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Wie die Hells Angels Deutschlands Unterwelt eroberten (German Edition)

Wie die Hells Angels Deutschlands Unterwelt eroberten (German Edition)

Titel: Wie die Hells Angels Deutschlands Unterwelt eroberten (German Edition)
Autoren: Stefan Schubert
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mit allen Hells Angels an
    In der Wahl ihrer Mittel, sich auf den Straßen Amerikas zu behaupten, waren die Angels seit ihrer Gründung weder zimperlich noch wählerisch. Eine ihrer Taktiken brachte sie besonders in Verruf bei Bikern, die noch Wert auf einen Ehrenkodex bei Schlägereien legten und sich danach richteten: Die Hells Angels brachen mit dem Fairnessgedanken. Ihr Motto lautete nicht »Mann gegen Mann«, sondern »Einer für alle, alle für einen«.
    Ob ein Angel recht hatte oder nicht, er bei einem fairen Kampf besiegt wurde oder verdientermaßen eine Tracht Prügel bezogen hatte – das spielte keine Rolle. Jedes Mitglied der Bruderschaft stand einem Bruder sofort und vorbehaltlos bei. Die Höllenengel stürzten sich auf den Kontrahenten ihres Bruders und erteilten ihm eine schmerzhafte Lektion: »Leg dich mit einem Hells Angels an, und du legst dich mit allen Hells Angels an.« Fairness hin oder her, eine abschreckende Wirkung auf jeden Straßen- und Kneipenschläger hinterließ diese Prozedur auf jeden Fall.
    Ein anschauliches Bild von der öffentlichen Wahrnehmung der ersten Rocker kann einer Veröffentlichung aus der Feder des damaligen Generalstaatsanwalts von Kalifornien entnommen werden:
    »Diese Aufnäher [das Color der Hells Angels] werden meist auf dem Rücken ärmelloser Jeanshemden getragen. Außerdem hat man Club-Mitglieder gesehen, die verschiedene Luftwaffen-Insignien aus der Nazizeit und Nachbildungen des deutschen Eisernen Kreuzes trugen. Viele von ihnen sind Bartträger, und sie haben meist langes, ungekämmtes Haar. Manche tragen an einem durchstochenen Ohrläppchen einen Ohrring. Oft wurde beobachtet, dass sie Gürtel tragen, die aus polierten Motorradketten gefertigt wurden und die sich, wenn abgeschnallt, als elastische Knüppel verwenden lassen. Die Hells Angels scheinen schwere, strapazierfähige Motorräder aus amerikanischer Produktion zu bevorzugen. Die Club-Mitglieder tragen meist einen Spitznamen, der als ihr ›rechtsgültiger‹ Name gilt, und werden unter diesen Namen auch in der Mitgliedsliste des Clubs geführt. Einige Clubs verlangen, dass sich neue Mitglieder tätowieren lassen. Der kleinste gemeinsame Nenner bei der Identifizierung von Hells Angels ist wahrscheinlich ihr allgemein schmutziger Zustand. Ermittelnde Beamte berichten übereinstimmend, dass diese Kerle, sowohl die Clubmitglieder als auch ihre Partnerinnen, dringend ein Bad nötig hätten. Fingerabdrücke sind zur Identifizierung bestens geeignet, da ein Großteil der Hells Angels vorbestraft ist.«
    Erster »Ruhm«
    Diesen neuen stürmischen Wind in der Welt der Outlaw Motorcycle Clubs bekamen etablierte Clubs nun schmerzlich zu spüren, etwa der Gypsy Jokers MC in der San Francisco Bay Area.
    Der am 1. April 1956 in Frisco gegründete Club, dem ebenfalls nicht der Ruf anhing, besonders zimperlich zu sein, galt als zweitstärkster MC in Kalifornien. In den 60er-Jahren brach in der Bay Area der Konflikt über die Vormachtstellung in der Welt der Einprozenter offen aus. Besonders das Hells-Angels-Charter Oakland mit Sonny Barger an der Spitze tat sich in diesen Revierkämpfen um die Durchsetzung von Territorialansprüchen hervor. Diesem neu wachsenden Imperium und der gewaltsamen Unterdrückung jeglicher vermeintlicher Konkurrenten hatten die Gypsy Jokers nicht lange etwas entgegenzusetzen. Die ersten schwer verletzten und toten Biker blieben auf den Straßen von San Francisco zurück, ermordet von Bikern. Ihr Vergehen – sie trugen ein andersfarbiges Color.
    Die Hells Angels vertrieben die Gypsy Jokers erst aus der Bay Area und anschließend aus ganz Kalifornien. 1967 siedelte der Gypsy Jokers MC nach endgültig verlorenem Konflikt nach Oregon und in den Bundesstaat Washington um. Darüber hinaus weiteten sie sich besonders in Australien, aber auch in Südafrika, Norwegen und Deutschland aus. Das FBI und australische Polizeibehörden rechnen den Gypsy Jokers MC heute der schweren organisierten Kriminalität zu.
    Der Kampf und der klare Sieg gegen den Rivalen erhöhten die Reputation des Hells Angels MC in der Bikerszene und festigten seinen Führungsanspruch. Es folgten zahllose Revierkämpfe, Schlägereien und Schießereien mit lokalen Motorradclubs, die ausnahmslos siegreich ausgefochten wurden. Die Angels untermauerten damit ihre Vormachtstellung in Kalifornien und zunehmend darüber hinaus. Ende der 60er-Jahre verfügten sie bereits über 16 Charter, davon acht in Kalifornien. Das Gebiet der Männer
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