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Verschleppt ins Tal Diabolo

Verschleppt ins Tal Diabolo

Titel: Verschleppt ins Tal Diabolo
Autoren: Stefan Wolf
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Rastplatz. Ob der zur
Autobahn oder zu einer Schnell- bzw. Landstraße gehörte, war nicht auszumachen.
Offenbar eine einsame Gegend. Aber vor den Büschen am Rande parkte ein großes
Wohnmobil. Vor der geöffneten Seitentür hatte sich eine Frau zu ihrem Hund
gebückt, einem hübschen Dackel. Jetzt richtete sie sich auf und sah den beiden
Männern entgegen.

    Olaf und Stritzi schlenderten
auf sie zu, scheinbar in friedlicher Absicht.
    „Wenn ich die MP kriege, habe
ich alles im Griff“, flüsterte Tim. Er schob den linken Arm durch den Spalt,
presste sich an die Trennwand und tastete nach der Waffe.

19. Achtung! Schulten kommt
     
    Er hatte sich einen Leihwagen
genommen, einen grauen Mercedes der Mittelklasse. Unterwegs stellte Erich
Schulten dann fest, dass der Tank nicht ausreichend gefüllt war. Ausgerechnet
in dem Dorf Chisotitta, also unmittelbar vor dem Ziel, musste er halten und den
Tank auffüllen.
    Es war früher Nachmittag.
Wieder ein sonniger Tag über dem Tal Diabolo. Aber Schulten hatte keinen Blick
für die Schönheit der norditalienischen Landschaft. Panik zeichnete sein
feistes Gesicht. Der Stress trieb seinen Blutdruck in die Höhe. Schulten
schwitzte unablässig und sah aus wie jemand, den nur noch die Verzweiflung vorantreibt.
    Im Kofferraum lag eine
Reisetasche mit ein paar Klamotten — und daneben, eingehüllt in eine Decke,
sein Jagdgewehr.
    Erich Schulten hatte früher
gejagt — als die Zeiten noch rosig waren. Damit war es schon lange vorbei. Aber
er besaß noch seine Jagdgewehre und war berechtigt dazu. Jetzt sollte ihm der
Stutzen Mittel zum Zweck sein. Er wollte die Waffe gebrauchen, aber nicht auf
unschuldige Tiere richten, sondern auf Bernd Riedmeyer, den Liebhaber seiner
Frau, den Dreckskerl, der doppeltes Spiel getrieben und ihn hintergangen hatte.
    Oh ja! Schulten hatte einen
Plan.
    An der Tankstelle mitten im
Dorf war eine junge Frau zuständig. Sie machte das nur nebenbei, hatte gerade
ihr Baby versorgt und kam aus dem Haus, wo auch ein kleiner Laden war für
Zeitschriften, Tabakwaren, Weine und Souvenirs. Sie hatte langes dunkles Haar
und eine ziemlich lange Nase im hübschen Gesicht. Dunkle Augen lächelten
Schulten an. Aber ihm war nicht nach Freundlichkeit.
    „Io ho molta
fretta“, polterte er los. „Mi faccia il pieno di benzina super. (Ich habe es sehr eilig. Füllen
Sie mir den Tank mit Super.).“
    „Si, Signore. Subito.“
    Aber sie machte dann doch sehr
langsam, während er aufs Lenkrad trommelte.
    Sie fragte etwas. Er verstand
nicht und zuckte die Achseln. Sein Italienisch beschränkte sich auf ein paar
Überlebens-Phrasen für Hotel, Tankstelle und Apotheke. Marion dagegen — zur
Hölle mit ihr! — hatte Italienisch gelernt: Grundkurs, Kurs I für Fortgeschrittene
und Kurs II. Sie konnte sich mit den Einheimischen verständigen und blühte
dabei auf.
    Endlich war der Tank gefüllt.
Schulten bezahlte, gab Trinkgeld und fuhr weiter.
    Mit jedem Meter, mit dem er
sich dem Ziel näherte, schien sich sein Pulsschlag zu erhöhen. Als Schulten
durch das Felsentor fuhr, wurde ihm für einen Moment schwindelig.
    Er biss die Zähne zusammen. Er
blinzelte. Das grelle Licht. Er hatte die Sonnenblende heruntergeklappt, aber
das genügte nicht mehr. Er setzte die alte Ray-Ban auf, die er vor 20 Jahren in
London gekauft hatte. Die Gläser waren verschmiert. Er musste halten und
polieren. Dann hatte sich die einzige Wolke am Himmel vor die Sonne geschoben
und schien dort zu parken. Er brauchte die Brille nicht mehr.
    Sein Plan war einfach. Er
wollte den Spieß umdrehen. Bernd Riedmeyer vor der Mündung des Gewehres. Bernd
mit käsigem Gesicht und schlotternden Knien. Und er, Schulten, würde seine
Bedingung stellen.
    Im Weiterfahren murmelte er vor
sich hin.
    „Tja, meine liebe Marion, du
Flittchen, so einfach speist du mich nicht ab. Ihr beiden habt euch das zu
leicht vorgestellt. Ich werde hier warten mit deinem Bernd. Und wehe, er muckst
sich. Dann hat er heile Kniegelenke mal gehabt. Du, Marion, fährst zurück.
Vorher rufst du deinen Banker an. Damit er auch alles vorrätig hat. Denn du
holst eine Million in bar. Ein bisschen ungewöhnlich. Aber der stellt bestimmt
keine Fragen. Und wenn doch: Du hast was vor damit im Ausland und der Verkäufer
will’s cash ( Barzahlung ). Klar?! Ich will nicht dein ganzes Geld. Nein,
so einer bin ich nicht. Euch soll’s nicht schlechter gehen als mir. Aber die
eine Million, die kriege ich! Klar?! Und lass dir raten: Versuch keinen
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