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Wie die Hells Angels Deutschlands Unterwelt eroberten (German Edition)

Wie die Hells Angels Deutschlands Unterwelt eroberten (German Edition)

Titel: Wie die Hells Angels Deutschlands Unterwelt eroberten (German Edition)
Autoren: Stefan Schubert
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Motorsport-Organisation American Motorcyclist Association (AMA) plante, gesittet ein Motorradwochenende zu feiern. Dieser Plan scheiterte.
    Die Vorfälle gingen unter den Überschriften »Hollister Bash«, »Hollister Riot« und »Motorcyclists Take over Town« in die amerikanische Pressegeschichte ein und gelten als die Geburtsstunde der Outlaw-Motorradclubs überhaupt.
    In der 4500 Einwohner zählenden Kleinstadt feierte die AMA bereits seit den 30er-Jahren Renn-Wochenenden als Familienereignisse gleich einer Rodeoveranstaltung. Der Zweite Weltkrieg hatte diese lieb gewonnene Tradition unterbrochen, aber jetzt im Sommer 1947 sollte sie wieder aufgenommen werden. Es existierten schon vor den Hollister Riots Motorradclubs wie die Jackrabbits, 13 Rebels und die Yellow Jackets. Sie alle tranken und feierten relativ friedlich zusammen und stellten keinerlei territoriale Ansprüche untereinander. Das sollte sich jetzt ändern.
    Die US-Army ist nicht als ein Hort von friedfertigem Verhalten und kontrolliertem Alkoholgenuss bekannt. So wechselte auch das Publikum des diesjährigen Festes. Unter den 4000 Bikern, die aus San Francisco, Los Angeles, San Diego, ja sogar aus den Tausende Kilometer entfernten Bundesstaaten Florida und Connecticut in das kleine Nest strömten, befanden sich eine Menge Rabauken, die unter anderem in den Clubs Boozefighters und Pissed Off Bastards of Bloomington organisiert waren. Doch die sieben Mann des Hollister Police Department und die 21 Bars der Kleinstadt begrüßten die anreisenden Biker zunächst mit offenen Armen.
    Die Jungs tranken, und sie tranken viel und hart, so wie sie es bei der Army gelernt hatten. Es dauerte nicht lange, und mehr oder wenige betrunkene Männer lieferten sich auf ihren Maschinen Wettrennen. Kurzsprints und Burn-outs beherrschten die Straßen Hollisters, wobei Verkehrsregeln kein Thema waren. Während die einheimischen Polizisten deswegen immer angespannter reagierten, wurden auch die Barkeeper spätestens zu dem Zeitpunkt nervös, als zahlreiche Biker für die nächste Bestellung direkt in die Kneipe fuhren und dort ihre Harleys parkten. Bierflaschen flogen aus den Fenstern der oberen Etagen und zersplitterten auf Straßen und Gehwegen. Hastig personell verstärkte Polizeikräfte ordneten an, dass die Gaststätten früher schließen mussten, doch es stellte sich schnell heraus, dass diese Maßnahme keinen Erfolg mehr hatte: Die »worst 40 hours in Hollister’s history« waren nicht mehr zu stoppen.
    Die Biker soffen weiter. Bilanz des Wochenendes: bis zu 60 Festnahmen wegen aufrührerischen Benehmens, Trunkenheit in der Öffentlichkeit und Erregung öffentlichen Ärgernisses. Die hohe Zahl der Verhaftungen hört sich dramatisch an, relativiert sich jedoch, wenn man die beispielhaften Gründe für die folgenden sechs Verhaftungen zeigt:
Benjuman D. »Kukomo« McKell, 34 Jahre alt, Festnahmegrund: Ruhestörung, Strafe: zwei Tage Gefängnis und 25 Dollar Geldstrafe
Gerald E. Butler, 25, Trunkenheit, Freilassung am nächsten Morgen
Walter William Wagner, 30, Trunkenheit, Freilassung am nächsten Morgen
Lionel R. Raucci, 21, Trunkenheit, zehn Dollar Geldstrafe
Wallace E. Goodbar, 17, Ruhestörung, 15 Dollar Geldstrafe
James B. Osborn, rücksichtsloses Fahren, fünf Dollar Geldstrafe
    Etwa 60 Biker mussten im örtlichen Hospital ihre Verletzungen behandeln lassen, doch nur drei Männer erlitten schwerere Verletzungen: einen Beinbruch, einen nahezu abgerissenen Fuß und einen Schädelbruch. Auch wenn man die Augenzeugenberichte dieses oft zitierten Wochenendes liest, ergibt sich ein nicht ganz so katastrophales Bild. Alle Zeugen sind sich darin einig, dass der Biergenuss exzessiv war, dass Rennen gefahren wurden und die Verkehrsregeln keine Beachtung fanden. Weitere Verfehlungen bestanden darin, dass viele der Biker ihren Rausch da ausschliefen, wo sie ihn sich angeeignet hatten: auf dem Rasen vor dem Gerichtsgebäude und an anderen öffentlichen Orten. Immerhin schafften es einige der Männer, wenn auch in fahruntüchtigem Zustand, ihre Bikes zu Heuschobern und Scheunen am Rande der Stadt zu lenken. Gewaltsame Ausschreitungen, Massenschlägereien oder gar Plünderungen, wie es die sensationslüsternen Schlagzeilen nahelegten, nahm keiner der Anwesenden wahr. Im Gegenteil, trotz allen Alkoholgenusses erinnern sich viele Beteiligte an eine ausgelassene Volksfeststimmung.
    Doch die Presse hatte ihr Urteil bereits gefällt und ein Foto, von dem man jetzt weiß, dass es
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