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104a - Die Braut der Bestie

104a - Die Braut der Bestie

Titel: 104a - Die Braut der Bestie
Autoren: Dämonenkiller
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Träge bewegte sich das fliegende Tier über ein feucht glänzendes Meer aus grünen und bläulichen Blättern hinweg. Es besaß einen ansehnlichen Umfang und stellte eine Mischung aus Libelle und Echse, aus Insekt und Eibrüter dar. Seine sechs roten Flügel erzeugten trockene Geräusche. Sein winziges Hirn signalisierte keinen Alarm, denn seine Fischaugen sichteten keinen Feind, seine spitzen Ohren vernahmen keinerlei besorgniserregende Geräusche, seine aufgeblähten Nasenflügel witterten keinen Verdruß. Und doch lauerte, perfekt getarnt, im sumpfigen Dickicht unter ihm das Verderben.
    Plötzlich schoß das Etwas zwischen lappigen Blättern hervor.
    Das dahinschwirrende Tier fand keine Zeit zum Ausweichen. Jäh fühlte es sich von etwas Klebrigem umwickelt, aus der Flugbahn gerissen und in das düstere Dickicht gezerrt.
    Das Ding, das ihn ereilt und gepackt hatte, entpuppte sich als lange Zunge, und ihr Besitzer war ein räuberisches Schuppentier.
    Das Beutewesen sah sich auf ein relativ kleines, jedoch mit spitzen Zähnen ausgestattetes Maul zugleiten. Verzweifelt bäumte es sich unter dem erbarmungslosen Druck der Fangzunge auf, flatterte mit seinen sechs Flügeln, biß um sich.
    Doch alle Gegenwehr hatte keinen Sinn. Das Schuppentier, wenngleich auch nicht besonders groß, verfügte über größere Kräfte. Es hatte sich mit seinen stämmigen Pranken im Untergrund festgekrallt, schlug mit dem kurzen Schwanz um sich und holte die Nahrung rasch und unerbittlich zu sich heran. All das Strampeln und Zappeln rettete das Flugwesen nicht.
    Das quiekende Lebewesen verschwand in dem grausigen Rachen. Während die zusammengerollte Zunge die Kreatur noch festhielt, packten die mörderischen , Zähne bereits gnadenlos zu. Unter den malmenden Kiefern der Bestie zerplatzte der Leib, der eben noch arglos durch die Luft geschraubt war. Roter und gelber Lebenssaft quoll aus den Wunden des zum Tode verdammten Wesens. Er rann dem Schuppenmonster über die schwartigen Kinnlappen bis auf die Brust und die Vorderpranken hinab. Leib, Beine und Flügel der Beute verschwanden nun vollends in seinem Maul. Es kaute und schmatzte, würgte die Mahlzeit herunter. Zum Abschluß gab es einen gedehnten Grunzlaut von sich, putzte sich mit der langen Fangzunge Maul, Nase und Kinn und setzte dann schwerfällig seinen Weg durch das Dickicht fort.
    Sobald es den Saum des feuchten, schlüpfrigen Dschungels erreicht hatte und seinen borkigen Schädel ins Freie hinausstreckte, offenbarte sich ihm die prädiluviale Landschaft in ihrer ganzen fantastischen Scheußlichkeit.
    An den riesigen Wald in seinem Rücken und das Dickicht aus Bärlappgewächsen, Schachtelhalmen, Farnen, Schling- und fleischfressenden Pflanzen schloß sich eine gewaltige Senke an. In der Ferne wurde sie von einer Kette bizarr geformter, rötlich schimmernder Berge begrenzt. An vielen Stellen wurde das Massiv von feuerspeienden Vulkanen durchbrochen, gähnenden Kratern, aus denen flüssige rote Erde schwappte, emporbrodelte, in gewaltigen eruptiven Ausbrüchen in den Himmel hinaufgeschleudert wurde. Ströme kochender Lava flossen zu Tal und wurden von Gewässern verschlungen und daran gehindert, bis in die Senke vorzudringen.
    Unter einem schmutzigroten und schwefelgelben Bimmel, an dem sich Wolken schwarz und drohend zusammenballten, wurden furchterregende Geschöpfe geboren. Sie lernten es, sich auf den Beinen zu halten. Von der Mutter verstoßen und vom Vater bedroht, suchte sich jede heranwachsende Kreatur selbst ihre Nahrung - und später ein Weibchen.
    Wesen, die den Augenblick der Paarung auch nur ein einziges Mal genießen durften und dem Fortbestand ihrer Gattung und Art dienten, waren bereits privilegiert - denn die Gefahren waren allgegenwärtig, und manches Tier wurde nicht einmal groß. Überall konnte ein größeres, stärkeres Wesen auf der Lauer liegen um zuzuschnappen. Auch die größten Geschöpfe bekriegten sich untereinander, und immer wieder fand ein ganz Starker seinen Bezwinger. Es hatte den Anschein, als wollte sich die Schöpfung durch Selbstzerstörung ein Ende setzen.
    Und doch siegte der immense Lebenswille der Spezies über die totale Vernichtung, der Selbsterhaltungstrieb über die Gefräßigkeit. Was die Fleischfresser in sich hineinschlangen, wurde von der Zahl der Geburten überboten. Wo von fünf Jungen aus einem Wurf drei vertilgt, zwei jedoch von der Mutter versteckt wurden oder sich selbst verbargen, wo es auch nur einem der beiden noch
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