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... Wie Gespenster in der Nacht

... Wie Gespenster in der Nacht

Titel: ... Wie Gespenster in der Nacht
Autoren: Emilie Richards
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hitziger.
    Andrew verlor schließlich inmitten der aufbrausenden Rede eines Mannes, mit dem er schon oft im Pub zusammengesessen hatte, seine Geduld. Der Mann pochte vehement auf sein Recht, verdammt noch mal zu tun und zu lassen, was ihm passte!
    „Natürlich hast du das Recht!“, konnte Andrew sich nicht mehr zurückhalten. „Keiner kann dir verbieten, wie ein hirnloser Esel zu brüllen, wann immer du Lust dazu hast. Nur musst du uns anderen schon nachsehen, wenn wir nicht mitmachen. Manche von uns interessiert es nämlich, was mit unseren Freunden und Nachbarn passiert. Das ist uns wichtiger als die Frage, ob wir genügend Bares für die nächste Fußballwette in der Tasche haben.“
    Wäre jemand töricht genug gewesen, in diesem Moment eine Nadel fallen zu lassen, hätte es sich wie eine Bombe angehört. Andrews Blick wanderte automatisch zu Fiona. Er erwartete Tadel in ihren Augen zu sehen, stattdessen leuchteten sie. Sie hob die Arme und begann zu applaudieren. Und die Hälfte der Anwesenden fiel in den Applaus mit ein.
    Duncan sprach als achter Redner. Als er nach vorn zum Pult schritt, lehnte Mara sich zu Fiona herüber. Dass er überhaupt nach vorn ging, sollte den dramatischen Effekt verstärken. Außer Iain hatten alle anderen von ihren Sitzen aus gesprochen.
    „Sieht er heute nicht umwerfend aus?“
    „Mara, du findest ihn doch immer umwerfend!“
    „Aye, vermutlich hast du recht. Was meinst du, ob sein Sohn genauso gut aussehen wird?“
    Fionas Augen flogen zu Mara, suchten forschend in ihrem Gesicht. Trotz des ernsten Themas auf dieser Versammlung wirkte sie heiter und ruhig. „Bist du etwa schwanger? Ist es das, was du damit sagen willst?“
    „Aye. Duncan weiß es noch nicht. Ich will es ihm noch nicht sagen, solange die düstere und schwere Wolke über Druidheachd hängt.“
    „Mara, das ist ja wunderbar!“ Plötzlich stutzte Fiona. „Du weißt doch wieder mehr, als du von dir gibst, oder? Es wird doch alles gut ausgehen, nicht wahr?“
    „Das hängt davon ab. In wenigen Augenblicken werden die Mitternachtsmänner alles getan haben, was in ihrer Macht steht, genau, wie es vorhergesagt wurde. Doch hier ist noch jemand, der das Wort ergreifen muss. Jemand, dessen Schicksal mit dem Dorf zusammenhängt, jetzt, nachdem dessen Vergangenheit sich aufgeklärt hat. Jemand, der diesen guten Leuten genau erklären muss, was Druidheachd ist und was es bedeutet.“
    „Damit meinst du doch wohl nicht mich?!“
    „Aye. Du weißt selbst, dass du sprechen musst, seit du zur Tür hereingekommen bist. Für meinen Sohn und für die Tochter, die in Billie heranwächst. Und für deine eigenen Kinder, Fiona.“
    Duncan begann zu reden, und Mara wandte den Kopf nach vorn, um ihm zuzuhören. Fiona dagegen verstand kaum ein Wort. Sie war viel zu beschäftigt damit, Maras Eröffnungen zu verarbeiten. Ein Sohn für die Sinclairs und eine Tochter für die Ross’. Sie fragte sich, ob Mara wirklich sicher war. Und sie fragte sich ebenfalls, ob Billie es überhaupt schon wusste.
    Und dann war da auch noch ihre Rolle in all dem. Die Rolle, die zu übernehmen sie so panische Angst hatte.
    Sie hatte wirklich von Anfang an ans Rednerpult treten wollen. Keiner hatte bisher von der magischen, sagenumwobenen Atmosphäre in Druidheachd gesprochen, über seine Geschichte, über seine Mysterien. Niemand hatte die nebelverhangenen Gipfel des Bein Domhain erwähnt, und niemand hatte das Cumhann Moor mit seiner gespenstischen Landschaft beschrieben, über die die Geister längst verstorbener Liebenden wandelten. Keiner hatte auch nur einen Ton über Andrews Darling gesagt, nicht einmal Andrew. Bisher hatten sie alle nur von Steuern und Grundstückspreisen und Verantwortung gegenüber der Gemeinschaft gesprochen.
    Niemand hatte die Dinge erwähnt, die dieses eine kleine Dorf von all den anderen Gemeinden in den Highlands unterschied.
    Applaus drang an ihr Ohr. Duncan musste seinen Vortrag beendet haben. Doch noch bevor er überhaupt wieder an seinen Platz zurückkehren konnte, rief Darla MacBride laut durch den Raum: „Sie gehören nicht einmal hierher, Duncan Sinclair! Sie sind in Amerika aufgewachsen! Sie haben überhaupt kein Recht, hier zu sprechen.“
    Duncan setzte zu einer Erwiderung an, brach jedoch ab, als er Fiona aufstehen und sich den Weg auf den Mittelgang bahnen sah. „Fiona?“
    Sie war fast vorn angekommen, bevor ihr klar wurde, was sie tat. Der Ärger hatte sie vorangetrieben, der Ärger und das sichere Wissen,
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