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Verschleppt ins Tal Diabolo

Verschleppt ins Tal Diabolo

Titel: Verschleppt ins Tal Diabolo
Autoren: Stefan Wolf
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Ist diese
Höhle denn nicht verschlossen?“
    „Nein. Oder soll ich
zentnerschwere Steinquader davor schieben? Dazu bräuchte ich einen Bagger.
Vielleicht hätte ich mit einem deiner schweren Bagger hierher fahren sollen.
Hähäh!“
    „Hör auf mit deinen blöden
Witzen, Bernd. Was hast du jetzt gemacht?“
    „Das Gleiche wie beim ersten
Mal. Nur sorgfältiger. Sie liegt in der Höhle, ist gefesselt an Händen und
Füßen, kann sich auf dem bequemen Laubbett ausruhen. Ich habe noch ‘ne Decke
draufgelegt, die hier rumlag. Zum Höhleneingang kann sie sich nicht wälzen oder
rollen. Denn ich habe ihr ein Seil um die Hüften geschnürt und an einem
Felsvorsprung festgemacht.“
    „Sind ihre Augen verbunden?“
    „Bevor ich weg bin, habe ich
ihr den Schal von den Augen genommen.“
    „Mensch, sei vorsichtig! Sie
hat mir vorhin erzählt, der Maskierte rieche nach deinem Rasierwasser. Und er
bewege sich wie du.“
    „Alle Achtung! Eine gute
Beobachterin.“
    „Mensch, kapierst du nicht? Das
kann gefährlich für dich werden.“
    „Und? Was schlägst du vor? Soll
ich sie in der Höhle verschmachten lassen?“
    Marion war aus dem Schlafzimmer
gekommen, trug jetzt ein leichtes Sommerkleid und setzte sich neben ihn. Er
grinste und hielt den Hörer so, dass sie mithören konnte.
    „Mir ist egal, was aus ihr
wird“, tönte Schultens Stimme durch die Leitung. „Von mir aus kann sie dort
verrotten.“ Marion nahm Bernd den Hörer aus der Hand. „Das höre ich aber gar
nicht gern, lieber Erich.“
    Stille. Dann ein japsender
Laut. „Ma... Marion?“
    „Wer denn sonst, lieber Erich?“
    „Du... du... Ich denke... du...
Was... was soll das heißen?“
    Ihre Stimme klang seidig, auch
ihr Lachen. Für Schulten musste das schlimmer sein, als wenn sie ihn
angeschrien hätte.
    „Das heißt, Erich, dass du das
übelste Dreckstück bist, das ich kenne. Außerdem bescheinige ich dir: Du bist
dümmer als Hundekacke. Und jetzt hör genau zu! Versuch gar nicht erst, an mein
Geld ranzukommen. Das habe ich nämlich vor drei Tagen auf einem anderen Konto
deponiert. Auf einem Konto, zu dem du keine Vollmacht hast. Das habe ich ausdrücklich
verfügt. Bernd und ich sind seit langem ein Paar und das werden wir auch
bleiben. Aber du Mistkerl entfernst dich aus meinem Leben und zwar sofort. Du
hinterlässt einen Brief, in dem du erklärst, dass du unsere zerrüttete Ehe
aufgibst, mich verlässt und mich freigibst. Und wehe du nimmst irgendwas von
Wert mit aus dem Haus. Dann lassen wir dich auffliegen und du kommst aus dem
Gefängnis nicht mehr raus. Was aus dir wird, ist mir egal. Geh zu den Pennern,
geh betteln — zu etwas anderem taugst du nicht mehr. Hast du das geschnallt, du
Mistkerl?“
    Am anderen Ende der Leitung war
nur ein Röcheln.
    „Ob du das begriffen hast?“
Ihre Stimme wurde schärfer. „Ja. Ich... Ja.“
    „Morgen bist du verschwunden.“
    „Kann... kann ich... meine
Anzüge...“
    „Deine Klamotten nimm mit.
Deine Privatsachen auch. Was ich von dir noch vorfinden sollte, landet im
Müll.“
    „Marion, ich ..jaulte er los.
    Aber sie legte auf.

16. Zur falschen Zeit zum falschenOrt
     
    Der nächste Tag war sonnig,
aber etwas kühler. Tim trug seine rote Windjacke über dem orangefarbenen
T-Shirt, als er Gaby mittags von zu Hause abholte. Auch während dieser
Pfingstferien war Tim im Internat geblieben — als einziger Schüler in den
riesigen Gebäuden, denn seine Mutter kam erst nächste Woche aus Amerika
herüber: aus New York, wo sie als Assistentin bei ihrem künftigen Mann
arbeitete, einem bekannten TV-Reporter. Gegen ihn als Stiefvater hatte Tim
nichts einzuwenden. Im Gegenteil. Sie verstanden sich bombig. Allerdings — in
letzter Zeit sah Tim seine Mutter nur selten. New York-City — das ist eben
nicht gleich um die Ecke, sondern bedeutet sieben Stunden Flugzeit, mit
Rückenwind etwas weniger.
    „Hallo, Pfote!“ Er küsste Gaby
auf die Wange.
    Seine Freundin trug violette
Jeans und ihren lindgrünen Sportblouson. „Wir sind früh dran, Tim.“ Sie
lächelte. „Umso mehr freut sich dein Vater.“
    „Karl hat mich angerufen. Die
Buchhandlung hat das Buch für Papi vormittags noch nicht gehabt. Aber es wird
garantiert bis spätestens 14 Uhr angeliefert. Weil ich wusste, dass du jetzt
schon kommst, habe ich gesagt, dass wir zwei nicht warten, sondern gleich zur
Stadtrand-Klinik fahren. Wäre ja blöd, zwei Stunden zu vertrödeln. Karl holt
dann das Buch ab, trifft sich am Neptuns-Brunnen mit
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