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Verzeihen ist immer moeglich

Verzeihen ist immer moeglich

Titel: Verzeihen ist immer moeglich
Autoren: Bernard Jakoby
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ist die wahre Verantwortlichkeit: die Situationen anzunehmen, wie sie sind, und durch den Schmerz hindurchzugehen, aber eben nicht die Schuld oder Verantwortung bei anderen zu suchen. Wir drücken uns allzu gerne vor der eigenen Verantwortlichkeit und wollen sie nicht wahrhaben. Die Erfahrungen der Sterbenden verweisen uns darauf, dass wir für unsere Handlungen selbst verantwortlich sind.
    Jeder wird sich der Essenz seines Lebens stellen müssen, ob er nun ein Dieb war, ein Wissenschaftler oder ein Priester. Früher oder später werden wir mit den Konsequenzen und Auswirkungen unseres Lebens auf andere konfrontiert. Wenn wir für unser Leben die Verantwortung übernehmen wollen, ist es vor allem wichtig, offen und authentisch zu sein.
    Offenheit
    Um Blockaden, Ängste oder verdrängte Probleme zu heilen, werden wir aufgerufen, unsere wahren Gefühle wahrzunehmen und auszudrücken. Viele können nicht eher das Ende ihrer körperlichen Existenz annehmen, bis sie die Wut und die Ängste, die sie ein Leben lang blockiert haben, offen und ehrlich zum Ausdruck bringen.
    Es liegt in der menschlichen Natur, dass wir ständig über andere Urteile fällen, wütend oder kleinlich sind oder gar Hass empfinden. Dazu gehört auch die Wut auf Gott, wenn wir ihn beispielsweise beschuldigen, dass ein naher Angehöriger so früh sterben musste oder wir zwei kleine Kinder zurücklassen müssen. In all diesen Fällen ist es am wichtigsten, sich die eigenen Gefühle einzugestehen. Vorher kann keine Heilung geschehen.
    Nur das bringt uns in die Liebe und die Anbindung an den göttlichen Funken des höheren Selbst. Wir werden erkennen müssen, wer wir wirklich sind und dass das Heilungspotenzial nur in unserem Inneren zu finden ist.
    Es sind der Mangel an Liebe, die aufgestaute Wut, der Hass, die Gier und vor allem die Angst, die Menschen daran hindern, nicht die Liebe in den Mittelpunkt ihres Lebens zu stellen, sondern durch Misstrauen, Überheblichkeit oder Tyrannei anderen wehtun. Wenn diese Art von Negativität im Sterbeprozess bewusst wird, werden die Aspekte dadurch aufgelöst, dass der Sterbende sie erkennt und annehmen kann. Wer sich offen und ehrlich eingestehen kann, den Mangel an Liebe gelebt zu haben, kommt dadurch in Berührung mit seinem tiefsten inneren Kern.
    Viele Sterbende entdecken ihre innere Stärke und ihr schöpferisches Potenzial erst im Angesicht des Todes. Sie waren sich selbst gegenüber nicht offen genug und haben sich hinter den Masken und Rollen ihres Lebens versteckt. Sie waren nicht ehrlich und haben sich von anderen im Außen manipulieren lassen.
    »Ein Mann hatte einen Herzinfarkt und war mit der Tatsache konfrontiert, seine drei Kinder, die er allein aufgezogen hatte, zurückzulassen. Peter war fünfundsechzig Jahre alt und seine Kinder in den Dreißigern. Er war stets ein guter Vater gewesen, war aber auch sehr hart und verschlossen. Er wirkte nach außen hin sehr stark und versuchte, dieses auch seinen Söhnen zu vermitteln. Durch den frühen Tod seiner Frau war er innerlich verhärtet. Peter hatte nie offen über die Wut, den Schmerz und seine stille Verzweiflung sprechen können. Erst kurz vor seinem Tod wurde er weich und konnte zum ersten Mal seinen Kindern seine Liebe zeigen. Er hatte seine Rolle als Vater, der glaubte, immer stark sein zu müssen, durch sein wahres Selbst ausgetauscht.«
    Verzeihen
    Wer in seinem Inneren die geistige Anbindung sucht, den Bereich der Stille und des Friedens, kommt an den Punkt, an dem jegliche Angst endet. Im Sterben ist das der Moment, in dem der Sterbende loslassen kann, sich anheimgeben kann, voll Vertrauen im Gewahrsein der Liebe.
    Wer offen und authentisch sein Leben betrachtet und die Verantwortung dafür übernimmt, möchte sich mit denen aussöhnen, denen er ein Unrecht angetan hat. Nur durch Vergebung können wir uns von den Altlasten und den Bindungen an Hass und Kränkungen befreien. Deswegen sehnen sich so viele Sterbende noch in ihren letzten Erdentagen nach Aussöhnung.
    Alles, was geschieht, hat mit uns selbst zu tun, und wenn ich jemandem vergebe, der mir vor dreißig Jahren ein Leid angetan hat, heißt das nicht, dass die Beleidigung in Ordnung war. Es ist niemals in Ordnung, andere bewusst zu verletzen. Wer verzeihen kann, entlässt sich aus dem eigenen Schmerz, der Wut oder Hilflosigkeit und kann die Situation annehmen, wie sie tatsächlich war.
    Das schließt natürlich die Möglichkeit der Selbstvergebung mit ein. Wir alle machen Fehler, jeder
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