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... Wie Gespenster in der Nacht

... Wie Gespenster in der Nacht

Titel: ... Wie Gespenster in der Nacht
Autoren: Emilie Richards
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nicht entschieden haben. Die anderen werden wohl zu Hause bleiben.“
    „Dann müsste eigentlich das gesamte Dorf teilnehmen“, sagte Duncan. „Denn es betrifft jeden.“
    Iain legte die mitgebrachten Unterlagen auf das Pult. „Hast du eine Rede vorbereitet?“, fragte er Andrew.
    „So etwas halte ich für unklug. Wenn ich zu formell klinge, dann glauben sie, ich wollte sie manipulieren. Ich werde einfach meine Bedenken und Sorgen ansprechen. Sie bekommen eine Kopie deines Berichts – sie können also in aller Ruhe nachlesen, wie Carlton-Jones und Surrey in anderen Gemeinden vorgegangen sind und was danach aus den Gemeinden geworden ist.“ Er räusperte sich. „Ich denke, letztendlich kommt es weder darauf an, was ich sage, noch, was in dem Papier steht. Ausschlaggebend ist nur, wie entschlossen sie sind, zusammenzuhalten. Wenn jeder nur an sich selbst denkt, haben wir keine Chance. Doch wenn sie sich für das Allgemeinwohl entscheiden …“
    Die beiden anderen Männer schwiegen. Sie wussten, wie schwierig es werden würde.
    „Kaye wollte eigentlich auch etwas sagen“, sagte Andrew jetzt, „doch sie ist im Krankenhaus in Inverness.“
    „Seit wann?“, fragte Duncan.
    „Seit gestern.“ Andrew selbst hatte Kaye in die Klinik gefahren, nur Stunden, nachdem Fiona ihn verlassen hatte. Vielleicht für immer. Es sah so aus, als hätte Kaye sich schon so weit erholt, dass sie morgen Vormittag wieder entlassen werden konnte. Ob er sich je erholen würde, wusste er nicht zu sagen.
    „Sie hätte viel Einfluss gehabt“, kam es von Iain.
    „Aye, aber es werden auch andere da sein, die sich für die richtige Sache einsetzen.“
    „Sieht aus, als würden die Ersten kommen“, bemerkte Duncan. „Vermutlich sollten wir uns nicht zusammensetzen.“
    „Kommt Mara auch?“, fragte Andrew. Er zögerte. „Und Fiona?“
    „Ja. Die Nachbarstochter passt so lange auf April auf. Aber heute Abend kommen sicher auch Kinder mit.“ Er grinste. „Du wirst dich also ein wenig zurückhalten müssen.“
    Andrew sah zu, wie seine Freunde sich in weit voneinander entfernten Bänken einen Sitzplatz suchten. In der Luft hing der muffige Geruch jahrhundertelanger Gebete und Andachten. Es war eine alte Kirche. Ihre Erbauer hatten sorgfältig auf Sentimentalitäten verzichtet; sie hatten sich für das strenge calvinistische Design das Grau der massiven Steinblöcke zunutze gemacht. Und dennoch war der Raum voll von Emotionen. Die Luft war angereichert damit, die Bänke getränkt. Die Kirche bezeugte seit Jahrhunderten neues Leben und den Tod. Generationen von Männern und Frauen hatten hier getrauert, junge Leute hatten hier das Versprechen vor Gott abgelegt, einander ein Leben lang zu lieben und zu ehren.
    Andrew stand nun an derselben Stelle, an der so viele vor ihm gestanden hatten, und er warb um eine andere Art von Versprechen. Er war kein besonders religiöser Mensch und erst recht nicht abergläubisch. Aber er war froh, dass sie die Kirche für die Dorfversammlung gewählt hatten. Es schien ihm richtig und passend zu sein.
    Die ersten Dorfbewohner kamen an,wenige zuerst nur, dann immer mehr. Schließlich mussten die Leute in den Bänken eng zusammenrutschen, um Platz für die Neuankömmlinge zu schaffen. Kinder mit sorgfältig gekämmten Haaren gaben sich Zeichen über die Banklehnen hinweg. Alte Männer und Frauen schlurften auf der Suche nach einem Sitzplatz mit ihren Gehstöcken durchs Mittelschiff. Andrew versuchte alle persönlich zu begrüßen und für sein Kommen zu danken, doch die Aufgabe war kaum noch zu bewältigen, je näher die Zeit für den offiziellen Beginn der Versammlung kam.
    Er sah auf seine Armbanduhr. Fast sieben. Mara war noch nicht hier, obwohl Billie sich bereits zu Iain in die Bank gesetzt hatte.
    Von Fiona war keine Spur zu entdecken.
    Andrew fragte sich, was er tun würde, wenn sie auftauchte. Seit sie vor zwei Tagen morgens sein Haus verlassen hatte, hatten sie sich nicht mehr gesehen. Er hatte keine Ahnung, was sie dachte oder fühlte. Er wusste nur, wie grob er gewesen war. So grob, dass sich seine Worte unablässig in seinem Kopf wiederholten. Doch er konnte sie nicht zurücknehmen. Solange Fiona nicht an ihn und an sich selbst glaubte, hatten sie keine Zukunft zusammen.
    Schließlich wusste er nur zu gut, was Selbstzweifel waren und welchen schrecklichen Preis sie verlangten.
    Er sah zum Portal, doch es war nicht Fiona, die eintrat, sondern David Gow. Er sah aus, als wäre er einem
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