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Verliebte Abenteuer

Verliebte Abenteuer

Titel: Verliebte Abenteuer
Autoren: Heinz G. Konsalik
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Das erste Kapitel,
das eigentlich gar nichts bringt, was interessant erscheint
    Ob Sie es glauben oder nicht – ich bin wirklich nicht daran schuld. Ich will von Ihnen gevierteilt werden, wenn das, was ich sage, nicht wahr ist. Die Geschichte spielt in Schottland. Schon faul, werden Sie sagen, die Schotten kennen wir aus den Witzblättern zur Genüge – diese Mr. Smith und McFladden. Das zu lesen lohnt sich nicht.
    Sie haben vollkommen recht. Wenn Sie bis hierhin gelesen haben, hören Sie bitte auf – Sie werden sich doch nur ärgern, denn wenn ich Ihnen sage, daß in der Geschichte tatsächlich ein McFladden auftritt – also, sehen Sie, ich habe es gleich gesagt – Sie wollen nicht weiterlesen. Und weil Sie das nicht wollen, werden Sie nicht eher aufhören, als bis Sie die letzte Zeile erreicht haben.
    Das nennt man Psychologie – aber die hat hier gar nichts zu suchen. Vielmehr wundern wir uns, daß der reiche Jüngling mit Künstlertolle, dieser Windhund William Ashborne, heute an dem sattsam bekannten Loch Ness steht – Sie wissen doch, der See, in dem man die berühmte Seeschlange gesehen haben will – und vor sich hin grübelt. Das tut er im allgemeinen nicht, denn William hatte einen guten, netten Papa, der bei seinem Tod so freundlich war, seinem Sprößling nicht nur einen alten Namen, sondern auch ein noch älteres Schloß nebst einem dicken Bankkonto zu hinterlassen. William setzte dieses Erbe richtig ein und wurde Dichter. Das hat einige Vorteile. Erstens wird das Geld nicht durch Geschäfte reduziert (aber auch nicht vermehrt), zweitens kann man es in aller Ruhe verzehren, und drittens kann man einen Verleger finden, der das, was man gedichtet hat, veröffentlicht, wenn man selbst die Druckkosten bezahlt. Auf diese Weise sind schon ganz andere Meister als William Ashborne bekannt und berühmt geworden, und sie schrieben nachher in ihren Memoiren: »Mit großem Fleiß arbeitete ich mich aus der tiefsten Not empor …«
    Warum er nun so gedankenverloren am Loch Ness stand und in die dunklen Wasser blickte, war nicht ganz klar. Im trüben fischen wollte er bestimmt nicht – aber daß etwas in seinem Gemüt trübe war, konnte man leicht erraten, wenn man hörte, was er sagte. Er hatte nämlich so eine dumme, vollkommen verrückte Art, in bestimmten Situationen mit sich selbst zu sprechen, und was er jetzt sagte, bewies, daß er dem Wahnsinn sehr nahe war.
    »Ich liebe sie«, sagte der junge Mann und warf ein Zweiglein romantisch ins Wasser. »Ich kann mir nicht helfen, ich liebe sie.«
    William Ashborne war ein langer Kerl, schlank, mit einem Gesicht wie dem eines Filmlieblings und mit dem Bizeps eines verhinderten Europameisters im Ringen. Nur seine Augen waren kindlich – aber vielleicht muß das so sein, wenn man ein Dichter ist. Und wie er jetzt ins Wasser blickte, das konnte einen Wasserfloh zum Heulen bringen. Denn das ist immer so: Wenn Frauen Liebeskummer haben, sagen die Männer, sie seien hysterisch; werden aber Männer von Liebeskummer geplagt, dann wollen sie als schwer erkrankt gelten. Man nennt das die Logik der Geschlechter – aber das gehört auch nicht hierher.
    Das Loch Ness ist ein berühmt-berüchtigtes Gewässer. Es liegt oben im düstersten Schottland und endet bei der Stadt Inverness, wo William Ashborne bei einem Liederabend sein Herz verloren hatte, und zwar an die Sängerin Loretta Gower, von deren Ruhm ganz Schottland widerhallte. Seit diesem verhängnisvollen Abend waren die Verse Ashbornes immer verworrener geworden – das sicherste Anzeichen dafür, daß er verliebt war. Diese Loretta – eine wunderschöne Frau mit schwarzen Locken und Augen, die Löcher in Wände brennen konnten – kümmerte sich nicht im geringsten um ihn und reiste wieder ab nach Aberdeen zum dortigen Opernhaus.
    »Es ist eigentlich mehr als dumm, eine Frau wie Loretta zu lieben«, hatte Ashborne schon mehrmals zu seinem Diener Percy Bishop gesagt, und dessen Antwort war ebenso oft dieselbe gewesen: »Ganz deiner Meinung, bester William.«
    Oho, werden Sie denken, das sind ja schöne Zustände! Ein Diener duzt seinen Herrn. Da stimmt doch was nicht.
    Nur Ruhe – Percy Bishop war ein aufgeweckter Junge aus Invergarry und hatte das Glück gehabt, zusammen mit Lord William Ashborne die gleiche Schule zu besuchen. Nachdem die beiden auch noch in derselben Fußballmannschaft gespielt hatten, wurden und blieben sie Freunde, auch noch, als Ashborne zurück auf sein Schloß ging und Percy vergeblich
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