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Verzeihen ist immer moeglich

Verzeihen ist immer moeglich

Titel: Verzeihen ist immer moeglich
Autoren: Bernard Jakoby
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Krankenpflegerin erzählte mir:
    »Frau Schmidtke lag schon seit längerer Zeit im Sterben und war auf ihren Tod vorbereitet. Plötzlich öffnete sie ihre Augen, die von einem inneren Licht erhellt waren. Sie sprach davon, dass ihre Mutter anwesend sei, um sie abzuholen. Auf ihrem Gesicht lag ein friedliches und schönes Lächeln. Es war, als wäre sie in einer anderen Welt. Ich hatte den Eindruck, dass sie etwas Wundervolles, für mich jedoch Unfassbares erlebte. Ganz sanft glitt Frau Schmidtke in den Tod.«
    In einem anderen Beispiel liegt eine Frau bereits im Koma, als sie von ihrem Sterbebegleiter das letzte Mal besucht wird:
    »Plötzlich war das Zimmer wie verwandelt. Die Betreuerin und ich spürten eine Gegenwart, die man nicht mit Worten beschreiben kann. Ich verabschiedete mich von ihr mit den Worten meiner Mutter: Die Kraft, die dich erschaffen hat, wird dich auch im Tode tragen.
    Obwohl sie im Koma lag, musste sie meine Abschiedsworte gehört haben. Zurückblickend sah ich, wie sie mit weit geöffneten, wunderbar klaren, fast durchsichtigen Kinderaugen nach oben schaute. Auf ihrem Gesicht spiegelte sich etwas, was nicht mehr von dieser Welt war. Mit diesem Blick starb sie.« 4
    Diese Art der Vollendung des Im-Einklang-Seins mit seinem Sterben ist das Resultat des Annehmen-Könnens und der inneren Erfahrung, im göttlichen Licht geborgen zu sein. Das höhere Selbst, der göttliche Funke, steuert den Prozess der Ablösung des Bewusstseins vom Körper. Begleitende bezeichnen das oft als heilige Präsenz, die im Sterbezimmer fühlbar wird.
    Der überpersönliche Aspekt des Menschen, seine unsterbliche Essenz, ist bereits während unseres Lebens der wahre Kern unserer Persönlichkeit. Wer das in sich selbst entdeckt, ist nie mehr allein und vermag die Täuschungen und Illusionen des Erdenlebens zu durchschauen. Dadurch erfahren wir einen immensen Zuwachs an Ausgeglichenheit, Liebe und Freude. Dann aber haben wir den wesentlichen Kern unserer unsterblichen Essenz erkannt und bleiben mit dieser Liebe untrennbar verbunden.
    1 Ring, Kenneth, Den Tod erfahren, das Leben gewinnen. Bergisch-Gladbach 1988, S. 82.
    2 Brinkley, Dannion, Geborgen im Licht. Die wahre Geschichte des Mannes, der zweimal starb. München 2009, S. 41.
    3 Högl, Stefan, Leben nach dem Tod? Menschen berichten von ihren Nahtod-Erfahrungen. Rastatt 1998, S. 56.
    4 Bergermann, Ernest u. a., Verständnisvoll miteinander leben bis zuletzt. Ein Buch, geschrieben von Patienten und Ärzten. Vechta-Langförden 2002, S. 82.

2. Kapitel – Die Phasen der geistigen Aussöhnung
    Jeder, der versucht sein eigenes Wesen zu ergründen, sucht einen Ort des Friedens und der Geborgenheit in sich selbst. Die Frage nach einer höheren Kraft, die uns durch die Wirrnisse und Herausforderungen unseres Lebens begleitet, ist die Frage nach dem Urvertrauen und dem tieferen Sinn des Lebens. Der Glaube an eine höhere Macht mündet in das Vertrauen in die Urkraft hinter allem Sein.
    Wenn sich ein Mensch mit der Tatsache seines bevorstehenden Todes auseinandersetzen muss und sich der Endlichkeit und der Vergänglichkeit vielleicht zum ersten Mal im Leben stellt, entwickelt er sehr unterschiedliche Strategien, um seine Sterblichkeit annehmen zu können.
    Für Begleitende ist es dann besonders wichtig zu erkennen, dass es im Prozess der Aussöhnung kein Richtig oder Falsch gibt. Wo der eine durch Anbindung an eine spezifische Religion Trost finden kann, sind die Vorstellungen darüber bei einer atheistisch geprägten Person völlig andere ebenso wie bei Menschen, die einer anderen Kultur entstammen.
    Unter Spiritualität werden Lebensweisen und Weltbilder verstanden, die über den Materialismus hinausreichen. In unserer Zeit versuchen immer mehr Menschen, bewusster zu leben, um die göttliche Anbindung persönlich zu erfahren. Spiritualität befasst sich mit den Sinn- und Wertfragen des Daseins im Bezug auf eine höhere Wirklichkeit.
    Spiritualität drückt sich in verschiedenen Formen aus: durch Gottvertrauen, Gebet oder Meditation, und führt zum Gefühl tiefer Geborgenheit und der Erkenntnis der Existenz einer höheren Wirklichkeit. Toleranz, liebevoller Umgang mit sich selbst und anderen, Hingabe und Dankbarkeit sind die Folge. Dennoch ist die Ausdrucksform von Spiritualität für jeden Menschen unterschiedlich. Sie kann aus dem Anerkennen einer höheren Macht bestehen, wobei ein anderer versucht, direkt mit Gott in Kontakt zu treten. Für andere wiederum bedeutet es die
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