wirst mich heiraten und Kinder mit mir haben?“
    „Aye“, sagte sie noch einmal. „Wenn der Herr es so will, werden wir es auch in dieser Reihenfolge tun.“
    Lachend zog er sie enger an sich. Und dann blieb nur noch Raum für reines, ungetrübtes Vergnügen.
    Andrew schlief tief und fest, als Fiona es endlich über sich brachte, von ihm abzurücken. Dunkelgoldenes warmes Licht füllte die Kabine, und sie wusste, dass die Sonne jetzt unterging. Sie wollte zusehen, wie die Sonne im See versank, aber sie wollte Andrew nicht aufwecken. Er sah viel zu entspannt und glücklich aus.
    Sie schlüpfte in sein Hemd, das ihr fast bis auf die Knie reichte, und stieg die Stufen hinauf. Oben schaute sie erst nach, ob sie noch immer allein auf dem See waren, bevor sie an Deck kletterte. Dann machte sie sich daran, ihre Sachen zusammenzuklauben.
    Der Himmel war übersät mit tausend leuchtenden Farben, die sie niemals auf Papier bannen könnte. Und sie hatte das Gefühl, als würden all diese Farben auch in ihr glühen. Es waren Farben der Hoffnung und von Träumen, die endlich wahr geworden waren. Fiona stellte sich an die Reling und sah auf das schillernde Wasser hinunter. Sie versuchte, diesen Moment für das Schlussbild ihres Buches einzufangen.
    „Es ist unser See.“ Andrew trat hinter sie und schlang von hinten die Arme um ihre Taille. Sie lehnte sich gegen ihn zurück. Sie konnte seine Gürtelschnalle an ihrem Rücken fühlen, doch sein Oberkörper war nackt.
    „Ich will nie wieder auch nur einen Sonnenuntergang verpassen“, sagte sie leise.
    „Dann verpassen wir auch keinen mehr.“
    Schweigend standen sie eng umschlungen da und sahen zu, wie der Loch Ceo die Farben des Himmels in sich aufsog. Orange und Rosa färbte die Wasseroberfläche, weiter hinten am Horizont ergoss sich tiefes Violett über den See.
    Fiona fühlte, wie Andrew sich leicht drehte, dann hob er den Arm und zeigte auf eine Stelle zu ihrer Linken. Sie folgte seinem ausgestreckten Finger mit den Augen.
    Keine zehn Meter entfernt erschien ein Ring auf dem Wasser, wurde größer und größer. Andere kamen hinzu, und Fiona hielt den Atem an. Und gerade, als sie meinte, ihre Lungen müssten explodieren, hob sich ein Kopf aus dem Wasser, ein schmaler, wunderschöner Kopf mit schräg stehenden bernsteinfarbenen Augen.
    Fionas eigene Augen füllten sich mit Tränen. Sie konnte sich nicht rühren, konnte nicht einmal atmen. Regungslos stand sie da.
    Dann tauchte ein zweiter Kopf auf, saß auf einem Hals, der länger und kräftiger war.
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