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... Wie Gespenster in der Nacht

... Wie Gespenster in der Nacht

Titel: ... Wie Gespenster in der Nacht
Autoren: Emilie Richards
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hell.“
    „Aye.“
    „Ich hab dich mit Poppy reden hören. Ich wusste, dass du herkommen würdest. Darf ich mit dir rausfahren?“
    Er antwortete, indem er sich zur Seite drehte und die Leinen löste. Also machte sie es sich auf der Sitzbank gemütlich. Die Erinnerung an die Nacht, in der sie zum ersten Mal mit ihm auf den See hinausgefahren war, stieg wieder in ihr auf. Damals hatte er von der Frau gesprochen, die in ihr steckte. Die Frau, die sich mit aller Kraft ihren Weg freikämpfte.
    Er hatte recht gehabt.
    Der Motor heulte auf, langsam legte das Boot vom Pier ab. Andrew steuerte es geschickt vom Ufer fort und vorbei an dem einzigen anderen Boot, das noch hier vor Anker lag. Dann legte er den Hebel um und hielt auf die offene Wasserfläche zu.
    Fiona war davon ausgegangen, dass er sich zu ihr setzen würde, so wie beim ersten Mal. Schließlich war es nicht nötig, stocksteif am Ruder zu stehen, wenn sie im wahrsten Sinne des Wortes allein auf dem See waren. Dennoch war es genau das, was Andrew tat.
    Also gab sie sich damit zufrieden, den Ausblick zu genießen. Die Sonne ging langsam unter und machte das Licht weicher. Es würde noch gut eine Stunde oder länger dauern, bevor die Dämmerung hereinbrach, und selbst dann blieb der Himmel noch eine Weile hell. Im Winter waren die Tage geradezu grausam kurz, die Sommertage jedoch unendlich. Aber in Schottland war eben nichts so wie anderswo. Schottland war ein Land der Extreme. Ein Land, in dem sie für immer leben und glücklich sein könnte.
    Zeit verlor alle Bedeutung. Heute war das Blau des Sees so intensiv, dass das Wasser aus reiner Farbe zu bestehen schien. Außer den weißen Schaumkronen um den Bootskiel herum lag der Loch Ceo spiegelglatt da. Fiona stellte sich vor, wie Andrews Darling irgendwo tief unter der Wasseroberfläche ihre Bahnen zog.
    Das Brummen des Motors wurde leiser, das Boot verlangsamte seine Fahrt. Fiona erkannte, dass Andrew auf die geschützte Bucht zusteuerte, wohin er sie schon beim ersten Mal gebracht hatte.
    Sie waren völlig allein, als er den Motor schließlich abstellte. Einen Moment lang schien die Stille laut wie Donnergrollen. Fiona stand auf. Andrew hatte sich bisher keinen Zentimeter auf sie zubewegt, also überbrückte sie den Abstand zwischen ihnen. „Ich bin froh, dass du die Bucht als Ziel gewählt hast. Sie ist mit schönen Erinnerungen verbunden.“
    „Aye.“
    „Ich glaube nicht, dass so schnell irgendjemand etwas an dieser Bucht verändern wird.“
    „Die Hoffnung besteht, ja.“
    „Ich denke, es wird so sein.“ Sie berichtete ihm, was David ihr von Carlton-Jones und Surrey erzählt hatte. „Druidheachd wird sich mit der Zeit bestimmt verändern, aber vorerst sieht es so aus, als könnten die Veränderungen langsam und mit Bedacht vonstatten gehen. Und jetzt, nachdem jeder sich darüber klar ist, was passieren würde, wird man viel mehr auf der Hut sein. Das ist das Nächste, an dem wir arbeiten müssen.“
    „Wir, Fiona? Heißt das, du hast vor, hierzubleiben?“
    „Ich gehe nicht weg. Das hier ist mein Zuhause.“
    „Fiona …“
    Sie las die Qual in seinen Augen und etwas, das sehr stark an Schuld erinnerte. Sie machte einen Schritt vor und legte einen Finger auf seine Lippen. „Es gibt nichts, für das du dich entschuldigen müsstest, Andrew. Du hattest völlig recht mit dem, was du über mich gesagt hast. Ich habe mich vor dir versteckt. Ich hatte endlose Angst davor, entlarvt zu werden, mehr als vor allem anderen. Ich habe nur den einen oder anderen Blick auf die Welt gewagt, und dann auch nur, wenn ich sicher sein konnte, dass niemand mich sieht.“
    Andrew nahm ihre Hand. „Ich hatte kein Recht, dich zu drängen.“
    „Du hast mich nicht gedrängt. Du hast mir die Wahrheit über mich selbst gesagt, und du hast mich wissen lassen, was das dir antut.“
    Sein Griff wurde fester. „Du hast keinen Grund, mich so leicht davonkommen zu lassen. Ich bereue jede Sekunde, was ich getan habe. Ich will dich, so wie du bist. Solange ich dich nur haben kann.“
    „Aber du hast mich doch, Andrew, genau so, wie ich bin. Mit allen Narben, Ängsten und Unsicherheiten. Du kannst auch alles andere von mir haben. Ich meine, die besseren Teile von mir … und natürlich das Beste.“ Lächelnd trat sie von ihm zurück und knöpfte den obersten Knopf ihrer Bluse auf. „Ich liebe dich, Andrew.“
    Er hielt ihre Hände fest. „Du brauchst das nicht zu tun.“
    „Ich will, dass du siehst, wer ich bin. Es hat viel zu
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