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Wie die Hells Angels Deutschlands Unterwelt eroberten (German Edition)

Wie die Hells Angels Deutschlands Unterwelt eroberten (German Edition)

Titel: Wie die Hells Angels Deutschlands Unterwelt eroberten (German Edition)
Autoren: Stefan Schubert
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hießen Boots, Cody, Junior Gonsalves, Ernie Brown, Al Jayne und Big Red, ein Tattoo-Künstler.
    Seit dem Ersten Weltkrieg verzierten Pin-up-Girls und düstere Maskottchen die Flugzeugrümpfe von alliierten Jagd- und Bombenfliegern. Unter den kleinen Kunstwerken befanden sich auch ein Skelett mit Pilotenjacke und ein Totenkopf mit Flügeln auf einer Bombe. Filmisch setzte der Luftfahrtpionier und Filmproduzent Howard Hughes diesen Männern 1930 unter dem Titel Hell’s Angels ein Denkmal. Basierend auf diesem Film nannte sich im Zweiten Weltkrieg eine Bomberstaffel der US Air Force »Hell’s Angels«. Sonny Barger und seine Mitstreiter wählten als Clubabzeichen einen Totenschädel mit Flügeln auf ihren Westen und übernahmen den Namen der Bomberstaffel. Sie nannten sich »Hells Angels« (ohne Apostroph): Höllenengel.
    Was sie nicht wussten, war, dass es in San Bernardino bereits einen Club gab, der das gleiche Abzeichen trug. Dieser Club war schon am 17. März 1948 durch ehemalige Mitglieder der Piss Off Bastards in Kalifornien ins Leben gerufen worden. Bei einer zufälligen Motorradtour kreuzten sich 1957 die Wege der Höllenengel aus San Bernardino und der Biker aus Oakland. Man lernte sich kennen, freundete sich an und brauste ab sofort gemeinsam und mit dem gleichen Patch auf der Kutte mit den Harleys von Party zu Party.
    Das Color – so wird das Wappen auf den Lederwesten genannt – der Hells Angels besteht aus vier Teilen: Der obere Schriftzug oder »Top Rocker« lautet HELLS ANGELS. Der untere Schriftzug, der »Bottom Rocker«, benennt den Herkunftsort, zum Beispiel California. Das eigentliche Club-Logo, der »Centercrest«, bei den Angels der Totenkopf mit Flügelhelm oder Deathhead, sitzt in der Mitte, rechts daneben schließlich der Aufnäher »MC«, für Motorcycle Club. Die Farbgebung des Patchs mit roter Schrift auf weißem Untergrund brachte den Hells Angels auch den Namen »Big Red Machine« ein, den sie besonders seit ihrer Internationalisierung gerne für die Eigendarstellung, etwa auf den Internetseiten ihrer Charter, benutzen.
    Ab 1958 war der gut 1,80 Meter große und 77 Kilogramm schwere Lagerarbeiter Sonny Barger Präsident des Charters in Oakland. Er übernahm die bestehenden Strukturen, Regeln und Vorschriften des ersten Hells-Angels-Charters ebenso wie die dem Militär entlehnte Hierarchie des Clubs.
    Ein Charter besteht aus Präsident und Vizepräsident, Sergeant at Arms (Verteidigungsminister), Secretary (Verwaltung), Treasurer (Kassenwart), Road Captain (Organisation von Fahrten), Members (Mitgliedern), Prospects (Anwärtern) und Hangarounds (Sympathisanten). Prospects und Hangarounds sind mit geringeren beziehungsweise gar keinen Rechten ausgestattet und müssen sich durch diverse Dienstleistungen und Vertrauensbeweise langsam und manchmal über Jahre in der internen Rangordnung hocharbeiten. Dieser Aufstieg kann, wie es später auch in Deutschland vorgekommen ist, durch die Teilnahme an kriminellen Handlungen beschleunigt werden.
    Ein Teil der internen Clubregeln gelangte unabsichtlich an die Öffentlichkeit und wurde im San Francisco Chronicle abgedruckt. Sonny Barger bestätigte einen Teil der Regeln anlässlich des Erscheinens seiner Biografie. Ein Auszug aus den Vorschriften:
Verbindliche wöchentliche Meetings
Geldstrafe bei Nichterscheinen ohne triftigen Grund
Ohne besonderen Anlass keine Teilnahme von Frauen an den Meetings
Eine Aufnahmegebühr von damals 15 Dollar
Verbot von Schlägereien zwischen Clubmitgliedern
Neue Mitglieder müssen mehrheitlich durch Abstimmung bestätigt werden, zwei Neinstimmen reichen für ein Veto
Jeder neue Member muss ein eigenes Motorrad besitzen
Einmal ausgeschlossene Mitglieder können nicht wieder aufgenommen werden
Alkoholika des Clubs dürfen nicht mit Rauschmitteln vermengt werden
Es ist verboten, Munition in Lagerfeuer zu werfen
Die Frauen anderer Club-Mitglieder sind tabu
Kein Drogenkonsum während der Meetings
    Der junge Veteran brachte den wilden Haufen auf Vordermann und lebte seinen Traum vom ungezügelten Leben, auch wenn die teilweise akribischen Vorschriften nicht unbedingt zum ungezügelten Freiheitsgedanken passen. Aber es war hauptsächlich das Motorradfahren mit den anderen Männern, der Spaß daran, ordentlich einen draufzumachen, und die Überzeugung, keiner Auseinandersetzung aus dem Weg gehen zu dürfen, was den Lebensinhalt vieler damaliger Höllenengel ausmachte.
    Leg dich mit einem Hells Angel an, und du legst dich
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