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Verschleppt ins Tal Diabolo

Verschleppt ins Tal Diabolo

Titel: Verschleppt ins Tal Diabolo
Autoren: Stefan Wolf
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seid unser
Druckmittel. Wenn uns die Bullen zu nahe rücken, machen wir Hackfleisch aus
euch.“
    „Aber ich... das... geht
nicht.“ Jetzt verlor der Oldie die Fassung. „Meine Frau hat morgen Geburtstag.“
    „Den könnt ihr nachfeiern. Und
wenn du brav bist, darfst du sie anrufen von unterwegs. Los jetzt! Einsteigen!“
    Mit der Pistole wies er zum
geöffneten Heck des Carambas.
    „Moment!“, sagte in diesem
Moment der Gelbe. „Guck mal her!“
    Der Rote drehte sich um. Der
Sehschlitz seiner schwarzen Strumpfmaske war weiß umsäumt — wie auch beim
Gelben. Irgendwelche Augen starrten Tim und Gaby an.
    „Was meinst du?“
    „Siehst du nicht, welche Asse
uns das Schicksal zuspielt? Ach so! Du hast ja die Zeitung nicht gesehen. Also
— dieser kräftige Jüngling heißt Eugen-Marcel und ist der Sohn vom
Oberbürgermeister.“
    Hölle und Teuro!, dachte Tim.
Ich ahne Schreckliches.
    „Den können wir gebrauchen“,
fuhr der Gelbe fort und schien unter seinem Gesichtsschutz zu feixen. „Aber es
kommt noch besser. Ich kenne auch das Mädel. Ist die Tochter von einem, den ich
gern bei den Würmern wüsste. Ist die Tochter von Kommissar Glockner.“
    Der Rote stieß einen Pfiff aus.
    „Wir nehmen nicht die mit“,
sagte der Gelbe und wies auf die Wachleute, „sondern den Nachwuchs. Erstens
sind’s Promi-Kids. Das macht bei eventueller Freipressung was her. Zweitens
sind’s Jugendliche. Da ist das öffentliche Mitgefühl gleich noch größer.
Drittens sind sie leichter zu handhaben als die Uniform-Profis.“
    „Tolle Idee!“ Der Rote
klatschte sich mit der Pistole an den Schenkel. „Super, Stri... äh, so machen
wir’s. Dann... äh... müssen wir die Handschellen aufteilen.“
    Tim hatte den Arm um Gaby
gelegt. Eine Hand berührte ihren Rücken und er spürte, wie ihr Herz hämmerte.
Sie sah ihn an. Ich fasse es nicht, sagte ihr Blick. Ich will nicht nach Genua.
Ich will zu Papi in die Klinik. Verdammte Kiste!
    Tim hatte blitzschnell erwogen,
ob es Sinn machte, seine wahre Identität (wer man ist ) einzubringen. Er
entschied sich dagegen. Möglicherweise hätten ihn die Gangster zurückgelassen,
von seiner Freundin getrennt. Denn Gaby war Gaby und als Geisel ideal. Scheint
heute nicht unser Tag zu sein, dachte Tim. Eine Minute später — und wir hätten
nur den leeren Transporter vorgefunden. Na ja, was mich betrifft ist die Chose
gar nicht so uncool. Ob ich leicht zu handhaben bin, wird sich noch
rausstellen. Aber Gabys Mitfahrt — verdammt!
    „Ich füge mich natürlich“,
erklärte er laut. „Und als Geisel bin ich von enormem Wert. Deshalb ist es doch
sinnlos, auch noch meine Freundin mitzuschleppen. Sie hat gerade die Masern
gehabt und muss in die Klinik zur...“
    „Schnauze!“, fuhr ihn der Gelbe
an, der jetzt hinter ihm stand. Gleichzeitig erhielt Tim einen Stoß mit der MP
zwischen die Schulterblätter. Es schmerzte höllisch.
    „Ihr kommt beide mit!“,
erklärte der Rote. „Im Doppelpack seid ihr am wertvollsten.“
    Die Gangster verfügten nur über
zwei Paar Handschellen. Während der Gelbe mit seiner MP die Bewachung übernahm,
befreite der Rote die Wachleute von den stählernen Fesseln, aber nur, um sie
dann mit einer Handschelle aneinander zu ketten. Freilich wurde die Kette vorher
durch den Spalt des linken Flügels an der Hecktür geführt.
    Der jüngere Wachmann stand an
der Außenseite der Tür, angekettet mit linker Hand. Sein Kollege stand an der
Innenseite, festgemacht mit der rechten Hand. Die beiden sahen sich nicht.
Wenigstens konnten sie miteinander reden. Weg konnten sie auch nicht. Sie
hätten den gepanzerten Türflügel abreißen müssen.
    Mit der anderen Handschelle
wurden Tim und Gaby aneinander gefesselt: Gabys linke Hand und Tims rechte
erhielten den stählernen Reif.

17. Verschleppt
     
    Niemand weiß, warum. Aber
bisweilen gibt es widrige Umstände, die alles noch schlimmer machen.
    So kann es geschehen, dass eine
Straße, die ohnehin wenig befahren ist, plötzlich gemieden wird, als wäre dort
der Boden verseucht. Tatsache war: Auf der Zufahrt zur Stadtrand-Klinik, dem
alten Zubringer zur Autobahn, kam während der nächsten anderthalb Stunden
niemand vorbei. Kein Auto, kein Jogger, kein Radler, kein Spaziergänger, nicht
mal Katze oder Hund. Vielleicht lag’s an den offiziellen Besuchszeiten der
Klinik, die erst um 14 Uhr begannen. Denn zu der Zeit strömten dann plötzlich
die Leute herbei. Karl und Klößchen waren die Ersten.
    Das änderte nichts daran:
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