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0685 - Tod aus der Tiefe

0685 - Tod aus der Tiefe

Titel: 0685 - Tod aus der Tiefe
Autoren: Werner Kurt Giesa
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Ich kenne keinen Zamorra, gab der Xull verdrossen zurück. Ich habe diesen Namen niemals zuvor gehört.
    »Kein Wunder, wenn du die Jahrhunderte einfach verschläfst. Er ist ein Todfeind. Er wollte mich vernichten.«
    Was schert's mich?, konterte der Xull. Geh oder schwimm davon, wie immer es dir beliebt, oder ich streue deine Knochen zu den anderen.
    Jene hatte das schwarze Skelett längst bemerkt, aber sie waren von anderer Art. Sie waren einmal Menschen gewesen, vor langer Zeit…
    »Er vernichtete auch viele andere. Er legte sich mit dem Fürsten der Finsternis an. Und er kommt hierher. Er wird auch dich töten, wenn du ihm nicht zuvorkommst.«
    Ist er ein Mensch?, erkundigte sich der Xull gelangweilt.
    »Ja.«
    Menschen bewegen sich auf dem Land. Ich schlafe unter Wasser. Wie sollen wir uns begegnen?
    »Ich sagte dir, dass er hierher kommen wird. Mit einem Schiff. Wie jene, zu deren Gebeinen du mich gesellen willst«, knarrte und knackte das Skelett.
    Und deshalb hast du mich geweckt?, ächzte der Xull. Weiche von mir, rasch. Lass mich in Ruhe. Verschwinde, oder du bereust es. Ich kenne Zamorra nicht, er kennt mich nicht.
    »Und doch wirst du ihn töten. Er wird in deine Sphäre eindringen und dich jagen. Ich weiß es.«
    Schön für dich. Und nun geh, ehe mein Zorn dich trifft. Die Nesselfäden über dem Kopf des Xull begannen drohend zu glühen, wurden immer heller. Die unteren Nesseln bewegten sich auf das schwarze Skelett zu.
    Es wich zurück, so schnell es der Wasserdruck zuließ.
    »Denk an meine Warnung, wenn Zamorra dich vernichtet«, knarrte das Skelett.
    Es wandte sich ab und machte sich auf den Rückweg, auf dieselbe Art, wie es hergekommen war.
    Aber es kam nicht weit.
    Einige der roten Nesselfäden umschlangen eines der Beine. Einen Moment lang sah es so aus, als würde das Gerippe auseinandergerissen werden, als blieben Schien- und Wadenbein samt Fußknochen im Besitz des Xull zurück. Aber dann gab das Skelett insgesamt dem Zug nach.
    Welchen Grund hast du eigentlich, mich zu wecken und vor Zamorra zu warnen? Wir kennen uns doch überhaupt nicht! Wer sagt mir, dass du die Wahrheit sprichst?
    »Du wirst es erleben«, klapperte der Knochenmann.
    Der Xull packte mit weiteren seiner Nesselfäden zu und fetzte das Skelett auseinander. Die einzelnen Teile schleuderte er dorthin, wo sich schon die anderen Knochen türmten. Für einen Moment war das Wasser in Aufruhr geraten, aber es beruhigte sich sehr schnell wieder.
    Wie auch der Xull.
    Aber der war nachdenklich geworden.
    ***
    Der Mann mochte zwischen 30 und 40 Jahre alt sein, wenn man nach seinem Aussehen ging. Er trug abgewetzte Lederjeans und eine fransenbesetzte Lederweste mit indianischer Perlenstickerei. Er beugte sich über die Karte, die er auf dem großen Tisch ausgebreitet hatte.
    »Hier«, sagte er.
    Der andere Mann sog an seiner Pfeife. »Da geht's teilweise zwischen 200 und 2000 Meter tief 'runter, Seneca. Ist Ihnen das klar?«
    »Wahrscheinlich deshalb ist es auch nie gefunden worden«, erwiderte der Mann in Leder.
    »Und sie haben Sie es gefunden?«
    »Ich weiß, dass es da liegt. Es war einmal eines meiner Schiffe.«
    Ran Munro verdrehte die Augen. »Ein holländischer Frachter, etwa anno 1690 abgesoffen. Klar, eines Ihrer Schiffe.«
    »Natürlich. Fragen Sie Zamorra, wer ich bin. Danach können Sie Ihre Zweifel im Bermuda-Dreieck versenken. Verdammt, ich muss da 'runter, und Ihr Schiff liegt gerade hier greifbar nahe vor Anker und bietet mir mit seinen technischen Möglichkeiten die besten Chancen…«
    »Nicht mein Schiff«, unterbrach ihn Ran Munro gelassen. »Miss Hedgesons Schiff. Sie bestimmt. Ich bin nur der Captain. Wenn Sie die SEASTAR chartern wollen, müssen Sie schon mit Miss Hedgeson selbst reden.«
    Der Mann, der sich Ty Seneca nannte, atmete tief durch.
    »Ich rede mit Ihnen, weil Sie der Captain sind. Sie müssen wissen, wohin die Fahrt geht und was uns erwartet. Miss Hedgeson wird nur die Unterschrift unter den Vertrag setzen.«
    Munro grinste.
    »Oder auch nicht.«
    »Oh, sie wird. Tendyke Industries hat ihrer Werft für eine Menge guter Dollars einige gute Schiffe abgekauft. Aber für diese Aktion brauche ich das beste Schiff der Welt, und das ist immer noch Ihre SEASTAR.«
    »Was Sie brauchen, ist eine Taucherglocke und eventuell ein U-Boot.«
    Seneca schüttelte den Kopf. »Zu unhandlich und zu umständlich.«
    Munro lächelte. »Sie erwähnten eben Zamorra, Seneca. Und sie wollten mir verraten, was uns erwartet.
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