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The Diaries of Adam and Eve - Die Tagebuecher von Adam und Eva

The Diaries of Adam and Eve - Die Tagebuecher von Adam und Eva

Titel: The Diaries of Adam and Eve - Die Tagebuecher von Adam und Eva
Autoren: Mark Twain
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Nachwort
    Die Jahre zwischen 1893 und 1905, in denen die vorliegenden Tagebücher von Adam und Eva entstanden, gehörten zu den turbulentesten und schwersten Jahren im Leben von Mark Twain (1835–1910). Der damals bereits weltberühmte Schriftsteller – Mark Twain ist das Pseudonym von Samuel Langhorne Clemens – erhielt 1893 die Einladung, zur «Buffalo Pan-American Exhibition» einen Text für das ‹Niagara Book›, ein Souvenirbuch, zu schreiben. So entstand der erste Teil von Adams Tagebüchern, den Twain in seiner typischen, aus Hintersinn und Übertreibung gemischten Ironie als «ältesten Werbetext der Welt» bezeichnete. Er war jedoch mit der Erstfassung unzufrieden und unterzog sie während der nächsten Jahre einer ständigen Überarbeitung. Zu dieser Zeit, einer aufgeregten Gründerzeit, hatte Twain einen eigenen Verlag gegründet, der unter anderem alle Arten von Sammelalben, ‹Twain’s Scrap Books›, vertrieb, und er investierte Unsummen in Paiges Setzmaschine, von der er sich reichen Gewinn für sich und die Menschheit versprach: «Alle anderen großartigen Erfindungen des menschlichen Geistes versinken nahezu im Nichts im Vergleich mit diesem erhabenen Wunder der Mechanik.» Doch nicht nur zog sich die Entwicklung der Maschine immer länger hin, es entstanden auch andere Schriftsetzmaschinen – zum Beispiel die von Mergenthaler –, die Paiges Erfindung weit überlegen waren. Twain machte mit seinem Verlag Bankrott und saß auf einem damals astronomischen Schuldenberg von 190 000 Dollar. Anders als es in Geschäftskreisen üblich war (und üblich geblieben ist), widersprach es allerdings Twains moralischer Auffassung von wirtschaftlichem Handeln, seine Gläubiger mit der übrig gebliebenen Konkursmasse von nur 30 oder 33 Prozent ihres Geldes abzuspeisen. Er entschied, die volle Summe zurückzuzahlen.
    So unternahm er 1895/96 eine Welttournee, die ihn als Vortragenden durch die USA, Australien, Indien, Südafrika und England führen sollte. Einen festen Bestandteil seiner Auftritte bildeten dabei die ‹Auszüge aus Adams Tagebuch›. Die Vortragsreise wurde ein triumphaler Erfolg, so dass Twain tatsächlich seine Schulden auf Heller und Pfennig zurückzahlen konnte. Doch noch in England erreichte ihn die Nachricht vom Tod seiner Lieblingstochter Susy, die mit 24 Jahren an Meningitis gestorben war. Infolge dieses Unglücks begann auch seine Frau Olivia immer mehr zu kränkeln und an Lebenskraft zu verlieren. 1903 zogen sie auf ärztlichen Rat nach Florenz, wo Olivia aber im Jahr darauf verstarb.
    Die Erweiterung von Adams Tagebuch um die Tagebücher von Eva wird gemeinhin als Tribut des Schriftstellers an seine Frau angesehen, er selbst bekannte 1904: «Evas Tagebuch ist abgeschlossen – ich habe darauf gewartet, dass sie noch weiterspricht, aber sie ist verstummt.» Es wurde zuerst 1905 im Weihnachtsheft von ‹Harper’s Magazine› publiziert. Nun befasste sich Twain auch noch einmal mit den ‹Auszügen aus Adams Tagebuch›: «Dann nahm ich mir Adams Tagebuch vor und las es. Mir drehte sich der Magen um. Es war keine Literatur, was es doch einmal gewesen war – bevor es zu einem Stück Werbung für die Messe in Buffalo verkam. (…) Doch heute Morgen habe ich es mir noch einmal in Ruhe angesehen und fand, wenn ich die Werbungsteile eliminiere, wird es wieder zu Literatur.» Und so schrieb er es um, bis er damit zufrieden war: «Jetzt ist Adams Tagebuch verdammt gut – sechzig Mal so gut wie vorher. Ich glaube, es ist jetzt so gut wie Evas Tagebuch – nein, nicht ganz so gut, glaube ich, aber gut genug, um mit dem von Eva zwischen zwei Buchdeckeln zu stehen.» In der letztgenannten Fassung liegen die vereinten Tagebücher nun den Lesern dieses zweisprachigen Bandes vor.
    Das Buch besticht sowohl durch seine originelle Idee wie durch den Charme der Umsetzung. Der Autor – und dies ist Teil seiner operativen Ironie – verwickelt sich in heillose Widersprüche, wie sie jeder gedachten Ursprungssituation oder jedem Schöpfungsmythos notwendig innewohnen: es wird immer wieder ein Wissen vorausgesetzt, das diese «ersten Menschen» so noch nicht haben können. Übrigens gehört in diesen Zusammenhang Twains an anderem Ort formulierter theologiekritischer Gedanke, dass Adam und Eva aufgrund ihres naiven Bewusstseinsstandes überhaupt nicht in der Lage sein konnten, die Drohung Gottes zu verstehen: weder wussten sie, was Schuld, noch was Tod bedeuten. Sie befanden sich gewissermaßen in einem
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