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Wie die Hells Angels Deutschlands Unterwelt eroberten (German Edition)

Wie die Hells Angels Deutschlands Unterwelt eroberten (German Edition)

Titel: Wie die Hells Angels Deutschlands Unterwelt eroberten (German Edition)
Autoren: Stefan Schubert
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mit dem geflügelten Totenkopf reichte schon bis nach Nebraska, Massachusetts, Ohio, New York und sogar nach Australien und England.
    Die Beach Boys besangen die »California Girls«, Elvis Presley eroberte Hollywood und die Hells Angels erlebten ihre wilde Zeit auf den Straßen Amerikas: Schlägereien, Rabaukentum, Drogenkonsum und -handel, Sexorgien, Schießereien, Tote und Gefängnisaufenthalte pflasterten den Weg der Höllenengel und verschafften ihnen Schlagzeilen auf den Titelseiten amerikanischer Zeitschriften. Der Grundstein für die archaisch-brutale Aura der Bruderschaft war gelegt.
    Am Labor-Day-Wochenende 1964 scheint der Mond über der mondänen Halbinsel Monterey und taucht die Sanddünen in einen silbernen Glanz. Das Tosen der Brandung der Pazifikküste beherrscht die Nacht. Zwei vorgelagerte Inseln, an deren wunderschönen Sandstränden Seehunde im Frühling ihre Jungen zur Welt bringen, beherbergen außerdem Seelöwen, Kormorane und Pelikane. Mitten in dieser Idylle campieren rund 300 Hells Angels mit befreundeten Bikern und feiern eine wilde Party mit Drogen, Alkohol und Sex, denn unter den Rockern befinden sich auch um die 30 »Old Ladies«, wie die Freundinnen und Geliebten von Angels genannt werden. Später in der Nacht stoßen noch zwei 14- und 15-jährige Teenager dazu. Als ein Streifenwagen sich später der Szenerie nähert, ist ein Mädchen nackt, das andere trägt nur ein Hemd. Der Hilfssheriff packt die hysterisch weinenden Mädchen auf den Rücksitz und braust davon, zunächst einmal.
    Am nächsten Tag erscheint eine Armada von Streifenwagen mit den beiden Mädchen an Bord. Diese zeigen auf vier der von der Polizei zur Identifikation aufgereihten Hells Angels, die sogleich wegen Vergewaltigung in das Bezirksgefängnis wandern.
    Der Labor Day, gleichzusetzen mit dem 1. Mai in Deutschland, wird traditionell am ersten Montag im September gefeiert und gedenkt des jahrzehntelangen Kampfes der Arbeiterbewegung für die Einführung des Achtstundentages. Heutzutage nutzen die meisten Amerikaner das verlängerte Wochenende, um auszuspannen.
    Doch in diesem Jahr wurde die Idylle von der Ost- bis zur Westküste Amerikas von wilden Schlagzeilen durchbrochen. Die »Monterey-Vergewaltigung« brachte es bis auf die Titelseiten der New York Times , des San Francisco Chronicle , des Time Magazine und Publikationen weiterer großer Verlagshäuser. Die Artikel waren reißerisch und mit erfundenen Perversitäten angereichert, etwa der Behauptung, dass jeder neue Hells Angel bei einem Aufnahmeritual seine Frau allen anderen Clubmitgliedern zum Sex anbieten müsse.
    Die angeklagten Hells Angels beteuerten ihre Unschuld und gaben zu Protokoll, dass die Mädchen freiwillig, nach einigen gemeinsam gerauchten Joints, an der Sexorgie teilgenommen hätten. Nach dem vierten oder fünften Sexpartner bekamen es die sie begleitenden fünf farbigen Studenten mit der Angst zu tun und alarmierten die Polizei. Das war alles – so die Aussage der Beschuldigten.
    Die ärztlichen Untersuchungen der beiden Mädchen schienen diese Aussage zu bestätigen. Die Ärzte fanden keinerlei Hinweise auf Gewalteinwirkungen. Ein Mädchen verweigerte zudem die Aussage, das andere fiel bei einem Lügendetektortest durch.
    Die Inhaftierten wurden daraufhin am 25. September mit Zustimmung der Grand Jury entlassen, und der stellvertretende Bezirksstaatsanwalt ließ die Anklage fallen. Dennoch hielt sich die Geschichte der Monterey-Vergewaltigungen hartnäckig in der amerikanischen Presselandschaft.
    Die Zeitungen und Magazine Amerikas überboten sich fortan mit der reißerischen Berichterstattung über die Hells Angels. Exemplarisch dafür steht ein Bericht des meinungsbildenden Nachrichtenmagazins Newsweek über einen Labour Day Run nach Porterville aus dem Jahr 1965:
    »Ein dröhnender Schwarm aus 200 Motorradfahrern in schwarzen Jacken fiel in das verschlafene südkalifornische Städtchen Porterville ein. Obszönitäten brüllend randalierten sie in den örtlichen Kneipen. Sie hielten Autos an, rissen die Wagentüren auf und versuchten, die Beifahrerinnen zu begrapschen. Einige ihrer gestiefelten Freundinnen legten sich mitten auf die Straße und wanden sich in aufreizender Weise. In einer Bar schlugen sechs von ihnen einen 65-jährigen Mann brutal zusammen und versuchten, die Bardame zu entführen. Erst als 71 Polizisten aus benachbarten Städten und von der Highway Patrol mit Polizeihunden und Wasserschläuchen anrückten, schwangen sich
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