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0685 - Tod aus der Tiefe

0685 - Tod aus der Tiefe

Titel: 0685 - Tod aus der Tiefe
Autoren: Werner Kurt Giesa
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die einzelnen Knochen verteilt und damit so zersplittert wie das Skelett selbst, glitten sie ganz langsam und vorsichtig durch das dunkle, tiefe Wasser aufeinander zu, um keine Aufmerksamkeit zu erregen. Der Xull musste nicht gleich mitbekommen, dass er das Skelett nicht vernichtet hatte, als er es auseinander gerissen hatte.
    Einmal hatte er es unterschätzt. Beim nächsten Mal würde er radikaler zuschlagen.
    Die Knochen und die mit ihnen verbundenen mentalen Fragmente berührten einander. Stück für Stück gewann das Skelett seine Gestalt zurück, und je mehr Teile des makabren »Puzzles« sich aneinander reihten, um so besser funktionierten auch sein Denken und seine Kraft wieder.
    Es hatte nicht erwartet gehabt, dass der Dämon dermaßen ablehnend und gewalttätig reagierte. Aber wenigstens hatte er das Skelett nicht mit Magie gebannt. Damals, als das hyborische Zauberschwert Salonar, geschmiedet aus einer gespaltenen Drachenzunge, zwischen seinen Rippen steckte, war es schlimmer gewesen. [1]
    Bis heute war ihm unklar, wie lange es diesem magischen Bann unterlegen war. Jahre oder Jahrhunderte? Eine lange, böse Zeitspanne erzwungener Untätigkeit.
    Doch nun war es wieder aktiv, und es konnte handeln. Ein Diener Astaroths hatte das Skelett »befreit«. Sicher eher unbeabsichtigt - aber es war ein angenehmer Nebeneffekt. Dass schließlich nicht Astaroth, sondern jener Zamorra das Schwert in die Hand bekommen hatte, war längst nebensächlich; das Schwert war nun mit einer neuen Aufgabe gebunden, verschloß das Tor zur Welt der Blutgötzen und würde dieses Tor niemals wieder verlassen. [2]
    Nichts und niemand konnte das Skelett nun mehr aufhalten.
    Allenfalls jemand, der über so starke magische Kraft verfügte wie der Xull.
    Aber der kannte ja nicht einmal die Zusammenhänge. Lange hatte er in der Tiefe geschlafen. Es fehlte ihm vieles an Wissen über die Gegenwart. Auch das Skelett hatte sichdieses Wissen nach dem Verlassen der Knochengruft erst mühsam erarbeiten müssen. Aber jetzt hatte es einen erheblichen Informationsvorsprung gegenüber dem Xull.
    Es registrierte, dass es den Xull immerhin misstrauisch gemacht hatte. Der setzte seinen Schlaf nicht fort, sondern bewegte sich unruhig um das Schiffswrack herum und drang auch teilweise ein. Verlegenheitshandlungen, wie das Skelett erkannte.
    Der Xull wartete!
    Sicher nicht mehr lange. Zamorra war bereits unterwegs.
    Mit ihm auch andere. Aber die waren unwichtig. Nebenfiguren auf dem dämonischen Kriegsschauplatz. Der Xull musste doch stark genug sein, sie ganz nebenbei aus der Welt zu fegen.
    Das Skelett spürte schwache Vibrationen, die kein Echolot jemals hätte wahrnehmen können. Ein Schiff kam.
    Es fuhren sehr viele Schiffe über den Golf von Mexico.
    Aber das Skelett wusste genau, dass dieses das richtige war. Mit Zamorra an Bord.
    Noch weit entfernt.
    Aber es kam.
    Bald schon, bald…
    Ran Munro war an Bord der hochseetüchtigen Superyacht zurückgekehrt. »Ich traue diesem Seneca nicht über den Weg«, sagte er nachdenklich. »Sind Sie sicher, Boss, dass Sie ihn an Bord nehmen wollen?«
    April Hedgeson saß auf der Kante der Steuerkonsole. Da die Technik abgeschaltet war, konnte sie die Sensortasten berühren, ohne dass etwas passierte. Auf »normalen« Schiffen hätte es hier Schalter und Hebel gegeben, die SEASTAR II indessen war alles andere als normal. Anstelle normaler Instrumente gab es digitale Displays, die im »Ruhezustand« optisch kaum von der Oberfläche des Schaltpults zu unterscheiden waren. Erst wenn die Konsole voll aktiviert war, zeigten sie an, was die Meßinstrumente erfaßten; im Standby- Betrieb wurden nur die wichtigsten Grunddaten ausgegeben.
    Einziges Zugeständnis an die Tatsache, dass es sich um ein Schiff und nicht um einen Raumkreuzer aus einem SF-Film handelte, war das große hölzerne Steuerruder in klassischer Form, wie sie schon auf den alten Seelenverkäufern der Windjammerzeit üblich gewesen war.
    »Ich bin sicher«, sagte sie. »Es reizt mich, herauszufinden, wie belastbar das Schiff bei Tauchfahrt ist. Vielleicht können wir das Wrack ja sogar komplett bergen. Das wäre der absolute Höhepunkt der Aktion.«
    »Fragt sich, was der Dämon dazu sagen wird, der laut Seneca da unten haust.«
    »Ich denke mal, den fragen wir überhaupt nicht nach seiner Meinung«, erwiderte April lässig. »Wenn er sich mausig macht, kriegt er eins mit dem Laser verpaßt, oder wir werfen ihn Zamorra zum Fraß vor.«
    »Ich fürchte, Sie
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