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Verschleppt ins Tal Diabolo

Verschleppt ins Tal Diabolo

Titel: Verschleppt ins Tal Diabolo
Autoren: Stefan Wolf
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rein.“
    „Klar doch!“ Tim grinste. „Und
ganz mannhaft wäre, wenn Sie mich vorher von meiner Freundin losfesseln. Dann
könnten Sie auch alle beide gegen mich antreten, gleichzeitig. Natürlich ohne
Feuerwaffen.“
    „Hör dir das Großmaul an“,
meinte Olaf. „Wenn uns die Bullen zu nahe kommen, wird’s mir direkt Spaß
machen, den als Ersten zu erschießen.“
    Tim entschied, dass es besser
sei, nichts zu erwidern und setzte sich mit Gaby auf eine seitliche Bank.
    Die Frau mochte Anfang sechzig
sein, war klein und durchtrainiert wie eine Aerobic-Lehrerin. Ein hellblonder
Kurzhaarschnitt, der aber garantiert eingefärbt war, denn die Brauen und
Wimpern waren echt dunkel. Gesunde Bräune, kein Make-up. Sie trug Jeans und ein
etwas lappiges Sweatshirt.
    „Ich heiße Charlotte Lampe. Das
ist Pauline.“ Sie hob ihren Dackel hoch, als überreiche sie ihn. „Erst acht
Monate alt. Und noch nicht ganz stubenrein. Ich wollte nach Italien.“

    „Darf ich ihn streicheln?“ Gaby
streckte die Hand aus.
    Pauline war sofort begeistert
und leckte ihr die Finger.
    Inzwischen manövrierte Stritzi
den Wagen. Olaf stand in der geöffneten Seitentür und behielt die Umgebung im
Auge. Aber auf der Landstraße — Tim wusste jetzt ungefähr, wo sie waren — tat
sich nichts. Siesta! Tote Hose!
    Erstaunlich!, dachte der
TKKG-Häuptling. Sonst fluchen wir immer über zu viel Straßenverkehr. Aber wenn
nun mal ein richtiges Aufkommen gut wäre, sind alle zu Hause geblieben. Und die
Ganoven können ungeniert weitermachen.
    Stritzi manövrierte das
Wohnmobil mit der Beifahrertür vor das Heck des Caramba. Olaf übernahm
weiterhin die Bewachung der Geiseln. Stritzi schleppte schwitzend die
Metallkisten heran. Es waren acht. Tim überlegte, ob sie auch Münzgeld
enthielten, denn sie schienen schwer zu sein. Sie wurden erst hinter den
vorderen Sitzen abgestellt. Dann — als man den Rastplatz bereits verlassen
hatte und gen Süden fuhr — befand Olaf, die Kisten wären an der Stelle für
einen Blick durch die Türfenster zu leicht auszumachen. Also schob er die
Geldbehälter weiter nach hinten, wo dann einer die Tür zur WC-Kabine blockierte.
    „Hübsch haben Sie’s hier, Frau
Lampe.“ Anerkennend blickte Gaby sich um.
    Die Frau lächelte. „Den Wagen
habe ich mir erst im Oktober gekauft, aber ich war schon auf fünf Reisen — quer
durch Europa. Seit Juli bin ich nämlich pensioniert. Ich war Studiendirektorin,
zuletzt am Mädchen-Gymnasium in Bad Knibiss. Von dorther kenne ich ja auch
deine große Schwester, Eugen-Marcel. Zwei Jahre habe ich sie unterrichtet.
Französisch. Und in ihrem Wahlfach Italienisch. Natürlich kenne ich auch deine
Eltern. Du wirst dich nicht erinnern“, sie zwinkerte ihm zu, „aber auch wir
sind uns schon zweimal begegnet.“
    „Doch!“, sagte Tim. „Jetzt
erinnere ich mich. Sie kamen mir gleich so bekannt vor. Aber manchmal stehe ich
auf der Leitung. Macht vielleicht auch ein bisschen die aktuelle Aufregung.“
    „Na, wunderbar!“, rief Olaf von
vorn. „Das Großmaul ist aufgeregt. Ich dachte schon, du wärst so ein verdammter
Sturkopf wie dein verdammter Vater.“
    „Lassen Sie meinen Vater aus
dem Spiel“, meinte Tim, „er ist der beste Oberbürgermeister, den unsere Kommune (politische Gemeinde ) zurzeit hat.“
    „Allerdings!“, feixte Stritzi.
„Denn zwei OBs wären nicht auszuhalten.“
    Olaf saß auf dem Beifahrersitz.
Er hatte die Pistole in den Gürtel geschoben — unters Sweatshirt. Die
Sonnenblende war heruntergeklappt. In dem darin integrierten ( eingegliederten )
Schminkspiegel konnte er die Geiseln beobachten. Trotzdem wandte er sich häufig
um.
    Charlotte weiß, dachte Tim,
dass ich nicht Eugen-Marcel bin. Aber sie spielt mit. Sicherlich wundert sie
sich. Jedenfalls bleibe ich bei meiner Rolle, denn die garantiert, dass ich
auch bei Gaby bleibe. — Tim bedachte die Studiendirektorin mit beschwörendem
Blick. Sie nickte.
    In diesem Moment sagte Olaf zu
Stritzi: „Wenn Bullen auftauchen, verziehe ich mich nach hinten und die Frau
setzt sich neben dich. Das sieht dann aus, als wärt ihr ein trautes Paar auf
Urlaubstour.“
    „Mann, die ist doch viel zu alt
für mich.“
    „Wieso? Du siehst aus wie ‘n
Frührentner. Also passt es doch, hähähäh.“
    Stritzi rief: „Haben Sie das
gehört, Lampe. Sie werden dann so tun, als hätten Sie sich einen jungen
Burschen wie mich gekrallt und wir wären jetzt auf Hochzeitsreise.“
    „Hoffentlich muss ich mich
nicht
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