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Verschleppt ins Tal Diabolo

Verschleppt ins Tal Diabolo

Titel: Verschleppt ins Tal Diabolo
Autoren: Stefan Wolf
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Ruhe. Bernd wusste, wohin sein Weg führte.
    Der Bungalow, teils aus
Naturstein erbaut, schmiegte sich an einen Hang. Hohe Pinien hielten Wache zu
beiden Seiten. Marions Wagen — dem nichts fehlte, der null Panne gehabt hatte;
alles das war nur Marions inszeniertes Theater gewesen, um Erich die Nerven zu
fetzen — Marions sandfarbener Touring stand schräg hinterm Haus. Und dort war
auch der Liegestuhl aufgestellt, aus dem sie jetzt aufstand.
    Sie lagen sich in den Armen und
schmatzten sich ab.
    Marion Schulten war fast so
groß wie Bernd, war schmal und schlank bis zur Dürre. Sie hatte kurzes
Blondhaar mit Ponyfransen, die jetzt etwas verschwitzt waren. Ihr Gesicht mit
den stahlgrauen Augen näherte sich dem Ende der so genannten besten Jahre. Aber
Marion pflegte sich mit Hingabe und hielt auf Eleganz. Ihr Parfümverbrauch
grenzte an Wahnsinn. Bernd war überzeugt: Für Fliegen und Insekten in ihrer
Nähe war’s tödlich. Manchmal suchte er den Boden ab, um Kadaver zu finden.
    Sie trug Jeans und ein rotes
Bikini-Oberteil.
    „Du hast dich beeilt, Berni.
Wunderbar! Hier kann man durchatmen.“
    Er grinste. „Ich erwarte
nachher ein Fünf-Gänge-Menü.“
    „Klar doch. Wir fahren ins Dorf
und essen in der Laconda. Die ist immer noch so gut.“
    „Ich dachte, du kochst.“
    „Machst du Witze?“
    Sie kochte nicht gern. Was sie
diesbezüglich vorhin am Telefon geredet hatten, war Spaß gewesen.
    Er trug seinen Koffer ins Haus.
Er duschte. Sie leerten zusammen eine Flasche Landwein.
    „Jetzt rufe ich Erich an“,
sagte sie. „Die nächste Szene. Er soll schmoren, der Dreckskerl. Vielleicht
fällt er um und dreht die Hufe nach oben. Soll mir recht sein.“
    Bernd grinste und setzte sich
dicht neben sie auf die Couch. Marion wählte und hatte Glück. Nach dem vierten
Läuten nahm Schulten ab.
    „Baufirma Erich Schulten.“ Es
klang, als spreche er von nebenan.
    Marion atmete heftig wie nach
raschem Lauf.
    „Erich, ich bin’s.“
    Sekundenlang Stille. Dann:
„Du... du... Marion?... Ja.“
    Sie keuchte noch heftiger.
„Erich, dieser... dieser Kerl hat mich überwältigt. Und verschleppt. Ein
Maskierter. Er... er... Aber ich konnte mich befreien. In eine Felshöhle hat er
mich... Ich bin weggelaufen. Jetzt bin ich wieder hier... hier im Bungalow.“
    „Mein Gott, Marion!“ Er brüllte
fast. „Das ist... Ich bin fast gestorben vor Angst. Verschleppt, sagst du? In
eine Felshöhle? Also doch!“
    „Was meinst du? Was heißt also
doch? Wieso ist keine Polizei hier? Du hast sie doch gleich
    „Nein!“, fiel er ihr ins Wort.
„Konnte ich nicht. Es ist eine Entführung. War eine, meine ich. Der... der
Kidnapper rief mich an. Er fordert Geld für deine Freilassung. Ich darf die
Polizei nicht einschalten.“
    „Aber jetzt brauche ich
Schutz!“ Sie kreischte. „Schutz, Erich! Der Kerl... Ich weiß nicht, wo er ist.
Wenn er merkt, dass ich nicht mehr in der Höhle bin, macht er’s nochmal.“
    „Beruhige dich! Ja, du brauchst
Schutz.“
    „Du! Weißt du, was mir auffiel?
Der Kerl hat das gleiche Rasierwasser wie Bernd Riedmeyer.“
    „Äh... tatsächlich?“
    „Überhaupt... Er hat mir zwar
gleich die Augen verbunden. Aber in der Höhle habe ich ihn dann doch gesehen.
Er bewegt sich auch wie Bernd Riedmeyer.“
    „Na ja, vielleicht kommt’s dir
so vor. Aber den Riedmeyer habe ich vorhin in der Stadt gesehen. Der ist hier.“
    „Er soll doch einen Bruder
haben. Aber was reden wir! Ich brauche Polizeischutz. Wen... wen rufe ich da
an?“
    „Du hast doch das Telefonbuch
der Provinz.“
    „Ja. Aber ich finde es nicht.
Ich... ich fahre ins Dorf. Wo ist nur der Autoschlüssel?! Erich, ich glaube,
der Kerl hat ihn mitgenommen und... Neiiiiiiiiiiin!“

    Ihr Schrei konnte es mit einer
Heulboje aufnehmen. Bernd stieß mit dem Fuß einen Stuhl um. Er polterte auf die
Dielen. Beide keuchten nah am Hörer, als finde ein Kampf statt auf Leben und
Tod.
    „Lassen Sie mich los!“ Marion
schrie. „Erich, er ist wieder da, der Maskierte. Nicht nochmal! Diese Höhle!
Das halte ich nicht aus. Ich...“
    Bernd unterbrach die
Verbindung. Beide ließen sich zurücksinken auf die Couch und lachten aus vollem
Hals.
    „An uns“, Marion wischte sich Lach
tränen aus der Wimperntusche, „sind Schauspieler verloren gegangen.“
    „Ich hab ja nur gejapst und den
Stuhl umgeworfen.“
    „Auch das will gekonnt sein.
Berni, jetzt hat Erich wieder Oberwasser. Jetzt wartet er auf deinen Anruf.“
    „Den kriegt er. Aber erst
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