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... Wie Gespenster in der Nacht

... Wie Gespenster in der Nacht

Titel: ... Wie Gespenster in der Nacht
Autoren: Emilie Richards
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ist offensichtlich nicht der einzige Poet bei den Sinclairs.“
    Duncan betrachtete Andrew nachdenklich. „Ich bin eigentlich überzeugt, dass Fiona gestern bei der Versammlung das Ruder herumgerissen hat.“
    Andrew konnte nicht einmal darüber nachdenken, was Fiona gestern getan hatte, ohne dass ihm die Kehle eng wurde. „Aye.“
    „Sie ist immer meine kleine Schwester gewesen. Es war von Anfang an meine Aufgabe, sie zu beschützen.“
    „Ich weiß.“
    „Ich vermute, sie hat gestern Abend bewiesen, dass sie meinen Schutz nicht mehr braucht.“
    „Das hat sie wohl.“
    „Tut mir leid“, brummte Duncan.
    Andrew brauchte nicht zu fragen, wofür Duncan sich entschuldigte. Mit der Entschuldigung gab er Andrew grünes Licht. Nur wusste Andrew jetzt nicht, wie er dem Freund erklären sollte, dass er keine Ahnung hatte, wie es mit Fiona und ihm weitergehen sollte. Er räusperte sich. „Ich weiß nicht, warum wir drei zur gleichen Zeit auf die Welt gekommen sind. Und ich weiß nicht, ob das Schicksal war oder Zufall oder einfach nur ein Scherz. Aber was ich definitiv weiß, ist, dass ich froh bin, dass es so gekommen ist.“
    Duncan klopfte ihm herzhaft auf den Rücken. „Was meinst du? Jetzt, nachdem wir vermutlich die Aufgabe erledigt haben, für die wir geboren wurden, sozusagen unsere kosmische Pflicht erfüllt haben … ob für uns jetzt endlich ruhigere Zeiten anbrechen? Ich meine, schließlich kommen wir langsam alle in ein Alter, in dem man sich um Hypotheken und erhöhten Blutdruck und den nächsten Urlaubsort Gedanken machen sollte, nicht um Geister und Flüche und Seeungeheuer, nicht wahr?“
    Sie sahen einander brütend an. „Nicht sehr wahrscheinlich“, meinte Iain dann trocken, und alle drei hoben ihre Gläser zu einem stummen Toast.
    „Fiona?“
    Keine drei Meter von der Tür des Hotels entfernt, erkannte Fiona David Gows gepflegten britischen Akzent. Nur unwillig drehte sie sich zu ihm um und wartete, bis er die Lobby durchquert hatte und vor ihr stand. „Ich wollte gerade gehen“, sagte sie entschuldigend. „Wenn es wieder ein Problem mit Ihrem Zimmer gibt, sollten Sie sich besser an Nancy wenden.“
    „Nein, keine Probleme, im Gegenteil. Ich fahre gleich ab, und ich wollte mich nur von Ihnen verabschieden.“
    „Wir werden Sie vermissen.“ Sie streckte ihre Hand aus. „Ich hoffe, Sie haben Ihren Aufenthalt hier genossen.“
    „In der Tat.“ Zusammen mit seinem Handschlag erhielt sie ein weiteres von seinen Tausend-Watt-Lächeln. „Ich habe etwas, das ich Sie sehen lassen wollte.“ Er hielt ihr eine Aktenmappe hin.
    Sie nahm die Mappe an und hielt sie an die Brust.
    „Nein, bitte, schauen Sie hinein.“
    Sie war eigentlich auf dem Weg zu Andrews Cottage, doch ihre Neugier war stärker. Also schlug sie die Mappe auf. Darin lagen sauber getippte Blätter, wahrscheinlich der nächste Artikel für seine Serie in der Zeitung. Sie sah wieder auf.
    „Wenn Sie sich eine Minute Zeit nehmen und ihn lesen könnten, wäre ich Ihnen sehr dankbar.“
    Sie nickte zögernd. Zuerst überflog sie die getippten Zeilen nur, doch sehr bald schon las sie jedes einzelne Wort. Als sie zu Ende gelesen hatte, wusste sie nicht, was sie sagen sollte. „David …“
    „Das ist mein Abschiedsgeschenk.“
    „Sie geben hier praktisch zu, dass Sie unser Ungeheuer gar nicht gesehen haben, sondern dass es nur eine optische Täuschung der Wellen und des Lichts war.“
    „Nein, das nicht. Ich sage nur, dass es auch eine optische Täuschung hätte sein können.“
    Der Artikel war großartig. Fiona war über alle Ma ßen beeindruckt von Davids Können. Niemals hatte sie eine überzeugendere und bewegendere Ausführung über die Macht von Mythen und Legenden gelesen und die Sehnsucht der Menschen, an Märchen zu glauben. Niemand würde David beschuldigen, absichtlich gelogen zu haben, aber niemand mit auch nur dem Hauch eines Zweifels würde glauben, dass tatsächlich ein Seeungeheuer im Loch Ceo lebte. Schon konnte Fiona die Touristenströme aus Druidheachd abziehen sehen.
    „Sie haben sich sehr geschickt aus der Affäre gezogen.“ Sie musterte ihn nachdenklich. „Und Sie haben die Touristen verscheucht. Vielleicht besteht jetzt die Chance, dass wieder Normalität in Druidheachd einkehrt.“
    „Ich denke, es besteht mehr als nur die Chance. Ich bin ein besserer Journalist, als Sie denken. Und ich habe meine Quellen. Zuverlässige Quellen.“
    „Was meinen Sie damit?“
    „Nun … Zum einen weiß ich mit
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