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Wie die Hells Angels Deutschlands Unterwelt eroberten (German Edition)

Wie die Hells Angels Deutschlands Unterwelt eroberten (German Edition)

Titel: Wie die Hells Angels Deutschlands Unterwelt eroberten (German Edition)
Autoren: Stefan Schubert
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für das US-Magazin Life gestellt worden war, erfuhr weltweite Verbreitung. Es zeigt einen volltrunkenen Motorradfahrer, der mit einer Flasche Bier in jeder Hand, umgeben von auf dem Boden liegenden Flaschen, auf seiner Harley sitzt. Der Mythos vom »Hollister Bash« war geboren. Er hält sich hartnäckig und prägt gesellschaftliche Vorurteile über Biker bis heute.
    Die American Motorcycle Association sah sich veranlasst, die geschockte Öffentlichkeit zu beruhigen. Ein Sprecher der Organisation soll sich wie folgt geäußert haben: »Nur ein Prozent der Motorradfahrer war an den Unruhen beteiligt, 99 Prozent haben sich anständig verhalten.« Der Begriff vom harten, gewaltbereiten Rocker – dem »Einprozenter« – war in die Welt gesetzt und hielt seinen Eingang in die Subkultur der Biker, auch wenn die AMA ihre Aussage später dementierte.
    Manche Biker benutzten von nun an bewusst die öffentliche Stigmatisierung und trugen ein kleines, rautenförmiges Abzeichen mit der Aufschrift »1 %«, um sich von normalen Motorradclubs abzugrenzen und der Öffentlichkeit ihre Stellung als Outlaw zu demonstrieren. Auch der Begriff vom »Outlaw-Club« fand seinen Ursprung in der Berichterstattung über das Hollister-Wochenende.
    Die Legende über die Entstehung des Begriffes und des Images vom »Outlaw« liest sich vielfach weniger aufregend, als es der Name vermuten lässt. Die 1924 gegründete American Motorcyclist Association AMA war in den 1950er-Jahren ein Spiegelbild des konservativen, spießbürgerlichen Amerikas. Sie organisierte unzählige Motorradveranstaltungen für Amateure und Profis und setzt dies bis heute fort. Doch den neuen Bikern reichten diese offiziellen Rennen nicht aus, sie fuhren eigene Rennen gegeneinander, ohne die Autorisierung der AMA. Dies war die Geburtsstunde der sogenannten »Outlaw Races«, von denen sich der Begriff »Outlaw« abgeleitet haben soll.
    Dieser Eindruck wurde verstärkt durch eine Verfilmung der Ereignisse von Hollister im Dezember 1953. Marlon Brandon und Lee Marvin spielten die Hauptrollen in dem erfolgreichen Kinofilm The Wild One . Der Film nahm großen Einfluss auf die Jugendsubkultur der wilden 50er und musste ebenso oft als Sündenbock für auch in Deutschland stattfindende Krawalle von »Halbstarken« herhalten.
    Die Verfilmung begeisterte das Publikum und inspirierte junge Männer auf beiden Seiten des Atlantiks, einen neuen Way of Life einzuschlagen. In Amerika folgte unter anderen ein gewisser Ralph Hubert Barger Junior, genannt Sonny, den neuen Idolen.
    Der Deathhead und die Hells Angels
    Ralph »Sonny« Barger erblickte am 10. Oktober 1938 in Kalifornien das Licht der Welt und war zu jung, um noch zu den Hasardeuren des Zweiten Weltkriegs zu zählen. Trotzdem beginnt mit ihm die eigentliche Geschichte der Hells Angels. Ralph Hubert Barger Senior verdiente sein Geld hart als Straßenbauarbeiter und zementierte den Highway 99. Er kämpfte sich durch Asphaltdämpfe und Staubstürme und campierte in einem Bauwagen in der Nähe der Baustelle. Sonny Barger beschrieb seinen Vater als »hartgesottenen Säufer, einen noch arbeitsfähigen Alkoholiker«.
    Seine aus Italien stammende Mutter, Kathryn Carmella Barger, ließ Sonny mit vier Monaten beim Babysitter zurück und brannte mit dem Fahrer eines Trailway-Busses durch. Fortan wuchsen Sonny und seine ältere Schwester im Arbeiterviertel von East Oakland bei Großmutter Nora Barger auf.
    Mit 14 Jahren rief Sonny einen Stadtviertel-Club ins Leben, ihren Namen verdankten die acht Mitstreiter einem Song der Penguins: »Earth Angels«. Die rebellischen Jugendlichen tranken Bier, rauchten ihren ersten Joint und nutzten jede Gelegenheit, um ihre Kräfte in einem Boxkampf zu messen.
    Sonny zog es zur US-Army. Da er mit seinen 16 Jahren noch zu jung war, fälschte er kurzerhand seine Geburtsurkunde. Zwei Jahre nach dem Ende des Korea-Krieges mit 940 000 toten Soldaten und über zwei Millionen zivilen Opfern trat Sonny Barger am 14. Juli 1955 der Army bei.
    Es dauerte 14 Monate, bis dem Militär der Schwindel auffiel und er an seinem Standort Honolulu auf Hawaii entlassen wurde. Sonny war 17 Jahre alt und ein Army-Veteran.
    1956 trat er seinem ersten Motorradclub, den Oakland Panthers, bei, doch er fand nicht das, was er sich erhofft hatte: bedingungslosen Zusammenhalt, einen verschworenen Haufen, eine Bruderschaft. Kurzerhand trat er wieder aus und gründete im April 1957 einen eigenen Motorradclub. Die Männer der ersten Stunde
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